Die Fahrzeuggeneration 2021 der Formel 1 wird relativ unspektakulär. Große Teile der 2020er Boliden sind eingefroren, dürfen über den Winter nicht weiterentwickelt werden. Nur Motor und Aerodynamik dürfen über den Winter angefasst werden.

Aber es ist wie immer in der Formel 1: Keine Regel ohne Ausnahme. Jedes Team hat zwei sogenannte Entwicklungs-Token. Jedem eingefrorenen Bauteil wurde eine Wertigkeit zwischen einem und zwei Token zugewiesen. Die Teams können so ein bis zwei Teile, die eigentlich eingefroren sind, doch noch entwickeln.

Bei rund 50 eingefrorenen Baugruppen sind zwei Elemente nicht gerade viel. Allerdings gibt es auch Ausnahmen: McLaren hat keine Entwicklungstoken mehr zur Verfügung, weil die Engländer das Auto für den Wechsel von Renault- auf Mercedes-Motoren umbauen müssen.

Kundenteams sind aber im Vorteil: Sie können ihre Fahrzeuge 2021 mit neuen Teilen aufrüsten, die vom 'Spenderteam' bereits in der Vorsaison eingesetzt wurden. Teams wie Racing Point, Haas oder AlphaTauri beziehen abgesehen vom Motor meist nicht die letzte Ausbaustufe. Oftmals handelt es sich bei den gekauften Teilen um Komponenten aus dem Vorjahr.

Heißt konkret: Fuhr Racing Point 2020 zum Beispiel mit Aufhängungskomponenten von Mercedes aus der Saison 2019, könnte das Kundenteam 2021 auf die 2020er Version der Silberpfeile aufrüsten, ohne dafür Entwicklungstoken auszugeben.

Tost: Red-Bull-Upgrade nicht unfair

Eine Lücke im Reglement, die für viel Wirbel sorgte und noch immer sorgt. "Ich finde das aber insofern nicht unfair, weil es sich nicht um neue Teile handelt, nicht um Neuentwicklung. Sie wurden ja schon vorher entwickelt und gefahren", meint AlphaTauri Teamchef Franz Tost.

Formel 1 Entwicklung 2021: Was ist erlaubt? Was kostet Token? (15:06 Min.)

Zunächst hieß es, AlphaTauri würde auf das kostenlose Token-Upgrade verzichten. Tost widerspricht im Interview mit Motorsport-Magazin.com: "Wir haben da schon einige Teile von Red Bull übernommen."

Worum es sich konkret handelt, das will der Österreicher nicht verraten. Kritik an der Vorgehensweise lässt er aber nicht gelten. Auch nicht, dass mit Renault beispielsweise ein direkter Konkurrent diese Möglichkeit gar nicht hätte. "Renault ist ein Werksteam. Die haben so viel Geld, Manpower und Know-how, die sollten sowieso zwei, drei Schritte voraus sein in der Entwicklung", poltert Tost.

Im Heckbereich rüstet AlphaTauri offenbar nicht auf RB16-Niveau auf. "Wir haben das gleiche Getriebe, das wir bereits letztes Jahr gefahren haben. Wir haben auch die Hinterradaufhängung nicht abgeändert. Hydraulik und so weiter sind dieselben Bauteile", verrät Tost.

AlphaTauri bekommt 2021 neue Nase

Aerodynamisch bleibt beim AT02 hingegen kein Stein auf dem anderen. Die Aerodynamiker im englischen Bicester haben Frontflügel, Unterboden, Seitenkästen, Heckflügel und Motorabdeckung generalüberholt.

Red Bull wechselte 2020 auf die schmale Nase, Foto: Red Bull
Red Bull wechselte 2020 auf die schmale Nase, Foto: Red Bull

Dazu gibt es auch eine neue Nase. Dafür gab der Rennstall die zwei Entwicklungstoken aus. Denn dabei handelt es sich nicht nur um ein aerodynamisches Element. Die Nase fungiert als vordere Crash-Struktur. Eine Anpassung kostet ebenjene zwei Token.

Daraus lässt sich schließen, dass AlphaTauri wohl auch auf eine schmale Nase umrüstet. McLaren vollzog diesen Entwicklungsschritt bereits überhastet im Vorjahr, weil man eben keine Token für die Änderung im Winter hatte. Red Bull, AlphaTauris großer Bruder, führte die schmale Nase, die Mercedes ursprünglich salonfähig machte, bereits ein. Auch Racing Point und Renault fahren inzwischen mit dieser Lösung.