Sebastian Vettel kann sich über fünf WM-Punkte für einen fünften Platz beim Großen Preis von Belgien 2021 nur bedingt freuen. Das liegt allerdings weniger daran, dass die FIA beim Formel-1-Rennen in Spa-Francorchamps nur halbe Punkte verteilte, weil die dafür nötige Renndistanz von 75 Prozent bei weitem nicht erreicht wurde. Insgesamt nur drei Runden drehten die Fahrer nach mehr als dreistündiger Wartezeit im belgischen Starkregen hinter dem Safety Car, dann war der nie richtig freigegebene Grand Prix bereits Geschichte.

Geht es nach Vettel, hätte es genau deshalb am besten keine WM-Zähler gegeben - für niemanden. "Was haben wir heute schon gemacht? Ich weiß es nicht. Ich dachte, wir müssen sogar 25 Prozent des Rennens fahren, um Punkte zu bekommen", sagt Vettel, völlig erstaunt, überhaupt mit Zählbarem aus den Ardennen in Richtung Zandvoort weiterzureisen. In den benachbarten Niederlanden steigt bereits am kommenden Wochenende das nächste Formel-1-Rennen.

Formel 1 Spa 2021: Qualifying wichtiger als in Monaco

Belohnt wurden in Spa alle Fahrer, die im bereits völlig chaotischen Regen-Qualifying den besten Durchblick behielten. Die Startaufstellung entsprach am Ende auch dem Endresultat, kleinere Verschiebungen wegen Verstößen gegen die Parce-fermé-Regeln ausgeklammert. Auf der Strecke allerdings wurde an diesem Sonntag in Spa-Francorchamps nicht überholt. Weder attackieren noch verteidigen musste sich ein einziger Fahrer.

Die Punkte gab es also im Grunde schon für das Qualifying - nur mit einem Tag Verspätung. "Das ist doch ein Witz. Wenn du eine Belohnung für das Qualifying willst, dann solltest du direkt Punkte für das Qualifying bekommen", sagt Vettel.

Vettel: Entscheidung für Abbruch unpopulär, aber richtig

Für die vorsichtige Herangehensweise der Rennleitung zeigt der Aston-Martin-Fahrer Verständnis. "Keiner will, dass sich jemand verletzt. Wir wollen uns im Auto nicht verletzten und wir wollen auch nicht, dass sich Zuschauer verletzten. Das ist immer Prio Nummer eins. Vielleicht ist das keine populäre Entscheidung, aber bei diesen Bedingungen die richtige Entscheidung", kommentiert Vettel bei Motorsport-Magazin.com den letztendlichen Abbruch.

Erst am Vortag hatte Vettel nach einem Crash Lando Norris' noch auf die Rennleitung geschimpft, weil in seinen Augen das verregnete Qualifying nicht rechtzeitig abgebrochen worden war. Dort seien die Bedingungen allerdings anders gewesen. "Gestern gab es viel mehr stehendes Wasser und wir fahren alleine. Racing ist aber anders, da folgst du einander. Du kannst das Rennen ja nicht mit 15 Sekunden Abstand zwischen den Autos starten", sagt Vettel.

Vettel schon auf P5 im Blindflug wegen Gischt

Das Problem, so berichteten nicht nur der viermalige Formel-1-Weltmeister, sondern so gut wie alle Fahrer, war am Sonntag tatsächlich nicht einmal die Menge des Regens, sondern schlichtweg die schlechte Sicht durch das hinter den Formel-1-Autos aufgewirbelte Wasser (Spray]. "Wir sind da ein bisschen ausgeliefert. Man sieht einfach nichts. Ich war im vorderen Feld, Fünfter, und hatte schon zu kämpfen, etwas zu sehen", berichtet Vettel. "Und je weiter hinten du bist, desto schlechter wird es, aber schon bei mir war auf den Geraden nichts zu sehen."

Vettel wutentbrannt! Ist die Eau Rouge zu gefährlich?: (09:38 Min.)

Nur das Wasser hätten die Regenreifen am Sonntag besser verdrängen können als am Samstag. "Aber das Spray wirst du nicht los", schildert Vettel. "Und dann ist es unmöglich. So sind einfach die Autos, die ziehen das Wasser aus dem Asphalt."

Sebastian Vettel leidet mit Fans in Spa

So richtig die Entscheidung für Vettel "vielleicht" war, so sehr leidet der Hesse mit den Fans. "Das ist natürlich eine große Enttäuschung", sagt Vettel. "Wir waren ja immerhin trocken und warm. Aber mit den Leuten habe ich schon während der Fahrerparade Mitleid gehabt. Dass die jetzt drei Stunden da auf den Tribünen und Hängen gesessen sind, ist natürlich bitter und extrem schade. Ein echter Anti-Höhepunkt."

Schwer sei die Entscheidung deshalb zwar gewesen. "Es gibt verschiedene Interessen", weiß Vettel. "Aber das höchste Interesse sollte unsere Sicherheit sein und in der Hinsicht war es sicherlich die richtige Entscheidung", ergänzt der GPDA-Direktor. "Es war nicht nötig, dieses Risiko einzugehen."

Vettel setzte große Hoffnungen in Regenrennen

Für seinen eigenen Ambitionen wäre ein Regenrennen in Spa derweil womöglich gar nicht einmal so schlecht gewesen, vermutet der Aston-Pilot. Vettel: "Ich wäre gerne im Regen gefahren, weil ich glaube, dass wir noch etwas mehr Boden gutgemacht hätten. Ich habe mich da echt wohlgefühlt."