Lewis Hamilton schreibt die Formel-1-Geschichtsbücher schon seit Jahren neu. Beim Qualifying zum Großen Preis von Barcelona 2021 knackte er eine weitere schier uneinholbare Marke. Der Mercedes-Fahrer erreichte in einem spannenden Zeitentraining zum 100. Mal in seiner Karriere die erste Startposition. Der Vorsprung auf Max Verstappen war aber denkbar gering.

Hamilton fassungslos: Das ist verrückt

"Es ist verrückt. 100 Poles und es fühlte sich noch immer an, wie eine der ersten", fasste Lewis Hamilton seine Stimmungslage nach dem Qualifying auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya zusammen. "Diese Marke ist etwas, das mir niemand je zugetraut hätte und das ich mir auch selbst nie erträumt hätte", staunte der Brite und resümierte über seine bisherige Karriere: "Was es noch viel spezieller macht ist, wenn ich daran denke wie viele Qualifying-Session ich gefahren bin, wie oft wir unser Ziel knapp verfehlten und wie viele Fehler ich gemacht habe. So viele Momente, die in der Entwicklung geholfen haben."

Hamilton gewinnt Hundertstel-Krimi

Der hundertsten Karriere-Pole des Rekord-Jägers Hamilton ging ein - mal wieder - unglaublich enges Q3 voraus, bei dem Sekundenbruchteile für die Entscheidung sorgten. Zum dritten Mal in Serie beträgt der Abstand zwischen Platz 1 und P2 deutlich weniger als eine Zehntel. Doch nicht nur deshalb war die achte Mercedes-Pole in Serie beim Spanien GP eine hart erkämpfte. Lewis Hamilton erklärte, dass er sich während der Qualifikation nicht ganz mit dem Setup anfreunden konnte.

"Wir haben vor dem Qualifying etwas am Fahrzeug-Setup angepasst und sobald ich auf meine erste Runde gefahren bin, merkte ich: Das war keine gute Änderung", sagte der siebenfache Formel-1-Weltmeister und gab zu, dass er daran gezweifelt hatte, ob er Verstappen noch schlagen konnte.

Auf dem entscheidenden Versuch im entscheidenden Qualifying-Segment gelang es Hamilton aber noch ein paar Feinheiten zu optimieren. "Es ist verrückt, dass wir nach all diesen Jahren immer noch kleine Verbesserungen finden können". Ein kleiner Schreckmoment ereignete sich dann noch in Kurve 13, als der Red Bull von Sergio Perez, der vor den drei Pole-Anwärtern unterwegs war, einen Dreher verzeichnete. Es wurden aber keine gelben Flaggen geschwenkt und die Top-3 konnten ihre schnellsten Runden ungestört durchbringen.

Bottas-Ärger nach Fahrfehler

Die Pole von Lewis Hamilton geriet aber nicht nur durch Max Verstappen in Gefahr. Auch Valtteri Bottas fehlte nur etwas mehr als eine Zehntel auf seinen zweiten Qualifying-Sieg in Serie. Und das trotz eines Fehlers, wie der Finne behauptete. Sonst hätte es für die Pole reichen können. Davon ist der Portugal-Polesetter überzeugt. "Ich hatte in Kurve 10 etwas Übersteuern und habe da etwas mehr als eine Zehntel verloren", analysierte der Qualifying-Dritte.

Bitter, denn der Rückstand auf Lewis Hamilton betrug lediglich 0,132 Sekunden. Der Speed sei also da gewesen, schloss Bottas daraus, Hamiltons Century-Pole zu verzögern. Auf der zweiten Runde konnten weder Bottas noch Hamilton oder Verstappen ihre Zeiten verbessern. Gegenüber Motorsport-Magazin.com äußerten die Mercedes-Piloten den Verdacht, dass die Pace aufgrund wechselnder Windbedingungen etwas nachließ.

Alte Reifen beim Rennstart: Nachteil für Hamilton?

Die Pole Position ist beim Großen Preis von Spanien besonders wichtig. Denn Überholmanöver sind auf der Strecke in Montmelo eine Rarität. Dennoch hat die Ausgangslage von Hamilton einen Schönheitsfehler. Aufgrund einer nicht idealen Runde in Q1 musste Hamilton im zweiten Qualifying-Segment mit einem gebrauchten Reifensatz ran und drehte damit seine schnellste Runde.

Das bedeutet, dass der Mercedes-Pilot mit Soft-Pneus ins Rennen muss, die etwas älter sind als die Pirellis der direkten Konkurrenten. Zwar beträgt dieser Nachteil nur eine schnelle Runde, dennoch könnte das auf einer für ihren Reifenverbrauch berüchtigten Strecke im strategischen Kampf mit Verstappen zum Zünglein an der Waage werden.