Nach einem späten Hoch neigt sich die Silly Season in der Formel-1-Saison 2020 allmählich ihrer Schlussphase entgegen. Lediglich ein Viertel der 20 Cockpits für 2021 ist formal noch nicht vergeben, die meisten davon scheinen allerdings recht offensichtlich besetzt. Lewis Hamilton und Mercedes lassen sich, nüchtern betrachtet, wohl nur weiterhin mit den Vertragsdetails Zeit, bei Haas gelten Mick Schumacher und Nikita Mazepin als ganze heiße Kandidaten.

Bei AlphaTauri will Red Bull unterdessen unbedingt den Japaner Yuki Tsunoda platzieren, Alexander Albon wackelt im Hauptteam wegen anhaltend mangelnder Leistungen beharrlich. Gerade letztere Plätze sind für zwei der aktuellen Piloten im Grid interessant: Sergio Perez und Kvyat.

Formel 1 2021: Sergio Perez schließt nichts aus

Der Mexikaner hofft nach seinem Aus bei Racing Point - 2021 wird er im dann Aston Martin genannten Team durch Sebastian Vettel ersetzt -, bei Red Bull unterzukommen. Etwas Neues zu vermelden gebe es hier allerdings nicht, betonte Perez nun am Donnerstag vor dem bereits viertletzten Saisonrennen in der Türkei. „Gerade müssen wir einfach abwarten“, sagte Perez.

Noch sei alles möglich, so ‚Checo’: „Wie ich schon einmal gesagt habe: Solange die Teams ihre Fahrer nicht bestätigt haben, ist alles eine Option. Alle, die ihre Paarung nicht bekanntgegeben haben, sind eine Option. Warten wir ab.“ Das würde selbst Mercedes nicht ausschließen. Immerhin fabulierte Hamilton zuletzt in Imola zumindest davon, es gebe keine Garantie für seine Gegenwart in der Startaufstellung 2021.

Perez bestätigt Gerüchte: Gab Kontakt zu Williams

Red Bull gilt jedoch als deutlich realistischere Option für Perez. In Imola hatte der Mexikaner verbal den Druck erhöht. Er brauche bald eine Entscheidung, so Perez in Richtung der Bullen. Warum, ist offensichtlich. Die Alternativen gehen aus. Zuletzt fixierte etwa Alfa Romeo Kimi Räikkönen und Antonio Gioinazzi für 2021. Hinwil wäre für den ehemaligen Sauber-Fahrer Perez durchaus eine Möglichkeit gewesen.

Noch dazu bestätigte Williams nach Gerüchten rund um Perez kurz darauf erneut George Russell und Nicholas Latifi für 2021. Erstmals bestätigte Perez in Istanbul nun, dass die Gerüchte berechtigt waren. „Ich führe meine Gespräche immer privat, so sollte es immer sein. Es macht auch keinen Sinn darüber zu reden, es ist ja nichts passiert. Deshalb braucht man das nicht diskutieren. Es gab ein paar Gespräche, aber nicht mehr“, sagte Perez.

Perez will Red-Bull-Entscheidung: Optionen gehen aus

Nun besteht die Gefahr, dass auch Haas Tatsachen schaffen könnte. Sagt dann Red Bull ab, wäre Perez raus aus der Formel 1. „Wir sind nicht so weit vom Saisonende entfernt. Ich muss meine Pläne definitiv kennen. Ich muss wissen, was bei mir passiert, um alles planen zu können. Es passiert jetzt schon zu spät. Wir sind fast schon im Dezember“, bekräftigte Perez daher vor dem Türkei GP.

Das beste Beispiel dafür sind die geschassten Haas-Fahrer. Kevin Magnussen und Romain Grosjean wussten bereits früher um ihre Zukunft - ein Formel-1-Verbleib ist in beiden Fällen unrealistisch - und kokettierten offen mit der IndyCar Series. Doch dafür ist es längst zu spät. Alle regulären Sitze für 2021 sind bereits vergeben.

Perez in anderer Serie? Eher F1-Sabbatjahr

An eine andere Rennserie scheint Perez jedenfalls nicht mehr zu glauben. „Alles ist jetzt so spät, es sieht so aus als wüsste ich erst recht spät im Jahr, ob es in der Formel 1 weitergeht“, hadert Perez. Deshalb schließt der Mexikaner auch ein Jahr F1-Pause nicht aus. „Ein Sabbatjahr ist eine Möglichkeit. Sehen wir, was in den nächsten Wochen geschieht“, sagte der Mexikaner.

Dasselbe gilt unterdessen für Daniil Kvyat. Der Russe gilt in der öffentlichen Wahrnehmung durch mehr als deutliche Aussagen der Red-Bull-Oberen bezüglich Yuki Tsunoda längst als erneut bei Red Bull respektive AlphaTauri ausgeschieden. Kvyat selbst betonte in Istanbul allerdings, das Ruder mit Leistung noch immer herumreißen zu können. „Ich glaube, es liegt niemals nicht in deinen Händen", sagte der Russe. „Das Wichtigste für mich ist, weiter zu pushen - egal was. Das ist meine Philosophie.“

Kvyat glaubt an Leistungsprinzip: Wenn nicht 2021, dann 2022

Entgangen, so viel musste Kvyat trotz allem Optimismus zugeben, ist dem Russen seine Situation jedoch nicht. Auch der Russe sprach in Istanbul das Thema Sabbatjahr an. „Je besser du bist, desto besser stehen deine Chancen. Wenn nicht für 2021, dann für 2022. Es ist immer das Beste, wenn du so oft du kannst, Rennen wie in Imola hast“, sagte Kvyat auf Nachfragen, ob starke Ergebnisse wie zuletzt helfen können.

Ein Garant für Letztere war über weite Strecken seiner Karriere Sergio Perez. Der Mexikaner hat sich deshalb nichts vorzuwerfen, sollte er für 2021 erst einmal kein Formel-1-Cockpit mehr finden. „Ich bin zufrieden mit meinen Leistungen. Vor allem mit meiner Konstanz über all die Jahre. Ob es ungerecht ist? Es ist Teil der Formel 1. So ist es hier eben. Ich kann mich privilegiert fühlen. Ich hatte bislang eine großartige Karriere in der Formel 1. Zehn Jahre bis jetzt. Sollte ich den Sport verlassen müssen, kann ich mit Stolz gehen!“

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