Stotterstart für Mercedes bei den Formel-1-Testfahrten in Bahrain 2021. Nur 48 Runden spulten Lewis Hamilton (42) und Valtteri Bottas (6) zum Auftakt der in diesem Jahr nur dreitägigen Wintertests am Freitag ab. Damit hatte sich Aufsehen um einen besonders raffinierten Unterboden am W12 schnell in schlechte Stimmung verwandelt. Am Vormittag legte ein Getriebeproblem Mercedes nahezu komplett lahm. Lediglich ein halbes Dutzend Runden kamen für Bottas durch den fälligen Getriebewechsel zusammen. "Ein schwacher Start in die Saison", musste da selbst Andrew Shovlin, leitender Ingenieur an der Strecke, zugeben.

Hamilton erhöhte das Pensum bei wenig repräsentativen Bedingungen durch einen Sandsturm am Nachmittag zwar um das Siebenfache, mit der Gesamtlaufleistung des Tages kam Mercedes allerdings nicht einmal an eine Renndistanz heran - als einziges aller zehn F1-Teams. Auch der Brite hatte über Probleme zu klagen, etwa einen losen Spiegel. Noch dazu verlor der Weltmeister durch Umbaumaßnahmen am Auto Zeit. Diese waren allerdings geplant, um verschiedene Setups, Teile und Abläufe zu testen.

Bahrain-Test: Verstappen & Red Bull in Mercedes-Galaform

Auch im Tagesergebnis sah Mercedes nicht gut aus. Bottas landete mit seiner Kurzarbeit wenig überraschend auf dem letzten Rang, für Hamilton reichte es nach einem unrunden Auftritt am Nachmittag nur zu Rang zehn im Endresultat. "Wir haben mehr oder weniger den ganzen Morgen verloren. [...] Als wir dann in Fahrt kamen, war es klar, dass wir das Auto nicht im richtigen Fenster haben würden und so waren wir trotz Fortschritten im Tagesverlauf nicht zufrieden damit, wie das Auto performt hat. Es ist ganz klar, dass wir zu arbeiten haben", analysierte Shovlin schonungslos.

Was versteckt Mercedes? Angst vor neuem Formel 1 Supertrick!: (25:19 Min.)

Sehr viel besser lief es ausgerechnet beim mutmaßlichen Hauptkonkurrenten Red Bull. Max Verstappen sicherte sich nicht nur die Bestzeit, sondern spulte auch mehr Runden ab als alle anderen. Mehr als zwei Renndistanzen - also mehr als doppelt so viel als Mercedes - gelangen dem Niederländer. Damit sei er sehr zufrieden, so Verstappen.

Getriebeschaden, wackliger Spiegel & Sturm stoppen Mercedes

Für Mercedes beginnt das Formel-1-Jahr somit mit einem herben Dämpfer. Noch am Mittag hatte sich Motorsportchef Toto Wolff hoffnungsvoll gegeben. Gut sei der Auftakt mit dem Getriebeproblem bei Bottas zwar nicht gewesen, doch könne Mercedes das trotz der in diesem Jahr so kurzen Testfahrten noch kompensieren. Dafür müsse es von nun an allerdings völlig sauber laufen. „Wenn wir noch mehr Probleme haben, dann wird es an nur drei Tagen schwer", sagte Wolff.

Die kamen in Form des Wetters und des wackligen Spiegels bei Hamilton allerdings sogleich. Deshalb hadert auch Bottas. „Nur ganz am Ende haben wir dann noch ein paar Runden geschafft, dann kam schon die rote Flagge und das wars. Sech Runde insgesamt, mit all den Aero-Rakes am Auto, das war heute nicht viel, kein idealer Start“, klagte der Finne. "Wir sind eine ganze Ecke hinter unserem Testprogramm", mahnte Shovlin. "Aber wir haben noch zwei Tage und alle Gelegenheit, die Lage zu retten."

Mercedes wegen Formel-1-Budgetgrenze entspannt

Dennoch könne Mercedes die Kurve noch bekommen, so auch Bottas. „Das Gute ist, dass du dieses Jahr wegen der Kilometerbegrenzung noch aufholen kannst, wenn du etwas Laufzeit verlierst. Mit der ganzen Effizienz und der Budgetgrenze haben wir sowieso keinen superengen Zeitplan, deshalb können wir das hoffentlich aufholen - das meiste, wenn nicht sogar alles“, erklärte Bottas. Soll heißen: Mercedes muss wie alle anderen Teams sparen. „Wir wollen gar nicht wie in den letzten Jahren 800 oder 900 Kilometer fahren“, erklärte Wolff bei Sky. „Wir sind da durch die Budgetgrenze limitiert.“

Nicht unter diese Kostengrenze fallen unterdessen Promotionsevents - wie etwa Filmtage, besser bekannt als Shakedowns. 2021 verzichtete Mercedes als einziges Team auf einen solchen auf 100 Kilometer begrenzten Tag mit dem neuen Boliden noch vor dem Beginn der offiziellen Testfahrten. In der Vergangenheit hatte Mercedes stets auf einen Shakedown gesetzt, dient dieser den Team immerhin nicht nur zur Anfertigung von Promo-Material, sondern auch als erster Systemcheck für die gröbsten ‚Kinderkrankheiten‘.

Mercedes verzichtete als einziges Formel-1-Team auf Shakedown

Doch wieso verzichtete Mercedes in diesem Jahr plötzlich darauf und fährt erst am Dienstag nach dem Test in Bahrain? "Das ist ein besseres und repräsentativeres Bild, als wir vielleicht in Silverstone bekommen würden", erklärte Wolff bei der Präsentation des neuen Autos.

Hat sich das durch den überraschend schwachen Auftritt nun als klarer Fehler erwiesen? „Das ist im Nachhinein sehr leicht gesagt“, winkt Bottas zunächst ab und verteidigt weiter: „Natürlich, jetzt ... ja, wir hätten es vorher machen können. Aber in den letzten Jahren war immer alles kugelsicher und gewisse Dinge liefen ja schon auf dem Prüfstand.“ Dennoch geht der Finne davon aus, dass Mercedes sich für die Zukunft wieder rückbesinnen wird. Bottas: „Wir können das jetzt so sagen, aber ich bin sicher, dass das für nächstes Jahr überdacht wird.“

Lewis Hamilton: Probleme werden geschickt, um uns zu prüfen

Lewis Hamilton nahm den Tag sportlich-philosophisch: "Diese Dinge werden uns geschickt, um uns zu prüfen", sagte der Brite über die Probleme. "Aber wir existieren, um Lösungen für Probleme zu finden, denen wir uns ausgesetzt sehen." Man habe jetzt keine andere Wahl, als die positiven Dinge mitzunehmen.