Mit den Rängen acht am Vormittag und zehn am Nachmittag hat es Sebastian Vettel am Donnerstag in beiden Trainings zum Großen Preis von Monaco 2021 in die Top-10 geschafft. Derart weit vorne hatte man den viermaligen Formel-1-Weltmeister in Diensten Aston Martins bislang äußerst selten gesehen. Ausgerechnet auf der fahrerisch wohl anspruchsvollsten Strecke im F1-Kalender deutet sich nun zumindest ein kleiner Aufschwung an.

„Ich war heute Morgen ziemlich glücklich, ich bin schnell in den Rhythmus gekommen. Am Nachmittag habe ich die Sicht etwas verloren, aber es war insgesamt okay“, freute sich Vettel nach den ersten Trainings. Für die verlorene Sicht zeichnete ein tränendes Auge verantwortlich - das allerdings kein Problem mehr sein soll. „Er ist okay, es war es schon im Debrief“, versichert nun Teamchef Otmar Szafnauer am sonst freien F1-Freitag in einer virtuellen Medienrunde.

Vettel-Teamchef: Seb fühlt sich jetzt viel wohler

Die besseren Ergebnisse am Freitag führt der 56-Jährige auf zweierlei zurück. Zum einen eine weitere Modifizierung am Unterboden des AMR21. „Das gibt uns in langsamen Kurven etwas mehr Abtrieb. Deshalb wollten wir es unbedingt für diese Strecke bereit haben“, berichtet Szafnauer. Die Neuerung gilt generell, es handelt sich um kein Monaco-spezifisches Update.

Zum zweiten sei Vettel selbst jetzt kurz davor, mit Aston Martin sein volles fahrerisches Potential ausschöpfen zu können. „Ich habe erst vor diesem Wochenende mit ihm darüber gesprochen. Er ist noch nicht bei 100 Prozent. Aber er ist nah dran. Er fühlt sich schon viel wohler. Mit jedem Rennen und Qualifying kommt er näher und näher“, sagt Szafnauer.

Monaco als Beweis für Vettel-Fortschritt: Sonst keine Top-10

Die Resultate des Trainingsfreitags sieht der gebürtige Rumäne als klaren Indikator dafür. „Er fühlt sich wohler und wohler im Auto. Die Abstände sind echt eng, besonders im Mittelfeld. Wenn du dich im Auto nicht wohlfühlst und es nicht bis ans Limit pushen kannst, auch nur ein wenig weg bist, dann bist du schon eine Zehntel oder zwei weg. Aber er fühlt sich wohler im Auto - und eine schwierigere Strecke als Monaco gibt es nicht, wenn du dich nicht wohlfühlst“, sagt Szafnauer.

Heißt im Klartext: Würde sich Vettel im AMR21 inzwischen nicht fast vollständig zuhause fühlen, wäre er gerade in Monaco wohl kaum aus dem Stand zweimal in den Top-10 gelandet.

Szafnauer: Noch ein bis zwei Rennen bis 100 Prozent

Für Szafnauer liegt Vettel ohnehin voll im Plan. „Ich habe auch mit anderen Fahrern gesprochen, die ihre Teams gewechselt haben. Die durchleben ähnliche Prozesse und gingen davon aus, dass es etwa fünf Rennen dauern würde, um sich wirklich wohlzufühlen“, erinnert Szafnauer an Gespräche, etwa mit seinem ehemaligen Fahrer Sergio Perez. Das sei bei Vettel genauso. Szafnauer: „Wenn wir versuchen wollen in die Zukunft zu blicken, dann sind es vielleicht noch ein oder zwei Rennen mehr. Dann sollte er da sein. Nach Monaco also.“

Eine ähnliche Frist hatte Sebastian Vettel jüngst Ralf Schumacher gesetzt. Wenn er Lance Stroll nicht allmählich dominiere, müsse sich der Deutsche sonst fragen, wie viel Sinn alles noch mache, so Schumacher.