Das große Stühlerücken in der Formel 1 kann beginnen: Durch Kimi Räikkönens am Mittwochabend verkündeten Rücktritt aus der Königsklasse zum Saisonende eröffnen sich nun gleich zahlreiche Optionen. Schon vor der Ankündigung des Finnen kochte die Gerüchteküche insbesondere mit Blick auf Alfa Romeo und Williams hoch.

Einem Bericht des in der Regel gut informierten Fachportals 'Racefans.net' zufolge soll bei Alfa Romeo Antonio Giovinazzi den Hut nehmen müssen. Somit wären bei den Schweizern gleich beide Cockpits frei. Eines für Valtteri Bottas, der sein Cockpit an George Russell verlieren soll. Das berichteten auch weitere Medien wie RTL auf Basis ungenannter Quellen. Mit Alfa Romeo wird der Finne schon seit Wochen in Verbindung gebracht.

Red Bull: Großes Interesse an Alex Albon

Das andere Alfa-Cockpit soll dem Racefans-Bericht zufolge an Mercedes' Formel-E-Weltmeister Nyck de Vries gehen. Wie bei Bottas sollen auch hier gute Beziehungen von Mercedes-Teamchef Toto Wolff zu Alfa-Teamchef Frederic Vasseur eine Rolle spielen. Der von Williams zu Mercedes wegbeförderte Russell solle unterdessen durch Alexander Albon ersetzt werden, so der Bericht. Der 2020 von Red Bull aussortierte Brite würde somit nach nur einem Jahr in der DTM sein F1-Comeback feiern.

Insbesondere im letztgenannten Fall verdichten sich nun ganz klar die Anzeichen, allerdings nicht nur mit Blick auf Williams. Am Freitag bestätigte Red Bulls Teamchef Christian Horner in Zandvoort eindeutig das Interesse an Albon. "Alex verdient nächstes Jahr einen Platz in der Formel 1 und es gibt jede Menge Interesse an ihm", sagte der Brite. "Wir tun, was immer wir können, um das zu ermöglichen."

Horner erwartet Albon-Entscheidung in Kürze

Damit meint Horner weniger eine finanzielle Mitgift. "Wir versuchen ihm zu helfen, aber er ist gut genug, dass er keine finanziellen Pakte braucht", sagte Horner. Nicht in Frage kommt ein Comeback bei AlphaTauri. Horner: "Wir schauen auf externe Teams." Beim eigenen Ausbildungsstall sind Pierre Gasly und Yuki Tsunoda formal noch nicht für 2022 bestätigt worden, der Franzose verfügt allerdings über einen mehrjährigen Vertrag mit Red Bull, ist deshalb nahezu 100-prozentig gesetzt. Auch mit Tsunoda will man es trotz bislang durchwachsener Leistungen weiter versuchen."

Stattdessen soll es entweder Alfa Romeo oder Williams werden, wie Horner eindeutig verrät. "Sowohl Williams als auch Alfa haben ihr Interesse ausgedrückt", berichtete Horner. Allzu lang soll eine Entscheidung auch nicht mehr auf sich warten lassen. Horner: "Wir wollen ihn wieder in der Formel 1 fahren sehen. Hoffentlich klärt sich das in den nächsten paar Tagen."

Wolff lenkt ab: Albon der Hauptprotagonist

Ob Red Bull den Thai-Briten dafür auch gänzlich aus seinem Vertrag entlassen würde, bestätigte Horner nicht direkt. "Wir wollen ihn Rennen fahren sehen. Wir werden alles versuchen, was wir können, um sicherzustellen, dass er nächstes Jahr wieder ein Cockpit erhält", sagte Horner. "Die Gespräche laufen gerade. Ich bin sicher, dass sich das über die nächste Woche hinweg auflösen wird. [...] Er verdient nächstes Jahr eine Gelegenheit in der Formel 1."

Dem schloss sich Toto Wolff in derselben Pressekonferenz vollumfänglich an. Der Mercedes-Leiter nutzt die Aufmerksamkeit um Albon, um von den Gerüchten um seinen eigenen Fahrer Nyck de Vries abzulenken. "Gerade geht es mehr um Alex Albon, der wie Christian sagt einen Platz verdient. Er ist gerade der Hauptprotagonist in diesem Stühlerücken", sagte der Wiener.

Nyck de Vries: Wolff will Weltmeister lieber in Formel E halten

De Vries habe für 2022 ohnehin ein sicheres Werkscockpit bei Mercedes in der Formel E. Genau dort würde Wolff den Niederländer auch gerne weiterhin sehen. "Er hat die Formel-E-WM gewonnen und uns geholfen, auch die Konstrukteurs-WM zu gewinnen. Er ist ein extrem wichtiger Teil des Teams", sagte Wolff. Angesichts dieser Leistungen sei es nur logisch, dass die Leute wieder auf De Vries aufmerksam geworden seien, so Wolff. "Deshalb finden Gespräche statt", bestätigte der Österreicher zumindest die Grundlage der Gerüchte.

Wirklich begeistert von der Vorstellung gab sich Wolff allerdings nicht. "Für mich ist es das Wichtigste, dass er in der Familie bleibt. Ich will ihn zu diesem Zeitpunkt nicht für eine weitere Formel-E-Meisterschaft verlieren", sagte Wolff. "Aber ich würde ihn auch nicht für die Formel 1 blockieren.