Die Formel-1-Stewards beim Österreich GP hatten ein arbeitsreiches Wochenende. Schon am Samstag landeten zahlreiche Fälle auf ihrem Schreibtisch. Eine Strafe gab es aber nur für Sebastian Vettel. Ihm wurde angelastet, Fernando Alonso im Q2 behindert zu haben.

Die TV-Aufnahmen belegten das zweifelsohne, doch die Art und Weise, wie Vettel in diese Situation gekommen war, sorgte für reichlich Diskussionsstoff. Vettel fuhr seine gesamte Outlap extrem langsam, um rechtzeitig vor den letzten beide Kurven Abstand vom Vordermann zu nehmen - dort hatte Rennleiter Michael Masi das nämlich untersagt.

Allerdings schien Vettel der einzige Pilot gewesen zu sein, der sich an die Event Notes des Rennleiters hielt. Das Problem: Weil sich Vettel gleichzeitig an das sogenannte Gentlemen's-Agreement hielt, wurde er dabei noch von einigen Piloten überholt, denen die Übereinkunft der Fahrer egal zu sein schien.

Vettel: Ich habe nichts falsch gemacht

Das Gentlemen's-Agreement ist in keinem Regelbuch definiert. Es ist ein Übereinkommen der Fahrer, sich am Ende der Outlap nicht gegenseitig zu überholen. Vettel war gefangen zwischen Gentlemen's-Agreement und den Event Notes und hielt sich an beides.

Ausgerechnet an seinem Geburtstag bekam Sebastian Vettel eine Strafe aufgebrummt, Foto: LAT Images
Ausgerechnet an seinem Geburtstag bekam Sebastian Vettel eine Strafe aufgebrummt, Foto: LAT Images

Sein Problem: Er war plötzlich am Ende der Schlange und wurde noch vor der Start- und Zielgeraden von Fernando Alonso eingeholt, der schon auf seiner schnellen Runde war. Alonso lief in der letzten Kurve auf Vettel auf, musste ausweichen und verpasste deshalb den Einzug in das finale Qualifikationssegment.

Die Stewards luden zwar auch Valtteri Bottas und Carlos Sainz vor, die vor Vettel extrem verlangsamt hatten, bestraft wurde aber letztendlich nur der Deutsche. "Sie haben gesagt, ich habe nichts falsch gemacht. Deshalb verstehe ich nicht, warum ich eine Strafe bekommen habe", ärgerte sich Vettel im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

FIA Rennleiter Masi: Es ist simple Mathematik

"Es ist simple Mathematik, dass es auf dieser Strecke mit 15 Autos nicht funktionieren kann, wenn alle fünf bis sieben Sekunden Abstand halten wollen", verteidigte Rennleiter Masi die Piloten, die vor Vettel extrem verlangsamten. "Es gibt dann einen Ziehharmonikaeffekt. Das, was entscheidend war, war das Behindern."

Formel 1 Strafenchaos: Warum wurde nur Vettel bestraft?: (09:48 Min.)

Bottas, Sainz und Co. behinderten laut Reglement keinen Piloten auf seiner schnellen Runde, Vettel hingegen schon. Deshalb musste der Aston-Martin-Pilot am Sonntag drei Plätze in der Startaufstellung nach hinten. "Als man die Szene live gesehen hat, dachte man, dass es eine härtere Strafe geben müsste. Die Umständen, die dazu geführt haben, wie er in diese Position gekommen ist, wurden aber berücksichtigt", versucht Masi zu beschwichtigen.

Für Vettel ein schwacher Trost. "Ich war der einzig nette Kerl", ärgert er sich. Der Heppenheimer, der am Qualifying-Tag auch noch seinen 34. Geburtstag feierte, will seine Konsequenzen daraus ziehen. "Vielleicht werde ich in Zukunft weniger nett sein", kündigte er an.