Williams hat nach dem Qualifying der Formel 1 in Imola Grund zu feiern: Platz zwölf für George Russell, und Platz 14 für Nicholas Latifi, macht zusammen das beste Samstags-Ergebnis des Teams seit den Plätzen zehn und zwölf im Italien-GP des Jahres 2018.

Russell war wie üblich der schnellere der beiden, im Teamduell bleibt er weiterhin ungeschlagen. Was aber tatsächlich überrascht - denn Russell kam mit dem Auto das ganze Wochenende über nicht zurecht, und sah schon Latifi im Q3. Erst recht nach einem Beinahe-Crash zu Qualifying-Beginn. Bevor er aus dem Nichts das Ergebnis drehte.

Russell schrottet Williams fast: Überrascht von Q2

"Pastor-Maldonado-Moment" beschreibt Russell scherzhaft den Ausritt durch das Kiesbett in der letzten Kurve, den er sich gleich zu Beginn des Qualifyings geleistet hatte. Nachdem er das ganze Wochenende im internen Vergleich zu Latifi hinterhergefahren war, versuchte er jetzt nämlich schon ganz tief in die Trickkiste zu greifen.

"Es ist kein Geheimnis, dass Mercedes mit dem Batterie-Deployment Probleme hat, und jeder Meter gibt dir einen Meter mehr zum Rundenende", erklärt Russell. "Also wollte ich so spät wie möglich in den Modus gehen - das heißt, mitten in der Kurve, bevor ich ans Gas gehe. Die Reifen waren etwas kalt, und ich war gedanklich nicht voll dabei."

Das Heck brach aus, Russell fing den Williams gerade noch vor der Wand ab. Der Ausritt ruinierte den ersten Run, und ein Q1-Aus schien ihm fast schon sicher. Auf alten Reifen musste er bei ablaufender Uhr eine letzte Push-Runde hinzaubern. "Ich bin gerade einmal zwei, drei Sekunden vor der Zielflagge über die Linie."

Russell dreht Williams-Verhältnis in Q2

Die Runde reichte knapp, aber auf Latifi fehlten wieder zwei Zehntel. "Ich dachte, das wäre die Chance für Williams, ins Q3 zu kommen - und dass es Nicholas sein würde!" Aber in Q2 klickte es für Russell plötzlich, als er erstmals die Medium-Reifen aufzog. Plötzlich sah er für sich selbst die Q3-Chance, lag kurz sogar auf Platz zehn. Am Ende wurde es Platz zwölf.

"Die Medium-Runde war richtig gut", ist Russell von sich selbst überrascht. Er wollte sogar die zweite Q2-Runde wieder auf Medium versuchen, ließ sich dann aber umstimmen: "Jetzt haben wir einen ganz neuen Satz Medium, das könnte im Rennen helfen. Wir haben ein paar Anpassungen beim Abtrieb gemacht und sind auch ein schnelles Auto auf der Geraden, das könnte uns helfen."

Latifi kassiert nächste Qualifying-Niederlage: Keine Q2-Erfahrung

Nicholas Latifi musste sich nach einem starken Wochenende hingegen wieder geschlagen geben. Nachdem er sich von FP1 an im Auto wohl gefühlt hatte, schlichen sich im entscheidenden Q2 die Fehler ein: "Die letzte Runde begann mit einem Fehler, in Kurve 2 habe ich den Kerb zu stark mitgenommen. Der Rest der Runde schien okay, aber ich habe mich relativ zur Verbesserung der Strecke in Q2 nicht ausreichend verbessert."

"Das ist natürlich ein bisschen Neuland für mich", gesteht Latifi, der zuletzt in Ungarn 2020 ins zweite Segment vorgerückt war. Russell hingegen kennt Q2 schon gut, und weiß, wie sich die Rennstrecken von Minute zu Minute verändern.

Latifi crashte am Vormittag im letzten Training, Foto: LAT Images
Latifi crashte am Vormittag im letzten Training, Foto: LAT Images

Letztendlich freut er sich, dass er überhaupt fahren konnte. Nach einem kleinen Crash im dritten Training hatte Williams das Auto zerlegen und den Unterboden abbauen müssen. Erst während der roten Flagge zu Qualifying-Beginn wurden sie fertig. "Ohne die rote Flagge wäre ich nicht einmal rausgekommen, das war ein bisschen Glück", glaubt Latifi.

Im Rennen hingegen will sich Williams diesmal nicht wie sonst so oft auf Glück verlassen müssen. "Das Auto sieht im Renntrimm besser aus, wir sind auf den Geraden glaube ich die schnellsten", meint Russell. "Das ist vielversprechend, das ist unsere wahre Pace. Es ist vielleicht eine unserer besseren Strecken, aber hier wollen wir für den Großteil der Saison sein. In der Mitte, in Q2. Manchmal im Kampf um Q3." Punkte sollen morgen drin sein.

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