Max Verstappen hält den Druck auf Mercedes aufrecht. Nach dem geringsten Rückstand der bisherigen Formel-1-Saison 2020 auf eine Pole Position von Lewis Hamilton oder Valtteri Bottas im Qualifying auf dem Nürburgring vor zwei Wochen, kam der Red-Bull-Pilot den Weltmeistern in Portimao nun noch näher. Nur eine Viertelsekunde fehlte Verstappen in der Qualifikation zum Portugal GP auf dem Autodromo Internacional do Algarve auf den ersten Platz.

Damit steht der Niederländer in der Startaufstellung für das Rennen am morgigen Sonntag (Start 14:10 Uhr deutscher Zeit) einmal mehr auf dem dritten Platz. Anders als Mercedes setzte Red Bull im Qualifying nie auf die Medium-Reifen - weder im Q2, um auf der mittleren Mischung starten zu dürfen, noch im Q3. Dort wählte Mercedes eine ungewohnte Variante, erachtete den etwas härteren Pirelli als die schnellere Option.

Verstappen setzt auf Soft: Vorteil am Start

Red Bull sah es anders. „Bei uns war es ganz einfach, wir haben uns für das ganze Qualifying auf den Soft festgelegt“, sagte Verstappen. Das sei allerdings sicher nicht der Fehler gewesen. Ganz im Gegenteil, glaubt der Niederländer. „Das ganze Wochenende über war es hier schon schwierig, die Reifen ins Fenster zu bekommen. Das lag aber nicht nur an den Reifen, sondern auch dem sehr rutschigen Asphalt. Du kannst im Grunde nur eine Linie nehmen“, erklärte Verstappen.

Deshalb sei ihm der etwas mehr Grip bietende Soft lieber gewesen - nicht nur im Kampf um Pole, sondern auch für den Start. „Ich denke, dass alle Reifen in der ersten Runden knifflig sein werden. Aber der Medium sicher etwas mehr. Das ist normal, es ist ein härterer Reifen, der ist schwieriger aufzuwärmen“, sagte Verstappen.

Verstappens schnellste Qualifying-Runde schon in Q1

Der erste Teil dieser Aussage macht bereits deutlich: Sonderlich begeistert vom Fahrgefühl in Portimao ist der Red-Bull-Pilot nicht. „Insgesamt ist es noch immer gut, Dritter zu sein. Aber es war etwas verwirrend, dass meine schnellste Runde im Qualifying in Q1 zustande kam“, grübelte Verstappen. „Danach konnte ich das nicht reproduzieren, einfach weil ich nicht mehr denselben Grip hatte.“

Tatsächlich: In Q1 fuhr Verstappen eine 1:16.879, in Q2 eine 1:17.038 und in Q3 schließlich einer 1:16.904. „In Q2 und Q3 hast du ja auch weniger Zeit, um deine Runden zu fahren“, erklärte Verstappen einen Grund. Tatsächlich fiel in Portimao bei vielen Fahrern eine Tendenz zu mehr als nur einer Aufwärmrunde auf. So auch bei Verstappen.

Verstappen hadert mit Portimao: Wie auf Eis

„Es scheint so, als wäre es uns schwerer gefallen, die Reifen in ein besseres Fenster zu bekommen“, berichtete Verstappen. Mercedes fuhr seine Zeiten tatsächlich gleich in der ersten Runde. Immerhin sei es im entscheidenden Q3 wieder besser gelaufen als noch im Q2, so Verstappen. Von gut könne jedoch noch keine Rede sein. Verstappen: „Es war besser, aber ich persönlich kann es mit diesen Reifen und diesem Grip auf der Strecke gerade nicht sehr genießen, hier zu fahren. Mit dem Grip, den wir jetzt haben ... da kannst du nicht wirklich pushen, du fährst wie auf Eis. Echt schade.“

Für das Rennen wagt Verstappen kaum eine Prognose abzugeben. „Ich bin nicht weit dahinter, da kann morgen viel passieren. Hoffentlich können wir nah dranbleiben“, sagte der Niederländer lediglich. Ansonsten wisse man schlicht zu wenig über das Verhalten der Reifen im Renntrimm. Die Longruns am Freitag waren durch zwei rote Flaggen zerrissen worden. Doch kann sich Red Bull einmal mehr auf seine Rennpace verlassen?

Verstappen überzeugt: Red Bull hat Rennstärke nicht verloren

Die Beobachtung mancher Experten, Red Bulls gegenüber Mercedes im Vergleich zum Qualifying traditionell meist bessere Rennpace sei seit der Regeländerung im Hinblick auf nur noch einen einheitlichen Motormodus verschwunden, hält Verstappen jedenfalls für eine Mär. „Das finden wir nur heraus, wenn wir [Verstappen und Hamilton] einmal die Autos mit beiden Fahrern tauschen“, scherzte Verstappen auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Der Niederländer weiter: „Ich weiß es nicht. Aber ich denke nicht, dass sich da so viel verändert hat, um ehrlich zu sein. Das ist keine Annahme. Du kannst deutlich sehen, dass es uns nicht viel näher herangebracht oder weiter zurückgeworfen hat.“

Alex Albon versucht Medium und scheitert

Ein völlig anderes Qualifying in Portimao erlebte Teamkollege Alexander Albon. Zum einen, weil sein Rückstand auf Verstappen sich mit mehr als fünf Zehnteln erneut nicht verbesserte. Zum anderen, weil der Brite thailändischer Herkunft eine andere Reifenstrategie wählte, im Q3 zunächst den Medium versuchte. „Dieses Wochenende mag ich den Soft nicht, aus welchem Grund auch immer“, erklärte Albon diesen Versuch. „Im Q1 und Q2 hatte ich nämlich echt zu kämpfen, die Softs anzuzünden.“

Die Umstellung auf den Medium für den ersten Run im Q3 habe ihn dann Zeit gekostet. „Denn jeder Reifen verlangt einen etwas anderen Fahrstil und im Q3 bin ich ja das erste Mal damit gefahren“, verteidigte Albon seinen schwachen ersten Versuch. „Deshalb bin ich für den letzten Run dann zurück auf den Soft, habe auch eine ganz gute Runde erwischt, aber es war einfach knifflig, sie anzuzünden. Im Rückblick hätte ich einfach mit dem Soft eine Aufwärmrunde mehr fahren sollen, um sie besser ins Fenster zu bekommen.“

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