Mick Schumacher hat sein erstes Regelrennen in der Formel 1 überstanden. Allerdings nicht unbeschadet. Beim Emilia Romagna Grand Prix 2021 erlebte der Haas-Pilot ein turbulentes Rennen. Erst Aquaplaning schon auf den Sichtungsrunden, dann ein unvorteilhaft aussehender Crash hinter dem Safety Car, gefolgt von großem Zeitverlust durch einen Regelirrtum seines Teams. Aber: angekommen, P16 - klar vor Teamkollege Nikita Mazepin. Sein Rennfilm.
Bereits auf dem Weg in die Startaufstellung musste Schumacher seine gesamte, noch kleine Formel-1-Erfahrung zusammennehmen. Heftiger Regen in Imola hatte die Strecke unter Wasser gesetzt, Schumacher schwamm mit seinem Haas VF-21 mehr durch das Autodromo Enzo e Dino Ferrari, als zu fahren.
Schumacher geht auf Nummer sicher: Regenreifen
„Ich hatte in den ersten drei Kurven schon komplettes Aquaplaning und konnte das Auto nicht einmal mehr richtig stoppen“, sagt Schumacher nach dem Rennen im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Umso mehr freute sich der Sohn von ‚Regenkönig’ Michael Schumacher, mehr als 60 Runden später die Zielflagge zu sehen. „Das war wichtig für mich“, sagt der F1-Rookie.
Durch die Schwierigkeiten auf dem Weg ins Grid spielte Haas am Start auf Nummer sicher. Regenreifen für Schumacher und Mazepin, während das Gros der Konkurrenz schon auf Intermediates setzte. „Für mich wäre es nicht einfach gewesen, auf dem Intermediate zu starten“, sagt Schumacher „Aber im Endeffekt habe ich sowieso nicht viel gesehen [Gischt nach dem Start] und konnte nichts gut machen.“
Schumacher crasht hinter dem Safety Car
Ein Fehler sei die Reifenwahl also nicht gewesen. Schumacher: „Die Bedingungen waren auch nicht ganz klar. Es hätte auch wieder regnen können. Dann hätten wir das Ass im Ärmel gehabt!“ Wenig später wurden die Regenreifen Schumacher dennoch zum Verhängnis. Ein früher Unfall von Nicholas Latifi in Runde eins sorgte für ein Safety Car. So war Schumacher im Nachteil. Regenreifen lassen sich schwieriger auf Temperatur halten als der Intermediate.
Beim Versuch, die Regenreifen im Arbeitsfenster zu halten, kam es in Runde drei zu einem Schockmoment wie für George Russell im Vorjahr. Auf der Start/Ziel-Geraden verlor Schumacher beim üblichen Zick-Zack-Fahren die Kontrolle über seinen Boliden und schlug in der Boxenausfahrt in die Mauer ein. Dabei riss er sich den Frontflügel seines VF-21 ab und verstreute Trümmerteile in der Ausfahrt. Immerhin weiterfahren konnte der Sohn des Rekordweltmeisters.
Schumacher erklärt Unfall: Musste aggressiv sein
„Bei diesen Bedingungen war es sehr schwierig zu verstehen, wo die größeren Pfützen waren“, schildert Schumacher den Abflug. „Ich war voll konzentriert und habe einfach nur versucht, die Reifen auf Temperatur zu halten. Die Regenreifen halten auch nicht so lang, deshalb musste ich alles am Restart gutmachen. Nur deshalb war ich so aggressiv beim Aufwärmen der Reifen“, sagt Schumacher.
„Im Endeffekt war es dann eine Pfütze. Ich bin mir aber nicht ganz sicher. Es ging alles so schnell und ich konnte gar nicht mehr reagieren.“ Sehr ärgerlich sei es auf jeden Fall gewesen. „Denn wir waren bis dahin in einer sehr guten Position.“ Genauer gesagt auf P15 - nach Start von P18.
Boxengasse gesperrt? Haas sitzt Regel-Irrtum auf
Mit dem Unfall - trotz des am Ende immerhin erfolgreich getauschten Frontflügels allein - war das Unheil allerdings noch nicht vorbei. Wegen Schumachers eigener Trümmer in der Boxenausfahrt sperrte die Rennleitung die Boxengasse. Die Folge: Haas wies Schumacher an, auf der Strecke zu bleibe. Erst in Runde sechs - beim Re-Start - schaltete die Ampel wieder auf Grün, Schumacher kam zum Flügeltausch. So verlor Schumacher sogar noch mehr Zeit als mit einem eigentlich Zeit sparenden Wechsel während des Safety Cars.
Noch bitterer: Schumacher hätte trotz roter Ampel in die Boxengasse einbiegen dürfen! Paragraf 28.14 des Sportlichen Reglements erlaubt es Fahrzeugen mit offensichtlich erforderlichen Reparaturerfordernissen, auch dann in die Boxengasse zu fahren, wenn es eigentlich verboten ist. „Ich habe schon mit dem Team gesprochen und die meinten, dass es da wohl eine Fehlkommunikation der zuständigen Personen gab“, berichtet Schumacher dazu.
Schumacher vs. Mazepin: Aus 40 Sekunden Rückstand 60 Vorsprung gemacht
Haas sei sich deshalb plötzlich nicht mehr so sicher gewesen, was erlaubt sei. „Deshalb haben wir lieber den sichereren Weg genommen und sind nicht in die Box gefahren“, sagt der 22-Jährige. „Weil mein Auto kaputt war, hätte ich aber reinfahren dürfen. Das haben wir jetzt gelernt. So ein Fehler unterläuft uns nicht noch einmal.“
So lag Schumacher nach dem Re-Start auf dem letzten Platz – mehr als eine halbe Minute hinter Teamkollege Nikita Mazepin. Den holte er im weiteren Rennverlauf allerdings zügig ein – und überholte. „Obwohl wir eine Runde zurück lagen, habe ich trotzdem noch mit einigen da draußen kämpfen können“, freut sich Schumacher.
Einzig ganz am Ende habe es noch einen Rückschlag gegeben. „Da hatten wir ein Problem mit dem rechten Hinterreifen. Deshalb bin ich nochmal etwas zurückgefallen“, schildert Schumacher. „Ich habe ein kleines Loch gesehen. Aber ich weiß noch nicht ganz, was da war. Es hat aber Performance gekostet.“ Mehr als eine Minute vor Teamkollege Mazepin, der sich kurz vor Schluss einen weiteren Dreher leistete, sah Schumacher die Zielflagge dennoch.
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