Carlos Sainz hat seinen ersten Test als Ferrari-Fahrer mit einem zweiten Outing am Donnerstagvormittag in Fiorano beendet. Insgesamt spulte der spanische Nachfolger von Sebastian Vettel 150 Runden auf der hauseigenen Teststrecke ab. Das entspricht ziemlich genau eineinhalb Renndistanzen. Viel Zeit, um große Reden zu schwingen, blieb da natürlich nicht. Ein kurzes Q&A lieferte uns Ferrari bereits am Mittwochabend dennoch.

Nach der vollständig beendeten Debütfahrt lieferte die Scuderia nun noch umfangreiche Aussagen von Sainz, genauer gesagt einen exklusiven Auszug aus dem ‚Racing Activities Book. Der jährlich erscheinenden Publikation Ferraris gab Sainz sein erstes, ausführliches Interview als Ferrari-Fahrer und sprach über diverse Themen, allen voran die Bedeutung Ferraris und seine Ambitionen mit dem berühmtesten Rennstall der Formel 1.

Carlos Sainz erinnert sich: Mit Zehn Schumi getroffen

„Als ich zehn Jahre alt war bin ich nah Barcelona gekommen und hatte das Glück, einen meiner größten Helden zu treffen, Michael Schumacher, und die Ferrari-Garage zu besuchen“, erinnert sich Sainz. „Die Atmosphäre war dort ganz einfach besonders, das ist unvergleichlich. Deshalb ist die leichteste Weise zu beschreiben, was es bedeutet, sich der Scuderia Ferrari anzuschließen, dass ein Kindheitstraum wahrgeworden ist.“

Formel 1, Ferrari: Kann Sainz gegen Leclerc bestehen? (11:27 Min.)

Tatsächlich sei es sogar mehr als ein Traum. „Für einen Rennfahrer ist das eine große Ehre und eine große Verantwortung, auf die ich mich aber sehr freue und sie gerne annehme“, sagt der 26-Jährige. Praktischerweise passt die Verantwortung ideal zu seinen eigenen Ambitionen. „Seit meinem ersten Tag als Rennfahrer hatte ich nur zwei Ziele im Kopf: Formel-1-Fahrer werden und die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Nachdem ich das erste erreicht habe, habe ich all meinen Fokus und all meine Mühen darauf gelenkt, das zweite Ziel zu erreichen und dafür gibt es keinen besseren Ort als Ferrari“, sagt Sainz.

Sainz will Weltmeister werden: Ferrari kommt zurück

Dabei taumelte die Scuderia zuletzt gewaltig. 2020 erlebte Ferrari eines seiner schlechtesten Jahre der vergangenen Jahrzehnte, erreichte in der Konstrukteursweltmeisterschaft gerade einmal den sechsten Platz. Normalerweise gilt in Maranello schon Rang drei als völlig indiskutabel. Für Sainz ändert das wenig. „Die Ambition ist, zu helfen, ein Siegerteam zu schaffen und die Scuderia zurück an die absolute Spitze zu bringen, wo sie auch hingehört, und die WM zu gewinnen“, sagt Sainz.

Niemand könne ein Comeback besser stemmen als Ferrari, glaubt der Spanier. Schwierige Zeiten würde in der Formel 1 eben jedes Team einmal durchleben. Viele seien schon zurückgekommen, als erfolgreichstes Team der Geschichte könne das niemand besser als Ferrari. „Es gibt einen Grund dafür. Wenn es ein Team im Grid gibt, das sich zurück an die Spitze kämpfen kann, dann ist es Ferrari“, sagt Sainz. „Ich habe volle Zuversicht für das Projekt, und selbst wenn dieser Prozess länger dauern sollte, bin ich sicher, dass das Team letztlich wieder auf die Siegerstraße einbiegt.“

Sainz verspricht Tifosi: Fahre mit das Herz raus!

Nicht zuletzt er selbst werde alles dafür investieren. „Ich könnt sicher sein, dass ich mein absolut Bestes geben werden, um diesen Prozess so sehr zu verkürzen, wie nur möglich“, verspricht Sainz und richtet das Wort direkt an die Tifosi: „Ich kann euch mein volles Engagement für euch und die Scuderia garantieren. Wir teilen dieselbe Leidenschaft für dieses Team und ihr könnt euch sicher sein, dass ich mein Bestes geben werde, um euch stolz tu machen. Ich werde mich jedes einzelne Rennen das Herz herausfahren und auch abseits der Strecke hart arbeiten, um zu helfen, das Team schneller zu verbessern.“

Zusammenarbeiten wird Sainz auf dieser Mission mit Charles Leclerc. Gemeinsam bilden der Monegasse und der Spanier die jüngste Fahrerpaarung der Scuderia seit 53 Jahren. Obwohl Leclerc dabei noch um drei Jahre jünger ist und von Teamchef Mattia Binotto bereits zum Teamleader auserkoren wurde, ist es Sainz, der über die größere Erfahrung verfügt. Vielleicht nicht bei Ferrari, aber insgesamt.

Sainz & Leclerc bilden jüngstes Ferrari-Duo seit 1968

Das spiele die entscheidende Rolle, so Sainz stellvertretend für beide Piloten, nicht das Alter. „Ich bin nur 26 Jahre alt, aber habe bereits sechs Saisons in der Formel 1 hinter mir und bin für drei verschiedene Teams gefahren, bevor ich mich Ferrari angeschlossen habe. Charles ist 23 Jahre alt, aber er startet schon seine vierte Formel-1-Saison und seine dritte mit dem Team. Er kennt das Team und Maranello also perfekt“, sagt Sainz. „Obwohl wir das jüngste Fahrerduo der Scuderia seit vielen Jahren sind, sind wir keine Rookies mehr und verstehen die Bedeutung und Verantwortung, für Ferrari zu fahren.“

Formel 1, Ferrari: Kann Sainz gegen Leclerc bestehen? (11:27 Min.)

Wie sehr, wird sich nicht zuletzt im direkten teaminternen Duell zeigen. Als klare Nummer zwei soll Ferrari ihn nämlich nicht verpflichtet haben, so Sainz. Davon geht auch Leclerc nicht aus. Nicht einmal um einen ersten Rat bat Neuankömmling Sainz den Monegassen - nur keine Schwäche zeigen. „Wenn er ein Ferrari-Fahrer ist, dann weiß er schon, was er tut“, sagt Leclerc.

Sainz vs. Leclerc: Wissen um Verantwortung für Ferrari

Das Dilemma Platzhirsch vs. Youngster hat Ferrari mit Austausch Sebastian Vettels zugunsten Sainz jedenfalls aufgelöst, nun steht man vor dem möglichen Problem, zwei hungrige Piloten zu managen. Genau dieser Hunger soll jedoch eher beflügeln. „Ich gehe diese Verantwortung auf gute und positive Weise an und ich bin sicher, dass wir, zusammen mit Charles Motivation, Leidenschaft und Hunger ins Team bringen werden.“