Der Portugal GP sah das wahrscheinlich kurioseste Qualifying der Formel-1-Saison 2020. Erst wurde die Session aufgrund einer losen Drainage 30 Minuten später gestartet, dann gab es dafür einen wahren Krimi um die Pole Position, den Lewis Hamilton einmal mehr für sich entschied.
Dabei war es einmal mehr Valtteri Bottas, der das Wochenende bis dahin dominierte: Bestzeit im 1. Training, Bestzeit im 2. Training, Bestzeit im 3. Training, Bestzeit in Q1, Bestzeit in Q2 und sogar noch Bestzeit in den ersten beiden Versuchen im Q3. Und dann kam Hamilton.
Diesmal allerdings mit Trick: Beide Mercedes-Piloten hatten sich für den letzten Versuch in Q3 für die Medium-Reifen entschieden. Ein schlauer Schachzug für beide, doch Hamilton ging noch einen Schritt weiter: Im Gegensatz zu Bottas fuhr er zwei schnelle Runden auf dem Satz.
"Das war meine Entscheidung", freute sich Hamilton. Die Entscheidung war der Matchwinner auf dem Weg zu Pole Nummer 97 in seiner Formel-1-Karriere. Denn im ersten Versuch fuhr Hamilton nur 1:16,934 Minuten. Die Zeit reichte zwar zwischenzeitlich für Pole, wurde aber von Bottas und auch von Max Verstappen geschlagen.
Doch als einziger Pilot hatte Hamilton noch einen weiteren Schuss. Der Brite ging dafür extra früh im Q3 auf die Strecke. Nach seiner ersten schnellen Runde fuhr er eine langsamere Runde, um die Batterie wieder zu laden. Anschließend gab es die berüchtigte Hammertime. "Die Reifen waren dann genau im richtigen Temperaturfenster und ich habe den letzten Sektor gerade so hinbekommen", freut sich Hamilton.
Hamilton: Hammertime keine Show
Der WM-Leader ist sich sicher: "Diese Entscheidung am Ende hat die Möglichkeit gebracht." Bottas ging für die zusätzliche Runde zu spät raus und ließ sich auch nicht genügend Benzin einfüllen. War es die Extra-Runde oder waren es einmal mehr Hamiltons Qualitäten, am Ende noch eine Schippe drauflegen zu können? Oder spielt der bald siebenmalige Weltmeister möglicherweise bis zum Schluss nur mit der Konkurrenz?
"Ich habe nichts zu verbergen", sagt Hamilton klar. "Früher, als ich noch jünger war haben das manche in anderen Kategorien gemacht. Ich habe das dann auch versucht, aber es ist nie gut gegangen. Das ist nicht meine Philosophie."
Die Philosophie des 35-Jährigen ist eine andere: "Es ist, wie wenn man eine Mauer baut: Man setzt einen Stein auf den anderen. So verbessere ich mich, es steckt viel Arbeit im Hintergrund drinnen. Setup, Bremsbalance, Differentialeinstellungen für jede einzelne Kurve - das ist nicht einfach. Ich musste weiter arbeiten, um dorthin zu kommen."
Für das Rennen hat Hamilton noch keine Erwartungen. Wie Teamkollege Bottas startet auch Hamilton auf Medium, Verstappen dahinter auf Soft. "Ich habe mit dem Team überhaupt noch nicht darüber gesprochen, was zu erwarten ist. Es soll morgen sogar regnen! Das wird dann der härteste Tag für uns alle morgen: Wind und Regen. Wir müssen uns auf alles einstellen."
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