Mercedes hat für die Woche nach dem Monaco-GP im benachbarten Le Castellet geplante Reifentestfahrten für Pirelli abgesagt. Eigentlich hatte das Weltmeisterteam am Dienstag und Mittwoch (25./26. Mai) auf dem künstlich bewässerbaren Circuit Paul Ricard den zweiten Test der neuen Regenreifen Pirellis für die Formel-1-Saison 2022 fahren wollen. Nun kamen Mercedes Sorgen, man könne durch den Einsatz die 2021 verpflichtende Budgetgrenze von 145 Millionen US-Dollar reißen.

Hintergrund der Sorgen ist eine Testbeschränkung der Power Units innerhalb der Budgetgrenze. Maximal 5000 Kilometer dürfen zurückgelegt werden, wenn die Kosten nicht zu den 145 Millionen zählen sollen. Das ist eine der zahlreichen Ausnahmen des Kostendeckels. Der Kostenaufwand für jeden Meter darüber hinaus würde allerdings unter die 2021 neu eingeführte Budgetgrenze fallen.

Mercedes: Reifen-Test wegen Budgetgrenze zu teuer

Mercedes fürchtet nun, die Kilometervorgabe durch die Testfahrten womöglich nicht einhalten zu können. Immerhin ist das Team Anfang August auch noch für einen Test der 18-Zoll-Slicks gemeldet. Diese hatte man bereits nach dem Rennen in Imola zwei Tage lang für Pirelli getestet. Noch dazu wäre eine zusätzliche Mechaniker-Crew nötig gewesen, die weitere Kosten verursacht hätte. Dafür schien dem Team insgesamt nicht mehr genügend Spielraum vorhanden.

„Wir versuchen uns an die Budgetgrenze zu halten. Das ist nicht leicht. Wir konnten die Kosten für den Reifentest nicht auf uns nehmen und wären nicht in der Lage gewesen, unsere Mechaniker auf eine derart lange Reise zu schicken“, sagt Teamchef & CEO Toto Wolff.

Ferrari springt ein: Zweiter Regenreifen-Test

Wie wenig Spielraum bei Mercedes besteht hatte sich schon in Imola gezeigt. Dort gab Wolff zu Protokoll, der schwere Unfall zwischen Valtteri Bottas und George Russell könne wegen der starken Beschädigungen die Entwicklungspläne des W11 beeinträchtigen.

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Aus dem Testkalender streichen muss Pirelli den Termin in Le Castellet dennoch nicht. Ferrari springt für Mercedes ein. Damit testet die Scuderia bereits zum zweiten Mal die Regenreifen für 2022, auch die Slicks hat Ferrari bereits zweimal für Pirelli getestet. Ein dritter Test mit den Roten ist in Budapest vorgesehen.

Binotto stichelt: Zum Glück kein Imola-Crash

„Wir haben immer gesagt, dass 2022 bei uns höhere Priorität genießt als 2021 und wir denken, dass es wichtig für uns ist, die Pirelli-Reifen zu testen und Pirelli zu helfen, sie zu entwickeln“, sagt Teamchef Mattia Binotto. „Zum Glück hatten wir in Imola keinen Crash, also haben wir heute vielleicht etwas mehr Spielraum als Mercedes. Deshalb helfen wir gerne“, stichelt der Italiener gegen Wolff. Mercedes sieht durch die Absage zumindest keinen gravierenden Nachteil.

Pirelli zeigte sich von der Absage Mercedes überrascht. "Zum Glück war Ferrari verfügbar, sodass wir unseren Entwicklungsplan fortsetzen können wie geplant", sagt Mario Isola. Dennoch will der Italiener das Thema nun mit der FIA besprechen. "Denn wenn es dieses Jahr ein Problem ist, dann ist es das vielleicht auch nächstes Jahr. Da müssen wir eine Lösung finden."

Pirelli fordert Nachbesserungen

Pirelli hofft also auf großzügigere Ausnahmen von der Budgetgrenze. Aktuell dürfen die Teams für reine Reifentests 200.000 US-Dollar pro Tag ausgeben, ohne ihr Budget zu belasten. Das erscheint viel, reicht abseits der genannten Kilometerbegrenzung für die Power Units allerdings offenbar nicht in jedem Fall. "Das Testen von Reifen für Pirelli muss für die Teams neutral sein", fordert Isola. Reifentests sollten deshalb vollständig aus der Budgetgrenze ausgeklammert werden.