Jubiläum für Jacques Villeneuve: Der Formel-1-Weltmeister von 1997 feiert am heutigen 9. April 2021 seinen 50. Geburtstag. Bekannt wurde der Kanadier nicht nur durch seine Rivalität mit Michael Schumacher als dessen zweiter großer F1-Gegenspieler nach Damon Hill, sondern auch für diverse optische wie verbale Faktoren abseits der Strecke.

Als amtierender Champion der IndyCar World Series sorgte F1-Spät- und Quereinsteiger Villeneuve gleich 1996 bei seinem Wechsel in die Königsklasse für Aufsehen. Brille und übergroßer Rennoverall, das waren die Markenzeichen des Sohns der nie gekrönten Ferrari-Legende Gilles Villeneuve. Nicht zu vergessen ist sein Talent. Auf Anhieb fuhr Villeneuve in seiner ersten Saison zu vier Siegen, elf Podien und zum Vize-Titel in der Formel 1.

Jacques Villeneuve schon im zweiten Jahr Formel-1-Weltmeister

Nur ein Jahr später sicherte sich der Kanadier den WM-Titel im berühmten Duell gegen Michael Schumacher. Anknüpfen an diese frühen Erfolge konnte Villeneuve daraufhin nie mehr, dennoch sorgte er weiter für Schlagzeilen. Ob zum Ende seiner F1-Karriere durch Streit mit der Führung des damaligen BAR-Teams um Dave Richards, später durch Starts in der NASCAR, der NASCAR Whelen Euro Series, der Formel E und beim Indy500 oder gar durch ein eigenes Musikalbum und Restaurant mit Nachtbar.

Zuletzt machte sich Villeneuve vor allem als Chefkritiker der Formel 1 einen Namen. Motorsport-Magazin.com lieferte ‚JV’ über die vergangenen Jahre hinweg in diversen Interviews mehrfach Schlagzeilen - mit ungeschönten und provokativen Aussagen in Serie. Echte Hot Takes sind das in der Regel nicht. Seine Meinung weiß Villeneuve in der Regel gut zu begründen.

Jacques Villeneuve, Chefkritiker der Formel 1

Zum Anlass seines 50. Geburtstags präsentieren wir hier die zehn schärfsten Zeilen der vergangenen Jahre - samt dazu gehöriger Story für alle, die mehr wissen wollen. Ganz unten kannst du abstimmen, welche Ansage dir am besten gefällt. Dir fällt noch ein anderer und besserer Spruch ein? Dann schreib ihn doch unten in die Kommentare.

10. Bottas hat es nicht verdient

Jacques Villeneuve hätte Valtteri Bottas nicht vorbeigelassen, Foto: Sutton
Jacques Villeneuve hätte Valtteri Bottas nicht vorbeigelassen, Foto: Sutton

Beim Ungarn GP 2017 feierte Ferrari einen starken Doppelsieg. Mercedes versuchte auf der Jagd nach Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen alles, gegen Rennende wies das Team Valtteri Bottas den schnelleren Lewis Hamilton sogar an, den Briten wegen besserer Chance auf eine Attacke vorbeizulassen. Als das dennoch nicht reichte, gab Hamilton den Platz auf den letzten Metern wieder zurück an Bottas. Ein wahrer Gentleman, so Villeneuve - der trotzdem nicht nur Gutes an der Aktion sah. Bottas habe eine so gute Verhandlung nämlich nicht verdient!
JV: "Ich verstehe den Zurückwechsel von Mercedes nicht, denn Bottas hat es nicht verdient. Er war acht Sekunden weg und er konnte die Pace nicht mitgehen, während Lewis schneller fahren konnte, obwohl er im Verkehr feststeckte. Also hat er nicht verdient, die Position zurückzubekommen."

9. Max Verstappen schlechtes Vorbild

Max Verstappen sorgt einmal mehr für Ärger bei Jacques Villeneuve, Foto: LAT Images
Max Verstappen sorgt einmal mehr für Ärger bei Jacques Villeneuve, Foto: LAT Images

Max Verstappen verfügte 2019 in Mexiko mit seinem Red Bull Honda über das stärkste Paket. Im Qualifying befand der Niederländer sich auf dem Weg zur Pole, als ihm ein fataler Fehler unterlief. In der letzten Kurve war Valtteri Bottas gecrasht, dennoch ging Verstappen nicht vom Gas - obwohl er ohnehin schon die provisorische Pole innehatte. In der Pressekonferenz zeigte er sich noch dazu völlig uneinsichtig. Die Quittung kam etwas später: Strafe, Pole weg.
JV: "Ich denke, dass es ein schlechtes Vorbild ist. Er war ja auf Pole. Er hat da zu wenig nachgedacht, das war nicht wirklich clever."

8. Leclerc stillos wie Magnussen

Jacques Villeneuve zählte nach dem Formel-1-Rennen in Monza nicht zu den Fans von Charles Leclercs kompromisslosen Stil, Foto: LAT Images
Jacques Villeneuve zählte nach dem Formel-1-Rennen in Monza nicht zu den Fans von Charles Leclercs kompromisslosen Stil, Foto: LAT Images

Charles Leclerc feierte in Monza 2019 einen umjubelten Heimsieg vor den Tifosi. Doch seine Fahrweise im Duell gegen Lewis Hamilton begeisterte nicht alle so sehr, wie die Fans auf den Rängen. Mehrfach wehrte sich der Monegasse beinhart gegen die Attacken des Briten, an einem Punkt drückte er Hamilton in der Curva Grande in die Wiese. Die Stewards sprachen eine seitens FIA erst neu eingeführte Verwarnung in Form einer gelben Karte aus, keine Strafe. Leclerc kam davon. Für Villeneuve war damit Tür und Tor für ‚dumme Aktionen’ geöffnet. Leclerc kritisierte er scharf – wohlwissend, wie sehr gerade in Italien provozieren würde.
JV: "Diesen Sonntag hat er einen Magnussen gemacht. Das ist die Wahrheit."

7. Abu Dhabi armselig und furchtbar

In Abu Dhabi bot sich an der Spitze das vielleicht langweiligste Formel-1-Rennen 2017, Foto: LAT Images
In Abu Dhabi bot sich an der Spitze das vielleicht langweiligste Formel-1-Rennen 2017, Foto: LAT Images

Nicht nur mit Fahrern und Stewards liegt sich Villeneuve gerne an, sondern auch mit ganzen Strecken. Nach einem faden WM-Finale 2017 in Abu Dhabi hatte der Kanadier ein für alle Mal genug und grillte die Streckendesigner kompromisslos. Hermann Tilke wies das zurück.
JV: "Ich frage mich, wie du es schaffen kannst, so eine armselige und furchtbare Strecke zu designen. Selbst wenn du dein Bestes gibst ist das schwer. Ich weiß echt nicht, wie sie das hinbekommen haben. [...] Die Saison auf diese Weise zu beenden ... direkt vor der Pause, das ist, als hättest du etwas Schlechtes gegessen."

6. Lewis Hamilton besser als Michael Schumacher

Jacques Villeneuve und Michael Schumacher verband keine große Freundschaft, Foto: Sutton
Jacques Villeneuve und Michael Schumacher verband keine große Freundschaft, Foto: Sutton

Welcher Fahrer ist der beste der Geschichte? Wer es wagt, diese Frage zu beantworten - oder auch nur zwei Giganten zu vergleichen - begibt sich immer automatisch auf dünnes Eis. Jacques Villeneuve war das natürlich völlig egal, als er sich, kurz bevor Lewis Hamilton 2018 seinen fünften WM-Titel perfekt machte, dazu äußerte. Zumal es noch dazu um den direkten Vergleich mit Michael Schumacher ging - und in der Begründung des Kanadiers auch noch eine ziemliche persönliche Vorgeschichte mitschwingt ...
JV: "Er hat seine Karriere immer sauber gehalten. Er hat sich nie irgendwelche fragwürdigen Aktionen geleistet. Und er ist immer voll da. Das ist sehr beeindruckend."

5. Vettel-Strafe peinlich für die Formel 1

Für Jacques Villeneuve hat Hamilton mit dafür gesorgt, dass Vettel bestraft wurde, Foto: LAT Images
Für Jacques Villeneuve hat Hamilton mit dafür gesorgt, dass Vettel bestraft wurde, Foto: LAT Images

Der Kanada GP 2019 gilt als eines jener Rennen, die Sebastian Vettels Liebe zur Formel 1 auf eine harte Probe stellten. Lange verteidigte sich Vettel gegen Lewis Hamilton, dann patzte er in der Schikane im ersten Sektor und musste durch die Wiese. Bei der Rückkehr auf die Strecke ließ er Hamilton nur wenig Platz. Für die Stewards zu wenig. Noch dazu unvorsichtig zurückgefahren, Zeitstrafe, Sieg futsch, Vettel und viele Fans stinksauer, inklusive Villeneuve
JV: "Peinlich. Sehr, sehr peinlich. [...] Diese Regel, dass du Platz lassen musst ... Ja! Wenn du es kannst! Aber das geht nicht wenn du rutschst. Das war peinlich für die Formel 1."

4. Stroll kann Talent nicht kaufen

Lance Stroll kam bei Villeneuve nie gut weg, Foto: Sutton
Lance Stroll kam bei Villeneuve nie gut weg, Foto: Sutton

Als Brillenträger war Jacques Villeneuve in der Formel 1 zwar berühmt, die kanadische Brille setzt er sich allerdings nie auf. Erst recht nicht, wenn es um Lance Stroll geht. Schon bevor der Milliardärssohn 2017 seinen ersten Meter für Williams gefahren hatte, eröffnete Villeneuve das Kreuzfeuer. Geld schießt keine Tore ... äh gewinnt keine Rennen. Eine Position, von der Villeneuve nie abwich. Im Gegenteil. Mehrfach kritisierte er seinen Landsmann nach schwachen Leistungen scharf - was ihm letztlich sogar ein Hausverbot im Williams-Motorhome einhandelte. Immerhin jenes Team, mit der er selbst 20 Jahre zuvor Weltmeister wurde.
JV: "Ich habe gesagt, dass man Talent mit Geld nicht kaufen kann, und ich stehe zu dieser Aussage. Geld bedeutet nicht, dass man Talent hat."

3. Sebastian Vettel peinlich

Sebastian Vettel leistete sich Monza einen dicken Fehler, Foto: LAT Images
Sebastian Vettel leistete sich Monza einen dicken Fehler, Foto: LAT Images

Der Italien GP 2019 war für Sebastian Vettel ein rabenschwarzes Wochenende. Erst teaminterner Krach im Qualifying, dann ließ vor heimischer Ferrari-Kulisse am Sonntag ausgerechnet Teamrivale Charles Leclerc die Tifosi einen Sieg bejubeln - während Vettel sich ohne Not in der Ascari drehte, gefährlich auf die Strecke zurück fuhr, mit Lance Stroll kollidierte und für all dass eine zehn Sekunden Stop&GO-Strafe samt drei Strafpunkten kassierte.
JV: "Das war ein peinliches Rennen für ihn. Wirklich mal, es einfach so wegzuwerfen ..."

2. Zwei blaue Augen für Ocon

Jacques Villeneuve denkt, dass Esteban Ocon bei der Auseinandersetzung mit Max Verstappen noch gut davonkam, Foto: Sutton
Jacques Villeneuve denkt, dass Esteban Ocon bei der Auseinandersetzung mit Max Verstappen noch gut davonkam, Foto: Sutton

Max Verstappen stand nach dem Brasilien GP 2018 in der Kritik. Weniger für eine Kollision des Führenden bei einem Rückrundungsversuch durch Esteban Ocon und den so verlorenen Sieg - dafür machte das Gros der Experten Ocon verantwortlich - , sondern mehr für den folgenden Eklat nach dem Rennen. Als die Unfallgegner beim offiziellen Wiegen aufeinandertrafen, kam es erst zu einem Wortgefecht, dann schubste Verstappen den Franzosen herum. Für viele des Guten zu viel, eine dumme Aktion. Nicht für Villeneuve.
JV: "In den 70ern wären das zwei blaue Augen gewesen. Er hat ihn ein bisschen geschubst, komm schon!"

1. Verstappen schlechter als Ricciardo

Jacques Villeneuve lässt kein gutes Haar an Max Verstappen, Foto: Sutton
Jacques Villeneuve lässt kein gutes Haar an Max Verstappen, Foto: Sutton

Max Verstappen durchlitt zu Beginn der Saison 2018 die bis heute schwierigste Phase seiner Karriere. Der Niederländer überfuhr seinen Red Bull, streute Fehler um Fehler ein. Besser machte es Teamkollege Daniel Ricciardo. Nach einem Unfall Verstappens im Qualifying in Monaco reichte es von ganz hinten nur zu P9 - während Ricciardo gewann und seinen Punktestand gegenüber Verstappen auf mehr als das Doppelte erhöhte. Villeneuve lieferte daraufhin eine steile These: Der wahre Teamleader sei Ricciardo. Immer gewesen, nur nicht von den Medien beachtet. Ende des Jahres bekam Verstappen allerdings die Kurve und beendete die WM mit 80 Punkten vor Ricciardo. Villeneuve musste zurückrudern.
JV: "Er macht in jedem Rennen einen Fehler, immer, immer! Das ist kein gutes Zeichen. [...] Normalerweise müssen Fahrer, die solche Fehler immer machen, langsamer werden und runterkommen. Aber dabei werden sie auch langsamer. Um so schnell zu sein wie Ricciardo, muss er mehr Risiko eingehen. Das heißt, er ist nicht so gut wie Ricciardo."