Bei 461 Grand Prix Starts hat das Williams Team 128 schnellste Rennrunden, 125 Pole Positions, 113 Siege und 9 Konstrukteurs-Titel eingefahren. Am Ende des Jahres 2005 steht der erfolgreichste Rennstall der 90er Jahre dennoch vor einer ungewissen Zukunft.

Nach fünf Jahren beenden BMW und Williams ihre eigentlich bis 2009 fixierte Partnerschaft, um ab 2006 eigene Wege zu gehen. Der Grund: Fehlende Erfolge und unterschiedliche Denk- sowie Arbeitsweisen.

Problemfeld 1: Die Motoren

An die Stelle der Werksmotoren aus München treten deshalb in der neuen Saison die V8-Triebwerke von Cosworth. In diesem Zusammenhang kein minder gut klingender Name. Allerdings besitzt Cosworth schon lange nicht mehr jene Performance, die das Unternehmen einst zu V8-Ehren führten. Nach dem Verkauf von Ford an Kevin Kalkhoven und Gerald Forsythe fehlt den Briten zudem die Werksunterstützung eines großen Automobilherstellers.

Das Heim des einstigen Serienweltmeister-Teams., Foto: Sutton
Das Heim des einstigen Serienweltmeister-Teams., Foto: Sutton

Als Red Bull Racing zur Saisonmitte seinen Wechsel von Cosworth zu Ferrari bekannt gab, wurde mangels V8-Kunden sogar kurzfristig die Entwicklung am angeblich über 20.000 Touren leistenden Achtzylinder eingestellt. Trotz des ungewissen Leistungsstandes der V8-Triebwerke aller Hersteller, erscheint Cosworth durch die fehlenden finanziellen Möglichkeiten also im Hintertreffen zu sein.

Für Sir Frank Williams bringt dies gleich zwei Nachteile mit sich: Er muss die Motoren und deren Entwicklung finanzieren und möglicherweise trotzdem mit einem schwächeren Aggregat als die Konkurrenz antreten.

Problemfeld 2: Die Reifen

Aber nicht nur die Motoren der Mannen aus Grove könnten im nächsten Jahr einen Performance-Nachteil mit sich bringen. Auch der Wechsel von den bislang 2005 überlegenen Michelin-Pneus zu den Japanern von Bridgestone könnte Williams in der nächsten Saison noch weiter zurückwerfen.

Dieser Wechsel ist zwar eine "Investition" respektive ein Wechsel für die Zukunft, schließlich ist stark davon auszugehen, dass Bridgestone spätestens 2008 als alleiniger Reifenlieferant in der F1 auftreten wird. Aber kurzfristige Erfolge könnten 2006 damit schwer fallen. Ferrari weiß in dieser Saison ein japanisches Liedchen davon zu singen.

Problemfeld 3: Das Auto

Die Technikabteilung bekommt mit Jorg Zander einen neuen Chef., Foto: Sutton
Die Technikabteilung bekommt mit Jorg Zander einen neuen Chef., Foto: Sutton

In Kombination mit den seit Jahren schwächelnden Williams-Boliden könnte das viel zitierte Chassis-Motor-Reifen-Paket des Sir somit alles andere als weltmeisterlich sein. Und genau das ist immer das Ziel von Frank Williams: Siege und den WM-Titel holen.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist nach zwei gefloppten Fahrzeugen und ebenso vielen verwachsten B-Modellen der neue Chefdesigner Jörg Zander. Dieser übernimmt die Rolle des geschassten Gavin Fisher, der ebenso wie die Schöpferin des Nasenbären Antonio Terzi das Team verlassen musste.

Problemfeld 4: Das Geld

Ebenfalls einen Abgang vollzieht der langjährige Sponsor Hewlett Packard. Allerdings aus eigenem Antrieb: Wie schon seit einigen Monaten vermutet wurde, verlängerte HP sein Engagement nicht, in welches der IT-Riese ohnehin nur durch die Übernahme von Compaq hineingeschlittert war.

Da die Allianz ihre Zahlungen schon vor einiger Zeit gekürzt hat und mit BMW ein weiterer großer Geldgeber das Team verlässt, steht Williams also nicht nur sportlich, sondern auch finanziell vor einer schwierigen Situation. Insbesondere wenn die Royal Bank of Scotland ihren Sponsorship-Deal wirklich an eine Verpflichtung von Jenson Button geknüpft hat.

Mit HP geht ein weiterer Geldgeber verloren., Foto: Sutton
Mit HP geht ein weiterer Geldgeber verloren., Foto: Sutton

Denn der Brite könnte das einzige Ass im Ärmel des Frank Williams sein: Ein Verkauf von JB an B·A·R Honda könnte laut britischen Zeitungsberichten mehr als 22 Millionen in die leeren Kassen spülen. Sollte die RBS dann ihre Zahlungen kürzen oder gar ganz aussteigen, wäre dies allerdings ein Pyrussieg.

Kein Problem: Die Fahrer

Die Zukunft von Williams hängt demnach entscheidend von Jenson Button und dessen zukünftigem Arbeitgeber ab. Das einzige woran es Williams angesichts all dieser Problemfelder momentan nicht mangelt, sind die Fahrer: Mit Mark Webber, Antonio Pizzonia, Nick Heidfeld, Jenson Button und Nico Rosberg stehen ihnen gleich mehrere mit gültigen Verträgen oder Optionen versehene Piloten zur Verfügung. Zudem werden auch Anthony Davidson, Giancarlo Fisichella und Takuma Sato mit dem Ex-Weltmeister-Team in Verbindung gebracht.

Aus Fahrersicht hat der erfolgreichste Rennstall der 90er Jahre mit seinen vielen Siegen und Titeln seine Faszination also noch nicht komplett verloren. Allerdings könnten die finanziellen und sportlichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison 2006 andernorts sehr viel besser sein als bei WilliamsF1 im wolkenverhangenen Grove.