George Russell hat es schon wieder getan. Im Formel-1-Qualifying in Silverstone fuhr der Williams-Pilot unter dem tosenden Jubel von 90.000 britischen Fans sensationell ins Q3 und dort auf den achten Startplatz für das Sprintrennen am Samstag. Der Mercedes-Junior konnte seine Fabelrunde am Freitagabend kaum fassen. Nachdem er im Training zunächst kein Land gesehen hatte, rechnete er mit einer Klatsche.

"Ich habe jetzt erst realisiert, dass wir Platz vier um nur anderthalb Zehntel verpasst haben. Das ist absolut krank!", freut sich der 23-Jährige am Mikrofon von Sky Sports F1. Nach seinen starken Leistungen in Frankreich und Österreich stand hinter der Performance des Williams in Silverstone ein dickes Fragezeichen. Nach dem ersten und einzigen Training vor dem Zeittraining am Abend schien sich die Sorge um einen Absturz ans Ende des Feldes zu bestätigen.

In der einstündigen Session am Nachmittag war Russell mit fast drei Sekunden Rückstand das Schlusslicht auf dem Zeitenmonitor. "Ich hatte im ersten Training überhaupt kein Vertrauen. Ich war mit dem Auto im Nirgendwo und habe mit dem Heck gekämpft. Und du brauchst auf dieser Rennstrecke das Vertrauen. Ich war sterbenslangsam und dachte nicht einmal, dass wir es aus dem Q1 schaffen", erklärt Russell.

Britische Fans treiben Russell zur Höchstleistung

Die Schwierigkeiten waren in der Qualifikation schnell vergessen. Im Q1 fuhr er als 14. mit einem komfortablen Vorsprung auf die Verfolger in die zweite Runde. "Als ich im Qualifying herausfuhr, hatte ich einfach das Vertrauen. Es hat so viel Spaß gemacht, ein Formel-1-Auto auf dieser Strecke ans Limit zu pushen", so Russell. Im Q2 löste er mit einer Last-Minute-Runde sein Ticket für das Finale.

Dort hatte er im Gegensatz zur Konkurrenz nur einen Versuch, eine Rundenzeit zu setzen. Während die anderen Piloten zwischen ihren beiden Runs an der Box warteten, hatte Russell die Bühne vor dem vollen Haus auf dem Silverstone Circuit ganz für sich alleine. "Ich habe im Augenwinkel gesehen, wie alle gejubelt haben. Es war ein mega Gefühl und ich habe es so vermisst", sagt der Lokalmatador.

Mit einer Rundenzeit von 1:26.971 Minuten enttäuschte er die Fans nicht. Er fuhr noch einmal eine Zehntelsekunde schneller als im Q2 und sicherte sich Startplatz acht. Die Unterstützung des Publikums brachte Russell die richtigen Vibes. "Damon [Hill] hat gesagt, dass es eine Sekunde bringt. Ich dachte mir, der lügt doch. Aber nach heute bin ich mir nicht mehr so sicher", schmunzelt er.

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Russell erleichtert: Williams versteht Auto immer besser

"Es bringt dir auf jeden Fall Rundenzeit, weil du noch motivierter und aufgeregter bist. Das hilft auf jeden Fall. Du fühlst dich ihnen gegenüber auch irgendwie verpflichtet, abzuliefern. Aber auch für mich persönlich, denn ich habe Freunde und Familie hier, die seit fast zwei Jahren bei keinem Rennen mehr waren. Dieser Druck treibt uns an", erklärt Russell.

Doch der emotionale Höhenflug alleine konnte natürlich nicht alles sein, was ihn zu dieser Performance trieb. In den vergangenen Wochen schlug Williams mit dem Setup des FW43B eine neue Richtung ein, von der man sich nicht sicher war, ob sie auch in Silverstone funktioniert. Für Russell ist die Konstanz eine Erleichterung: "Wir verstehen das Auto mit jeder Woche besser und wir wissen, wo wir es haben müssen. Das gibt mir das Vertrauen, diese Runden zu fahren."