Fernando Alonso schlug bei seinem Formel-1-Comeback bisher nicht wie von Experten erwartet ein. In der Weltmeisterschaft liegt er vor dem siebten Rennen in Frankreich einen Punkt vor Alpine-Teamkollege Esteban Ocon - und das auch nur wegen seinem Big Point in Baku. Dort holte der Spanier acht seiner bisher 13 WM-Zähler. Er wundert sich darüber, dass seine bisherigen Leistungen manchen Beobachter nicht genügen.

"Ich war in drei von sechs [Qualifyings] im Q3 und in drei von sechs [Rennen] in den Punkten. das ist mehr oder weniger das, was ich erwarten würde. Ich weiß nicht, was genau die Leute von meinem Comeback erwartet haben, aber ich bin zufrieden damit, wie es läuft", so der 39-Jährige, der diese Saison nach zwei Jahren Pause in die Königsklasse zurückkehrte.

2018 hatte er die Formel 1 mit wehenden Fahnen verlassen. Bei McLaren ließ er Teamkollege Stoffel Vandoorne keine Chance. Der Belgier unterlag im Qualifyingduell zu Null und hatte auch am Sonntag nichts gegen den zweimaligen Weltmeister auszurichten. Momentan ist von dieser Dominanz nichts zu sehen, denn gegen Esteban Ocon muss sich Alonso bisher deutlich länger machen als gegen Vandoorne.

Im Qualifyingduell steht es 4:2 für den Franzosen, im Rennen hat er sogar mit 5:1 die Nase vorn. Alonso räumte zu Beginn der Saison unumwunden ein, dass er noch Zeit braucht. Dennoch widerspricht er seinen Kritikern. "Ich teile nicht das Gefühl, dass ich große Probleme habe", sagt er. "Ich sehe die Schwierigkeiten nicht , von denen die Leute jede Woche sprechen."

Alonso trotz bestem Resultat in Baku nicht zufrieden

Defizite erkennt er dennoch. Dass er sich im Qualifying das Leben schwer macht, ist mit Blick auf die Ergebnisse kaum von der Hand zu weisen. Durch die Schwierigkeiten am Samstag macht er sich das Leben für das Rennen besonders schwer. "Ich muss weiter das Maximum aus dem Auto herausholen, besonders am Samstag. Das Gefühl für die Reifen ist auf den ersten Runden noch nicht sehr gut", gibt er zu.

Mit Platz sechs erreichte er in Baku vor zwei Wochen sein bis dato bestes Resultat seit dem Comeback. Vor allem in der Schlussphase zeigte er mit beherzten Manövern den Alonso, den die Kritiker aus 2018 noch in guter Erinnerung hatten. "Ich habe drei überholt und einer ist verschwunden", flachst er. "Von dort wo ich war, konnte ich nicht sehen, dass Lewis die erste Kurve verpasst hat."

So richtig zufrieden war er trotzdem nicht. "Ich habe mich für das Team und über die Punkte gefreut, aber die Rennpace war in Baku nicht so toll", relativiert er die Leistung . Damit solche Resultate wieder Gewohnheit werden, muss Alpine beim Heimrennen in Le Castellet an seine Form vor den Stadtkursen in Monaco und Baku anknüpfen.

Alpine will 2021 bis zum Schluss kämpfen

"Mein Gefühl für das Auto wird besser und besser, um das Maximum herauszuholen. Seit Portugal habe ich einen deutlichen Schritt gespürt, was das Gefühl im Auto angeht", so Alonso, der für Frankreich optimistisch ist. "Wenn wir Portimao und Barcelona als letzten Vergleich nehmen, hatten wir da einen positiven Trend. Ich sehe keinen Grund, weshalb wir hier nicht konkurrenzfähig sein sollten."

In der Konstrukteursweltmeisterschaft liegt Alpine mit 25 Punkten auf der siebten Position. In den Kampf zwischen McLaren und Ferrari um Rang drei werden die Franzosen kaum eingreifen können. Stattdessen steht ihnen wohl ein Dreikampf gegen Aston Martin und AlphaTauri bevor. Alonsos großes Ziel ist zwar, 2022 mit dem neuen Reglement an der Spitze anzugreifen, doch die Ambitionen für dieses Jahr wurden keineswegs verworfen.

"Wir konzentrieren uns zuerst auf 2021, und dann blättern wir für 2022 um. Besonders für das Rennteam und die Fahrer ist es ein langes Jahr. Wir fahren bis Dezember und bis dahin kämpfen wir hart, es geht um richtige Rennen und Punkte. Für uns Fahrer, die Mechaniker und die Ingenieure liegt der Fokus voll und ganz darauf, an jedem Sonntag die Resultate zu holen", so Alonso.