20 Jahre nach seinem ersten Formel-1-Test für den damaligen Renault-Vorgänger Benetton in Barcelona hat Fernando Alonso an derselben Stätte die Vorbereitungen auf sein F1-Comeback zur Formel-1-Saison 2021 auf der Strecke gestartet. Auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya absolvierte der Lokalmatador am Dienstag einen Filmtag im aktuellen Renault R.S.20.

100 Kilometer bei Verwendung spezieller Pirelli-Reifen räumt das Reglement für derartige Anlässe zu Promotion-Zwecken ein. In Barcelona entsprach das 21 Runden für Alonso, also knapp dem Drittel einer Renndistanz. „Es war ein sehr guter Tag. Nur 100 Kilometer, aber für mich waren die sehr besonders“, sagte Alonso nach seiner lang erwarteten Rückkehr ins Formel-1-Cockpit in einem Live-Stream des Teams.

Fernando Alonso: Formel-1-Speed erst wieder lernen

Zuletzt hatte der Spanier vor rund eineinhalb Jahren im F1-Boliden gesessen. Im April 2019 setzte McLaren den Spanier bei einem zweitägigen Test nach dem Großen Preis von Bahrain ins Auto. Seitdem fuhr Alonso in anderen Serien, darunter die Sportwagenweltmeisterschaft, die Rallye Dakar und das Indianapolis 500. Alonso: „Die letzten drei Autos, die ich jetzt gefahren bin, waren Dakar im Januar, IndyCar im August und jetzt Formel 1. Weiter könnten die drei kaum auseinander liegen!“

Dementsprechend müsse er sich erst wieder an die völlig andere Welt im Formel-1-Cockpit gewöhnen, so Alonso. „Das Gefühl war aber gut“, sagte Alonso. „Das Auto schlägt mich gerade natürlich noch, weil ich nicht das Maximum aus dem Auto herausquetschen kann. Zurück auf Formel-1-Speed zu kommen, ist nicht so leicht“, gestand der Spanier.

Alonso: Eingewöhnung in Formel 1 wird schnell gehen

Dank seiner Erfahrung werde es allerdings schneller gehen als jede Eingewöhnung der vergangenen beiden Jahre in andere Fahrzeuge. „Mit dem F1 ist es etwas leichter, denn den bin ich mein ganzes Leben gefahren. Nach 18 Jahren in der Formel 1 jetzt zurückzukommen, da fehlt es zwar etwas bei den Bremspunkten, wie schnell die Kurven kommen, bei der Performance auf der Bremse und in den Kurven. Es gibt einfach einige Dinge, an die ich mich wieder gewöhnen muss. Aber das wird weniger Zeit brauchen als mich an etwas völlig Neues zu gewöhnen, zum Beispiel Dakar und Indy“, sagte Alonso.

Alonso weiter: „Ich habe mich Runde für Runde verbessert und versucht, den Ingenieuren Feedback zu geben. Wir mussten auch ein paar Filmaufnahmen machen, deshalb waren da auch Kameras und Drohnen, die mir auf der Strecke gefolgt sind. Ich hatte also harten Druck, es war harte Arbeit heute!“ Das kalt auch physisch. Vor allem für den in der Formel 1 immer berühmten Nacken.

Alonso wittert Potenzial bei Renault: Schon im R.S.20

„Der Nacken ist nach 100 Kilometern okay, aber dazu sage ich lieber morgen etwas! Vielleicht habe ich ein paar Schmerzen. Soweit war es aber gut, ich weiß, woran ich weiterarbeiten muss“, sagte Alonso.

Von einem Fazit zum R.S.20 hielt den Spanier sein Fitness-Zustand allerdings nicht ab. „Es war eine gute Gelegenheit, den R.S.20 in meinen Händen zu spüren“, sagte Alonso. „Das Auto hat Potential, das sehen wir jedes Wochenende. Aber ist gibt noch Raum für Verbesserungen und die werden wir eher kurzfristig umzusetzen versuchen.“

Alonso bremst: Defizite in Formel-1-Saison 2021 bleiben

Dass der Trend stimme, sehe man bereits an den jüngsten Ergebnissen, so Alonso. „Ich habe alle Rennen von Zuhause angesehen“, beteuerte der Spanier. „Für die letzten sechs Rennen drücke ich Daniel und Esteban die Daumen, die Ergebnisse werden ja besser und besser. Das Podium ist letzten Rennen war ein sehr verdientes nach alle der harten Arbeit.“

Gleichzeitig müsse Renault auf dem Boden bleiben. „Wir wissen, dass die Regeln - bis 2022 kommt - mehr oder weniger gleich bleiben“, erinnerte Alonso. „Wir wissen, dass die Mittelfeldteams ihr diesjähriges Defizit ins kommende Jahr mitnehmen werden. Mit den Füßen auf dem Boden und jeder Menge positiver Energie und Optimismus für nächstes Jahr haben wir aber alle Zutaten, um ein gutes 2021 zu erleben. Wir haben ein großartiges Team, talentierte Leute, klasse Sponsoren und viele Fans rund um den Globus!“

Fernando Alonso: Sein Programm mit Renault

Alonsos Arbeit an seinem Comeback nimmt nun erst richtig Fahrt auf. „Es gibt viele Dinge, um mich bereit zu machen“, berichtete Alonso. „Zuerst die Fitness. Du musst wieder in Form kommen, du musst dir die Standards der Formel 1 antrainieren - den Nacken, besonders all diesen Teil des Körpers [deutet auf den Rumpf], den oberen Teil. All das muss in den nächsten Monaten wieder gestärkt werden“, schilderte der zweifache Formel-1-Weltmeister.

Darüber hinaus stünden noch weitere Dinge auf dem Programm, vor allem in Sachen Komfort im Cockpit. „Sitzanpassung, Lenkrad- und Pedalerie-Positionen, es gibt viele Dinge, die wir durchgehen müssen“, sagte Alonso. „Auch mit den Ingenieuren muss ich eine gute Beziehung aufbauen und eine gute Verbindung zu ihnen finden, sodass wir einander nur durch Blicke verstehen. All diese Dinge brauchen etwas Zeit. Dafür nutzen wir 2020 und auch noch den Winter.“

Ein Wiedersehen Alonsos auf der Strecke dürfte es spätestens beim offiziellen Formel-1-Test nach dem Großen Preis von Abu Dhabi geben. Schon zuvor könnte Renault dem Spanier weitere Zeit im Cockpit einräumen, etwa durch Einsätze in Freien Trainings im aktuellen Boliden oder durch in Sachen Kilometer unbeschränkte Tests mit mindestens zwei Jahre alten Boliden, also aus der Saison 2018, des Teams.