Red Bull hofft mit der Verpflichtung von Sergio Perez für die Formel-1-Saison 2021 in mehrerlei Hinsicht einen Coup gelandet zu haben. Der Mexikaner soll nicht nur an der Seite von Max Verstappen die Weltmeister von Mercedes herausfordern. Das Management der Österreicher setzt auch auf das technische Hintergrundwissen des Neuzugangs. Perez soll Honda wichtige Informationen über den Mercedes-Motor liefern.

"Er bringt sehr viel Knowhow mit, wie der Mercedes-Motor tickt, über die Fahrbarkeit", merkte Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko auf der Jahresabschlussgala des Montagabend-Talks Sport und Talk aus dem Hangar-7 auf ServusTV an. In elf Jahren Formel 1 hatte Perez fast ausschließlich den Stern auf der Motorabdeckung seiner Boliden. Die ersten beiden Saisons verbrachte er bei Sauber mit Ferrari-Power. Nach einem einjährigen Gastspiel bei McLaren-Mercedes wechselte er 2014 pünktlich zum Start der Hybrid-Ära zu Force India, wo er bis zuletzt mit Power Units von Mercedes antrat.

"Nachdem sie ihn gekündigt haben, war er sehr aufmerksam und hat viele dieser Sachen, die vom Mercedes in den pinken Mercedes gegangen sind, mitgekriegt. Da erhoffen wir uns einiges an Wissenstransfer", sagt Marko mit Blick auf die Entwicklung des Honda-Motors. Der Power Unit aus Sakura steht im kommenden Jahr ihr Abgesang bevor, denn der japanische Automobilkonzern gab unlängst seinen Ausstieg aus der Formel 1 nach 2021 bekannt. Red Bull arbeitet hinter den Kulissen daran, dass Triebwerk ab 2022 in Eigenregie weiter nutzen zu können.

"Wir können diesen Motor mit technischer Hilfe von Honda de facto weiterverwenden. Dass es funktioniert, brauchen wir aber ein Einfrieren der Entwicklung", so Marko, der für 2021 optimistisch ist: "Der Motor wird deutlich an Leistung dazugewinnen, Ferrari ist weit weg, Mercedes hat Haltbarkeitsprobleme. Und das technische Reglement ist nicht so viel anders."

Red Bull braucht Perez für WM-Kampf

Im letzten gemeinsamen Jahr mit Honda wollen Team und Motorenhersteller nichts unversucht lassen, Mercedes vom Thron der Hybrid-F1 zu stoßen. Aus diesem Grund musste auch Albon für Perez weichen. Im 30-jährigen GP-Sieger erhofft sich Red Bull das Puzzleteil, das seit dem Abschied Daniel Ricciardos Ende 2018 im Team fehlte.

"Unser Ziel ist wie in den vergangenen Jahren die Weltmeisterschaft. Und wir haben gemerkt, dass du zwei Autos an der Spitze brauchst", stellt Marko klar. Weder Pierre Gasly noch dessen Nachfolger Alexander Albon waren in der Lage, die Rolle an der Seite von Teamleader Max Verstappen in den Jahren 2019 und 2020 auszufüllen.

"Das ist von der Strategie her wesentlich leichter. Und Perez fährt zur Zeit in der Form seines Lebens. Bei Albon gab es zu viele Hochs und Tiefs, aber es war keine Konstanz vorhanden und deshalb haben wir uns eigentlich entscheiden müssen",, so Marko über die Degradierung seines Juniors zugunsten des Routiniers. Perez ist seit Mark Webber in der Saison 2013 der erste Red-Bull-Pilot, der nicht aus dem hauseigenen Kader stammt.

Perez-Deal gegen Red Bulls Linie

"Es ist ja auch etwas gegen unsere Linie. Bis dato sind fast immer nur Leute aus unserem Programm aufgestiegen", räumt Marko ein. Doch nach den Fehlschlägen mit Gasly und Albon waren Red Bull die Hände gebunden: "Seit Max bei uns ist, ist das zweite Auto bis auf Ricciardo immer abgefallen."

Der Mann aus Guadalajara soll das ändern. Vor allem am Sonntag gilt er als einer der stärksten Fahrer im Feld. Etwas, worauf Red Bull 2021 ganz besonders baut. "Perez hat ein unglaubliches Reifenmanagement. Da ist natürlich seine zehnjährige Erfahrung von großem Vorteil. Wir haben gesehen, wie lange er mit einem Reifen bei hoher Geschwindigkeit unterwegs sein kann", lobt Marko die Qualitäten seines zukünftigen Fahrers.