Für einen Ungarn GP war das Rennen ganz schön spannend, obwohl eigentlich nichts passiert ist...
Jacques Villeneuve: Ja. Und was zeigt das? Wir brauchen kein künstliches Überholen. Wir brauchen kein DRS. Wir brauchen gar nichts Künstliches in diese Show einbringen. Es ist so schon da. Lass' sie es uns zeigen. Das ist alles.

Was sagst du zur Strategie? Ferrari, die die Positionen nicht getauscht haben. Und dann Mercedes, die sie getauscht und dann zurückgewechselt haben...
Jacques Villeneuve: Ich verstehe den Zurückwechsel von Mercedes nicht, denn Bottas hat es nicht verdient. Er war acht Sekunden weg und er konnte die Pace nicht mitgehen, während Lewis schneller fahren konnte, obwohl er im Verkehr feststeckte. Also hat er nicht verdient, die Position zurückzubekommen. Aber Lewis war da wirklich ein Gentleman. Ein großer Mann, dass er das getan hat. Das hat er aber auch gemacht, weil er dreimaliger Weltmeister ist. Wenn er noch keinen Titel hätte und das hier seine erste Chance wäre, dann hätte er es vielleicht nicht zurückgegeben.

Ferrari hat ein großes Risiko in Kauf genommen. Aber es hat sich ausgezahlt. Denn Kimi hatte Vettel vor sich, sodass er dessen DRS nutzen konnte, um sich selbst vor Lewis zu schützen. Das hat Ferrari den Doppelsieg gebracht. Wäre Kimi vor Vettel gewesen, hätte Vettel kein DRS gehabt, denn Kimi wäre in der Ferne verschwunden. Dann hätte Lewis Vettel vielleicht überholen können, was Ferrari ein 1-3 eingebracht hätte. Also: Großes Risiko, aber es hat sich bezahlt gemacht. Top Job von allen.

Räikkönen und der bittere Doppelsieg: (04:40 Min.)

Vielleicht hätte auch Red Bull ohne den Unfall in Kurve zwei und die Strafe da mitkämpfen können?
Jacques Villeneuve: Nein. Die Strategie, die sie mit Verstappen gefahren sind, sind sie ja nur gefahren, weil sie diese Strafe von zehn Sekunden hatten. Also mussten sie etwas anderes versuchen, um am Ende gute Reifen zu haben. Das hätten sie sonst vielleicht nicht gemacht. Sie wären nicht um den Sieg gefahren und hätten das Rennen so oder so nicht gewonnen. So kann man nicht denken. Aber das war echt kein sehr guter Move von Verstappen. Das war ein bisschen enttäuschend. Das war eine Überreaktion darauf, dass sein Teamkollege ihn überholt hat. Das ist alles.

Und was sagst du zu Magnussen gegen Hülkenberg?
Jacques Villeneuve: Abartige Fahrweise von Magnussen - wie in jedem Rennen. Auch von Sainz.

Gegen Fernando?
Jacques Villeneuve: Ja! Warum? Warum sind diese beiden Fahrer, seit sie in der Formel 1 sind, die dreckigsten? Es ist kein gutes Racing. Es ist einfach dreckig. Es ist nicht der Standard der Formel 1. Ich verstehe nicht, warum sie dieselben Dinge wieder und wieder machen. Da ist null Respekt und es ist arrogant. Es ist falsch. Diese Art von Manöver macht mich wirklich wütend. Das von Verstappen war einfach schlechtes Racing, ein Fehler. Was auch immer. Das sollte auf diesem Level nicht passieren. Aber es ist nicht dreckig. Was Sainz und Magnussen jedes Rennwochenende veranstalten... Wie der Kerl im Formel-2-Rennen...

Nico Hülkenberg war auf Kevin Magnussen ähnlich gut zu sprechen wie Jacques Villeneuve, Foto: Motorsport-Magazin.com/Collage
Nico Hülkenberg war auf Kevin Magnussen ähnlich gut zu sprechen wie Jacques Villeneuve, Foto: Motorsport-Magazin.com/Collage

Oliver Rowland gegen Artem Markelov? Wie Schumacher einst gegen Barrichello...
Jacques Villeneuve: Ja! Warum gab es da keine Strafe? Das ist beschämend von der FIA. Denn sie erzählen uns immer wieder und wieder was von Sicherheit, Halo... Aber dann, bei solchen Situationen, wo das schlimmste gemacht wird, was du tun kannst, da gibt es dann keine Strafe? Da verpassen sie eine Gelegenheit, ein Exempel zu statuieren. Denn diese Fahrer kommen dann in die F1 und machen dieselben Dinge.

Nur Pirelli-Reifen trüben die Formel-1-Saison 2017

Kommen wir zu etwas erfreulicherem: Wie lautet dein Fazit zur ersten Saisonhälfte der neuen Formel 1?
Jacques Villeneuve: Großartig! Großartig! Großartig! Es ist gut zu sehen, dass du eine so gute Show haben kannst. Lasst sie einfach Racer sein. Ein echt toller Saisonbeginn. Wir sehen Emotionen, verschiedene Farben bei den Fahrern, sehen ihre Persönlichkeiten herauskommen. Es ist einfach großartig. Es ist Hollywood.

Wie groß ist der Einfluss der neuen Regel auf das gute Racing, das wir gerade sehen?
Jacques Villeneuve: Da gibt es zwei Aspekte. Erstmal hast du zwei Teams, die kämpfen. Das hilft, denn keiner kann sich entspannen. Und dann hast du die Regeln - die Autos sind schneller. Das hilft sehr viel, sie sind schwieriger zu fahren und du siehst größere Unterschiede von Fahrer zu Fahrer - von einem guten zu einem durchschnittlichen Fahrer -, die du in der Vergangenheit nicht sehen konntest.

Die einzige Sache ist, dass es noch immer ein Problem mit den Reifen gibt. Wenn es heiß ist und wir ein Rennen haben wie in Ungarn, bei dem die Fahrer nicht ans Limit gehen können, langsam machen müssen, um die Temperatur in den Reifen zu kontrollieren, nicht den Abbau, das ist nicht schön. Das verhindert Kämpfe. Aber das ist alles.