Mick Schumacher steht am Wochenende in Monaco die größte Herausforderung seiner jungen Formel-1-Karriere bevor. Der Haas-Rookie blickt mit Vorfreude und Ehrfurcht auf seine Feuertaufe in den Straßen des Fürstentums. Vater Michael Schumacher feierte in Monte Carlo fünf Siege. Für den Sohn gibt es bei der Premiere eine andere Zielvorgabe. Er will Lehrgeld vermeiden und hofft auf seine Außenseiterchance.

"Es hilft uns und mir nicht, wenn ich versuche die beste Zeit zu fahren und zwei Runden später in der Wand bin", so Schumacher vor seinem ersten Auftritt auf der Traditionsrennstrecke. Bisher durfte sich der Neuling auf permanenten und zumeist weitläufigen Rennstrecken mit viel Spielraum auf Qualifying und Rennen vorbereiten. Einzig in Imola wurden Fehler durch natürliche Track Limits in Form von Rasen und Kiesbett etwas härter bestraft.

Der erste Auftritt auf einem Stadtkurs fordert von Schumacher jedoch nochmal einen anderen Ansatz. "Die Herangehensweise ist ein bisschen anders. Vielleicht sind wir etwas vorsichtiger", sagt er. Durch die 2021 von 90 auf 60 Minuten verkürzten Freitagstrainings muss jeder Run sitzen, denn Reparaturzeit in der Box bedeutet den Verlust von wichtiger Streckenzeit.

Formel 1: Hamilton warnt vor Crash-Gefahr mit Verstappen: (09:44 Min.)

"Wir werden auch weniger Zeit haben, das Auto zwischendurch anzupassen. Das bedeutet, dass wir sehr viel und ständig fahren werden, den gesamten Tag über", sagt er mit Blick auf den Trainingstag, der in Monaco traditionell Donnerstags stattfindet. "Das wird sicher hektisch und auch eine Herausforderung, das Vertrauen aufzubauen."

Schumacher kommt mit Haas klar: Kann mich anpassen

Sein Vertrauen in den VF-21 schien an seinen ersten vier Wochenenden in der Königsklasse stetig zu wachsen. Im Gegensatz zu Teamkollege Nikita Mazepin fühlt er sich im VF-21 trotz der offenbar nicht ganz unproblematischen Balance immer mehr zuhause. Im Qualifying in Barcelona bezwang er in Form von Nicholas Latifi erstmals einen Fahrer eines anderen Teams.

"Bei mir ist es bisher nicht das Problem", sagt er mit Blick auf die Hinterachse des Autos, welche dem Stallgefährten Schwierigkeiten bereitet. "Es gibt bei den Fahrern natürlich verschiedene Stile. Einer kommt mit mehr Übersteuern im Auto klar als manch anderer. Bei uns ist es ein bisschen der Fall, dass Nikita ein stabileres Auto braucht und ich ein etwas lebhafteres."

Schumacher hofft, dass ihm seine Anpassungsfähigkeit auch im engen Leitplankenkanal zugute kommen wird: "Für mich ist es einfacher, mich an das Auto anzupassen, als zu versuchen, das Auto an mich anzupassen. Ich habe noch nicht die Erfahrung, um zu wissen, was die ganzen Setup-Optionen sind. Generell erfordert die Formel 1 einen sehr speziellen Fahrstil und ich fühle mich recht wohl und habe das Selbstvertrauen, mich recht schnell reinfühlen zu können und das Gefühl zu behalten."

Monaco für Mick Schumacher kein Schock

Die Suche nach dem Limit wird für ihn in Monaco besonders interessant. "Es ist glaube ich eine der Strecken, die am meisten Spaß machen. Man merkt wirklich, wie das Gefühl und das Wohlbefinden mit jeder Kurve und jeder Runde besser wird. Mich interessiert immer, welche Veränderung man zwischen dem ersten Training und dem Rennen in sich selbst sieht und welche Entwicklung man durchläuft", so der 22-Jährige.

Seine Erfahrungswerte auf der historischen Rennstrecke beschränken sich auf einen Auftritt in seiner Rookiesaison in der Formel 2. Der große Kulturschock blieb damals aus. "Meine erste Erfahrung auf einem Stadtkurs war Macau 2017. Das war im ersten Moment ein Schock, hat aber dennoch viel Spaß gemacht. Von daher habe ich mich hier recht schnell wohlgefühlt", erklärt er.

Das erste Mal im Formel-1-Auto wird für ihn eher von emotionaler Tragweite sein. "Es ist eine sehr besondere und historische Rennstrecke und hier als F1-Fahrer und Rookie zu sein, ist ziemlich interessant. Ich werde meine eigenen Erinnerungen und Gefühle schaffen, und mich hier einfinden", sagt er.

Schumacher hofft auf Außenseiterchance in Monte Carlo

Was die sportliche Seite angeht, schwingt die Hoffnung mit, in Monaco vielleicht im richtigen Moment die Außenseiterchance zu ergreifen: "Ich habe Respekt vor der Rennstrecke, weil es eine ist, wo der Fahrer den Unterschied machen kann. Es geht für mich einzig darum, Selbstvertrauen aufzubauen. Wenn du es hast und andere vielleicht nicht, gibt es vielleicht eine Chance."

Dementsprechend kann er sich trotz aller Vorsicht in den Trainings nicht nur zurückhalten und die sichere Tour fahren. "Wir wollen Daten sammeln, die uns am Wochenende weiterbringen. Von daher ist es wichtig, schnell zu sein, was die Punkte angeht, die uns wichtig erscheinen", so Schumacher.