Mick Schumacher hat es gleich doppelt geschafft: Erst bestätigte das Haas F1 Team das in den vergangenen Wochen vielleicht am schlechtesten gehütete Geheimnis in der Formel 1 - der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher fährt ab 2021 für das US-Team in der Königsklasse. Dann unterstrich der Ferrari-Junior nachträglich ein für alle Mal seinen Anspruch auf ein F1-Cockpit und ließ mit einem dramatischen Final-Wochenende in der Formel 2 seinen nächsten Meistertitel nach dem Sieg in der Formel 3 Europameisterschaft 2018 folgen.
Erneut führte Schumachers Weg zum Triumph über ein Jahr Anlauf. Wie schon mit Prema in der Formel 3, gewann der 21-Jährige auch den F2-Titel in seinem zweiten Jahr in der Serie mit dem italienischen Team. Deshalb gilt Schumacher für die meisten Experten nicht als der Überflieger schlechthin, dennoch - oder gerade deshalb - rückt ein Thema immer wieder in den Fokus: der Vergleich mit seinem Vater, Formel-1-Legende Michael Schumacher.
Mick Schumacher ein Spätzünder? Für Ralf der ganz normale Weg
Bei dem siebenmaligen Weltmeister handelte es sich immerhin um genau das - einen Überflieger, ähnlich wie die Max Verstappens, Charles Leclercs und George Russells von heute. Allesamt stiegen sie bereits sehr jung in die Formel 1 auf und/oder gewannen die Nachwuchsserien auf Anhieb. Handelt es sich hier also um andere Kaliber? Ralf Schumacher mahnt: abwarten!
„Mick geht seinen Weg. Diesen klassischen Weg, das hat jeder vergessen. Das ist ganz normal“, verteidiget Mick Schumachers Onkel den langsamen, aber stetigen Fortschritt seines Neffen bei einem Medienevent des Pay-TV-Senders Sky. Das sei auch bei dem Mann der Stunde in der Formel 1, George Russel der Fall. „Der ist zwar angekommen, aber auch der hat viel dazugelernt und der wird auch noch viel lernen“, sagte Schumacher.
Ralf Schumacher: Vergleiche mit Michael Schumacher langweilig & deplatziert
Heute würden Nachwuchsfahrer ohnehin extrem früh einsteigen. Da müsse man auch an die geistige Entwicklung denen. „Der Mensch Mick selbst, das ist ja ein Wahnsinnssprung von 17 bis 20, den man da macht. Von daher war das super und ist das super, was er da gemacht hat“, lobte Schumacher. „Die Zukunft steht ihm sicherlich offen.“
Dabei nimmt der TV-Experte von Sky allerdings die Öffentlichkeit in die Pflicht. „Es wird auch an uns liegen“, sagte Schumacher. „Die Erwartungen vernünftig zu halten und die ständigen Vergleiche [zu lassen].“ Damit zielt Schumacher insbesondere auf den Familien-internen Vergleich von Vater und Sohn. Die seien deplatziert, so Onkel Ralf. Schumacher: „Ich sehe es ja immer. Da wird immer der Ross Brawn gefragt, ja wie kann man ihn denn ... Ganz ehrlich, ich finde es langweilig und es gehört auch nicht dahin!“
Timo Glock stimmt zu: Verstappen die Ausnahme
Schumacher weiter: „Es ist der Mick, der jetzt seinen Job macht, der seine Meisterschaften gewonnen hat. Der wird seinen Weg allein gehen und so soll man ihn auch beurteilen. Was vor 20 Jahren gewesen ist, hat hier heute nichts mehr zu suchen.“
Timo Glock, 2021 neuer Sky-Experte neben Schumacher, stimmt bei dem Event mit ein: „Auf den Punkt“, sagte der ehemaliger Formel-1-Fahrer an Schumacher gewandt. „Und man darf auch nicht vergessen. Es wird auch immer mit Max Verstappen verglichen. Max Verstappen war einer der wenigen, die da durchgeflogen sind durch die Nachwuchskategorien, alle anderen haben das in einem gewissen Rhythmus von zwei Jahren gemacht, ich - genauso wie alle anderen.“
Mick Schumacher freuen Vergleiche mit Michael Schumacher
Deswegen müsse man Schumacher die Zeit geben, ihn machen lassen und als Mick Schumacher von „Sohn von ...“ sehen. Auch Glock glaubt daran, dass Schumacher durchaus zu mehr in der Lage sein könnte, als manche Beobachter erwarten. „Er ist eine eigenständige Person und hat sich extrem entwickelt. Da wird noch einiges kommen. Ich freu’ ich drauf“, sagte der Sky-Neuzugang.
Mick Schumacher selbst stört sich an den Vergleichen mit seinem Vater - und gleichzeitig eigenem Idol - weniger. „Ich habe nichts dagegen, da verglichen zu werden. Im Endeffekt ist er der Beste, er wird immer der Beste bleiben für mich. Deshalb bin ich froh, mich mit ihm vergleichen zu dürfen“, sagte der gerade frischgebackene Formel-2-Champion am Sonntag in seiner Live-Schalte des RTL-Jahresrückblicks „Menschen, Bilder, Emotionen“ auf direkte Nachfrage von Moderator Günther Jauch.
Kai Ebel: Mick-Vergleiche mit Michael unfair
Zum Thema „Überflieger und Spätzünder?“ hatte sich Schumacher zuvor bereits beim ersten virtuellen Medientermin nach seiner Bestätigung durch Haas geäußert. „Es ist nicht mein Ziel, immer zwei Jahre zu brauchen“, sagte Schumacher. „Mit den Erfahrungen der letzten Jahre habe ich die Mittel, da gut mitzufahren."
RTL-Reporter-Legende Kai Ebel hält den Vergleich mit Vater Michael Schumacher unterdessen für unfair, gab unter dieser Prämisse dennoch eine Einschätzung ab. „Es ist kein Geheimnis, dass er nicht exakt seinem Vater entspricht. Es kommt kein neuer Senna, kein neuer Max Verstappen. Aber es kommt ein sehr guter Fahrer, der eine gute Lernkurve hat. Das heißt, der gehört da rein, der wird auch stattfinden“, sagte Ebel in einem Video der ‚Bild’.
„Aber er braucht definitiv länger als sein Vater, wenn man den unfairen Vergleich heranziehen will. Dennoch geht es immer vorwärts, er wird seinen Weg gehen, das haben wir ja in der Formel 2 gerade auch gesehen.“
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