Der Ungarn GP war für Williams ein historisches Ereignis. Mit den Plätzen sieben und acht fuhren Nicholas Latifi und George Russell nicht nur die ersten Punkte für den Rennstall seit dem Deutschland GP 2019 ein. Gleichzeitig überholte die Mannschaft von Teamchef und CEO Jost Capito Alfa-Sauber im Kampf um Platz acht in der Konstrukteursweltmeisterschaft.

Eigentlich wären Latifi und Russell Achter, respektiver Neunter geworden. Weil Sebastian Vettel aber nach dem Rennen disqualifiziert wurde, rückten die beiden Williams-Wagenlenker je einen Platz auf. In einem Rennen hat der Traditionsrennstall deshalb mehr Punkte geholt als in den letzten dreieinhalb Jahren zusammen. Zum ersten Mal seit 1428 Tagen punktete Williams wieder zweistellig. 2017 liefen Lance Stroll und Felipe Massa in Monza auf den Plätzen sieben und acht ein.

Williams gibt zu: Autos wegen Benzin abgestellt

Dabei hätte Williams fast das gleiche Schicksal ereilt wie Sebastian Vettel. Denn durch die Benzinleitungen des Mercedes-V6 lief während des Ungarn GP mehr Benzin als ursprünglich eingeplant. "Wir mussten eine Runde länger fahren, als ursprünglich gedacht. Wenn wir das Rennen planen, gehen wir davon aus, dass wir überrundet werden", erklärt Williams Teamchef Capito im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

"Deshalb haben wir nach der Zieldurchfahrt die Autos abgestellt und rückwärts in die Boxengasse geschoben, was absolut legal und okay ist", stellt der Siegerländer klar. Unmittelbar nach der Zieldurchfahrt bekamen Latifi und Russell Funksprüche, ihre Boliden direkt am Boxenausgang abzustellen.

Vettel bekam einen ähnlichen Funkspruch - allerdings zu spät. Aston Martin informierte den Deutschen erst nach Kurve elf. In Kurve zwölf stellte Vettel sein Auto ab. Dabei hatte er aber schon fast die gesamte Ehrenrunde absolviert. Durch das vorzeitige Abstellen sparte er sich nur wenige hundert Meter des 4,3 Kilometer langen Hungarorings. Gut zwei Liter werden für eine ganze Runde im Renntempo benötigt, für die langsamere Ehrenrunde weniger. Vettel fehlten 0,7 Liter auf die geforderte Mindestmenge.

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Mindestens ein Liter Benzin muss nach Rennende noch aus den Boliden entnommen werden können. Anders als im Qualifying reicht der eine Liter auch, wenn man es nicht zurück an die Box schafft. Im Qualifying - und auch bei den Trainingssessions - wird die Menge zusätzlich gefordert, die benötigt worden wäre, um an die Boxengasse zurückzufahren.

FIA kontrollierte nur Vettel, Russell und Latifi

"Das mach absolut Sinn", stellt Capito klar. "Es gab in der Vergangenheit Fälle, dass jemand im Qualifying rausgefahren ist und sich den Sprit für die Inlap gespart hat. Wenn man dann stehen bleibt, gibt es eine gelbe Flagge oder eine Unterbrechung. Damit macht man den anderen, die im Training oder Qualifying sind, die Runde kaputt. Das ist absolut nicht Sinn der Sache. Im Rennen ist man über die Ziellinie und dann ist das Rennen vorbei."

Dass Aston Martin Vettel zum Stehenbleiben animierte, allerdings zu spät, fiel dem Rennstall noch auf die Füße. Denn die FIA kann nicht alle 20 Autos auf die Einhaltung jeder einzelnen Regel überprüfen. Deshalb werden alle Auto nur stichprobenweise gecheckt. Die Mindestmenge von einem Liter Benzin wurde nur bei Vettel, Latifi und Russell überprüft - bei den drei Autos, die nicht aus der Ehrenrunde zurückkamen.