Fernando Alonso stellt sich 2021 noch einmal der großen Herausforderung Formel 1. Im Alter von 39 Jahren gibt der zweifache Champion mit Renault sein Comeback - fast wie einst Michael Schumacher. Der Rekordweltmeister kehrte 2010 als 41-Jähriger mit Mercedes in die Königsklasse zurück, konnte an seine Form aus früheren Tagen jedoch nicht anknüpfen. Ex-Rivale Felipe Massa sieht dieses Beispiel als Mahnung und hegt Zweifel an Alonsos Erfolgsaussichten.

"Fernando ist ein Phänomen. Er ist als Talent eine Ausnahmeerscheinung unter den Fahrern. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass er in ein Team zurückkehrt, das nicht an der Spitze ist. Außerdem war er zwei Jahre aus der Formel 1 raus", so Massa gegenüber der spanischen Sportzeitung As. Der Brasilianer fuhr 2006 an der Seite Schumachers bei Ferrari und war in Maranello zwischen 2010 und 2013 auch Teamkollege von Alonso. Damit erlebte er beide F1-Ikone auf dem Zenit ihres Könnens.

Intensiver war für ihn die Zeit mit Alonso. "Mit Schumacher bin ich nur ein Jahr gefahren. Er war für mich wie ein Lehrer und ich hatte nicht die gleiche Rivalität wie mit Alonso, mit dem ich so viele Jahre zusammen gefahren bin. Es war ein harter Wettbewerb und ehrlich gesagt war es schwieriger. Es kam auch zu ganz anderen Situationen", erklärt er mit Blick auf Stallregien wie zum Beispiel 2010 in Hockenheim, als er nach den Worten "Fernando ist schneller als du" von seinem Kommandostand den Sieg abtreten musste.

Massa mahnt vor dem Effekt von Abstinenz und Alter

Als Schumacher nach drei Jahren Abstinenz mit Mercedes zurückkehrte, trat er für das Team an, das 2009 als Brawn GP den Sport dominiert hatte. Mit Jenson Button und Rubens Barrichello fuhr die Truppe in der Fahrer- sowie in der Konstrukteursweltmeisterschaft zum Titel. Schumacher fand sich trotz der vielversprechenden Vorzeichen nicht mit WM-fähigem Material wieder und war für Massa auch fahrerisch nicht mehr auf dem Niveau, auf dem er ihn als Lehrmeister bei der Scuderia kennen gelernt hatte.

"Wir können nicht darüber hinwegsehen, dass es einen negativen Effekt haben kann, so wie es bei Schumacher der Fall war. Er war drei Jahre raus und kehrte nicht mit dem Level zurück, das er vorher hatte", so Massa mit Blick auf Alonsos zweijährige F1-Auszeit. Diese verbrachte der Spanier allerdings anders als Schumacher weiter mit Motorsport auf professioneller Ebene. Während Schumi sich nach dem F1-Rücktritt auf Superbikes austobte, ging Alonso beim Indy 500, der Rallye Dakar und in der Sportwagen-Weltmeisterschaft an den Start.

Doch selbst wenn es ihm gelungen sein sollte, auf diese Weise sein Mindset zu konservieren, das ihn zwischen 2001 und 2018 zu einem Top-Fahrer machte, sieht Massa noch einen zweiten Haken beim Comeback. "Das Alter ist auch ein Faktor. Fernando wird 40 Jahre alt und kämpft gegen 20- bis 25-Jährige", mahnt er. "Aber wir müssen natürlich anerkennen, dass Alonso ein großes Talent ist und gute Leistungen zeigen kann. Für die F1 ist es positiv, dass er zurückkehrt."

Button glaubt an noch stärkeren Alonso

Ein anderer ehemaliger Teamkollege des spanischen Superstars glaubt sogar, dass dieser nach seiner Auszeit noch stärker sein wird. "Es wird interessant, denn den Fernando von vor drei oder vier Jahren wolltest du nicht in deinem Team haben", so Jenson Button gegenüber dem britischen Fachmagazin Autosport. Der Weltmeister von 2009 teilte sich zwischen 2015 und 2017 bei McLaren die Garage mit Alonso.

Dort eckte er wie zuvor bei Ferrari mit harscher Kritik als Antwort auf ausbleibende Erfolge an. "Ich denke, er ist jetzt mehr Team-Player und versteht, dass dies wichtig ist um erfolgreich zu sein", so Button. Er glaubt, dass der Asturier sowohl sportlich als auch persönlich eine Entwicklung durchlaufen hat. "Fernando wird definitiv auch als besserer Fahrer zurückkehren. Aber egal ob er als Rennfahrer noch fähiger ist, oder es die Art und Weise sein wird, wie er mit dem Team arbeitet - ich denke, er wird ganz anders drauf sein."