Drei Tage nach dem Saisonfinale der Formel 1 ist auch das zweite AlphaTauri-Cockpit endlich offiziell vergeben. Das Team bestätigt am Mittwoch den Red-Bull-Junior Yuki Tsunoda als den Teamkollegen von Pierre Gasly.

Diese Entscheidung galt eigentlich seit dem Formel-2-Finale vor zwei Wochen in Sakhir nur mehr als Formsache. Tsunoda, von der Red-Bull-Spitze um Dr. Helmut Marko hoch eingestuft, hatte sich schon im Sommer mit Top-Leistungen in seiner Formel-2-Saison in die Spitzenposition für das zweite AlphaTauri-Cockpit gebracht. Daniil Kvyat, der dieses seit 2019 inne hatte, konnte hingegen neben Gasly nicht beeindrucken und musste in diesem Jahr mehrere herbe Niederlagen einstecken.

Red Bulls Junior-Senkrechtstarter Tsunoda wird belohnt

Tsunodas letzte Hürde war schließlich die Superlizenz. Die Single-Seater-Karriere des 20-jährigen Japaners hatte erst 2016 in der japanischen Formel 4 begonnen, 2018 hatte er dort in seinem zweiten vollen Jahr die Meisterschaft geholt. 2019 kam er nach Europa, mit Unterstützung von Red Bull und Honda bekam er einen Platz in der Formel 3. Zwar konnte er vor allem in der zweiten Saisonhälfte mit Pace beeindrucken, wurde aber unter dem Strich nur Neunter.

Trotzdem beförderte ihn Red Bull für 2020 in ein Formel-2-Cockpit, und Tsunoda konnte sofort groß aufzeigen. Mit drei Siegen und vier weiteren Podien kämpfte er schon in seinem ersten Jahr um die Meisterschaft, und beendete die Saison hinter Mick Schumacher und Callum Ilott auf dem dritten Gesamtrang.

Tsunoda beim Young-Driver-Test von Abu Dhabi, Foto: LAT Images
Tsunoda beim Young-Driver-Test von Abu Dhabi, Foto: LAT Images

Dieser dritte Gesamtrang brachte ihm auch die Superlizenz ein, damit stand der Formel-1-Beförderung nach nur vier vollen Jahren in einem Formel-Auto nichts mehr im Weg. Tsunoda absolvierte mit AlphaTauri bereits einen Test in Imola, und bekam schließlich beim Young-Driver-Test in Abu Dhabi auch die Chance, den aktuellen AlphaTauri AT01 zu pilotieren. Beide Male kam viel Lob von der Teamspitze um Teamchef Franz Tost zurück.

AlphaTauri schätzt Tsunoda hoch ein

"In der Formel 2 hat er in diesem Jahr die richtige Mischung aus Aggression und gutem technischen Verständnis gezeigt", so Tost. "Beim Test in Imola im November, als er unser 2018er-Auto gefahren ist, waren seine Rundenzeiten über eine Rennsimulation sehr konstant, und er hat über den Tag weg Fortschritte gemacht und unseren Ingenieuren nützliches Feedback gegeben."

"Ich möchte der Scuderia AlphaTAuri, Red Bull und Dr. Marko für diese Chance danken", freut sich Tsunoda, "und natürlich jedem von Honda, für all die Unterstützung in meiner bisherigen Karriere, für die großen Chancen in Europa. Ich muss auch den Teams danken, mit denen ich bisher gefahren bin, besonders Carlin, von denen ich in diesem Jahr so viel gelernt habe."

Tsunoda wird der erste Japaner seit Kamui Kobayashi sein, der sich in der Formel 1 versucht. "Wie für die meisten Rennfahrer war es immer mein Ziel, in der Formel 1 zu fahren", sagt Tsunoda. "Mir ist bewusst, dass viele japanische F1-Fans nächstes Jahr Hoffnungen in mich setzen werden, und ich werde auch für sie mein bestes geben."

Daniil Kvyat vor Formel-1-Abschied

Tsunodas Beförderung geht auf die Kosten von Daniil Kvyat - der Russe muss zum zweiten Mal in seiner Karriere bei Red Bull weichen. Nachdem er es 2015 einst sogar ins Hauptteam geschafft hatte, war er dort erst 2016 in Ungnade gefallen und für Max Verstappen degradiert worden, und 2017 wurde er dann endgültig gefeuert.

Nach einem kurzen Gastspiel als Ferrari-Tester kehrte er 2019 zurück ins B-Team von Red Bull und feierte ein Podium. Seine Saison 2020 war aber eine Enttäuschung: Weder im Qualifying noch im Rennen konnte er Pierre Gasly das Wasser reichen. Das Management entschied sich früh, Gasly als Teamleader für die Zukunft aufzubauen. Kvyats Abschied schien mit schon im September durch die Hochform von Tsunoda nur mehr eine Frage der Zeit.

Red Bull steht nun vor der letzten Fahrerentscheidung des Jahres: Sie müssen noch den Platz im Hauptteam neben Max Verstappen besetzen. Nach wie vor gilt: Eine Entscheidung zwischen Alex Albon, Sergio Perez und Nico Hülkenberg sollte vor Weihnachten fallen.