Valtteri Bottas hat in Portugal eines seiner besonders starken Wochenenden und ging als klarer Favorit in das zwölfte Qualifying der Formel-1-Saison 2020. Doch wie so oft reichte es im entscheidenden Moment trotzdem nicht für die Pole Position. Die Pace war da, doch Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton fand trotzdem einen Weg, dem Finnen den Schneid abzukaufen. Bottas setzte auf die falsche Strategie und nahm sich damit selbst alle Chancen.

"Es nervt echt", hadert Bottas mit seiner neunten Qualifying-Niederlage in der laufenden Saison. "Nach Bestzeiten in allen drei Trainings sowie im Q2 hatte er das Geschehen auch im letzten Segment des Zeittrainings zunächst fest im Griff. Am Ende war Hamilton dennoch schneller. "Ich habe mich verzettelt. Es stört mich, aber Lewis hat letztendlich einen guten Job gemacht."

Im ersten Run des Q3 auf dem Soft-Reifen, war er eine halbe Zehntelsekunde schneller als Hamilton. Die Entscheidung brachte der letzte Reifensatz. Beide Mercedes-Teamkollegen entschieden sich für den Medium-Compound. "Ich hatte vorher im Q2 über die gesamte Runde mit dem Medium ein etwas besseres Gefühl als auf dem Soft-Reifen", erklärt Bottas. Der Teamkollege unterbot zunächst seine Bestzeit, doch Bottas hatte wieder die richtige Antwort.

Mit seiner letzten schnellen Runde eroberte er die Spitze zurück und sah in diesem Moment wie der sichere Pole-Sitter aus. Doch der auf der Strecke vor ihm fahrende Hamilton kam rechtzeitig vor Ablauf der Zeit über die Linie und legte eine zweite fliegende Runde auf dem Medium-Reifensatz hin. Hamiltons Taktik ging mit einer Zehntelsekunde Vorsprung auf Bottas auf.

Formel 1, Portugal: Vettel erwartet Murks-Rennen (12:14 Min.)

Bottas setzt auf das falsche Pferd

Der Finne hatte sich im entscheidenden Moment schlichtweg verzockt. "Ich hatte im Q2 mit dem Reifen auf eine Runde ein gutes Gefühl und habe mich basierend darauf entschieden, das im Q3 nochmal so zu machen", so Bottas, dem jedoch schon nach seiner schnellen Runde das Gefühl beschlich, dass er doch besser für zwei Runden getankt hätte.

"Am Ende meiner Runde habe ich mir schon gewünscht, noch eine weitere zu haben, aber dafür hatte ich natürlich nicht genug Sprit", sagt er und nimmt den Fehler auf seine Kappe: "Letztendlich war es die falsche Entscheidung." Doch es war nicht allein die Tatsache, dass er sich auf eine Runde festlegte, die ihn am Ende die Pole kostete.

Im Q2 war er auf dem Medium-Reifen auch ohne zweiten Schuss vier Zehntel schneller gefahren. Wenige Minuten später fehlte plötzlich der Grip, als es im Q3 ernst wurde. "Vielleicht ist auch die Streckentemperatur gefallen, oder ich war einfach nicht in der Lage, mit den Reifen das gleiche Gefühl wie im Q2 zu bekommen", mutmaßt Bottas.

Bottas nach Trainings zu selbstsicher?

Die unerwartete Niederlage gegen den Teamkollegen, der diesmal mit Köpfchen statt mit reinem Speed die Oberhand behielt, war auf diese Weise besonders schmerzhaft. "Es nervt, wenn du weißt, dass du die Pace hast", sagt er. Fühlte er sich mit seiner Top-Form in Portimao vielleicht zu sicher?

"In den Trainings vorne zu sein bedeutet nichts und ich versuche immer, mich für die nächste Session zu resetten und neu zu fokussieren", beteuert Bottas, dem nichts anderes übrig bleibt, als den Fokus nach dieser Klatsche auf Sonntag zu legen: "Zum Glück kann ich das schnell vergessen. Es war nur das Qualifying. Das Rennen ist erst morgen und ich weiß, dass ich den Speed habe."

Wie schon am Nürburgring rechnet sich der 31-Jährige gute Chancen aus, nachdem die Teams durch turbulente Trainings fast ohne Informationen in den Grand Prix gehen müssen: "Wir haben fast keine Longruns gemacht und deshalb kaum Daten über die Reifenmischungen. Da gibt es viele Fragezeichen."