Honda versetzte die Formel 1 vor dem rennfreien Wochenende zwischen Russland GP und Eifel GP in Schockstarre. Die Japaner verkündeten am vergangenen Freitag ihren Rückzug aus der Königsklasse nach Ende der F1-Saison 2021. Genau zu diesem Termin läuft der Vertrag zwischen Honda und Red Bull Racing aus.

Das Team aus Milton Keynes steht in eineinhalb Jahren dennoch nicht ohne Power Unit da. Inzwischen beinhaltet das Reglement einen Passus, der jenen Motorenhersteller mit den wenigsten Kundenteams - aktuell Renault - verpflichtet, suchende Teams zu beliefern. Eine Neuauflage der ungut auseinander gegangenen Allianz mit den Franzosen erscheint jedoch wenig verheißungsvoll - zumal Red Bull so den gerade erst erworbenen Werkstatus mit Honda verloren hätte.

Verstappens Red-Bull-Vertrag mit Ausstiegsklausel?

Damit nicht genug: Hätte Red Bull auch seine größte Stärke verloren? Droht ein vorzeitiger Absprung Max Verstappens? Erst im Winter hatte sich der Niederländer langfristig an Red Bull gebunden - bis 2023. Allerdings beinhalten Verträge in der Formel 1 in der Regel eine Vielzahl an Klauseln. Existiert bei Verstappen also eine Ausstiegsoption, die an den Motorenpartner gekoppelt ist?

Mick Schumacher vor erstem Formel-1-Training! (09:21 Min.)

Das legte Dr. Helmut Marko im Winter im Interview mit Motorsport-Magazin.com, nicht lange nach dem frisch verlängerten Verstappen-Vertrag, mehr als nahe. „Im Prinzip ist es ein fixer Vertrag, wo bei normalem Verlauf eigentlich alles geregelt ist“, sagte der Motorsportberater der Bullen. Auf Nachfrage, ob je nach WM-Ergebnis eine Klausel greifen könne, brachte Marko daraufhin das Thema Motor selbst ins Spiel. „Wir haben einen Vertrag mit Honda bis '21 und ein Formel-1-Auto ohne Motor ist schwierig. Es ist klar, dass wir einen wettbewerbsfähigen Motor brauchen“, sagte der Grazer.

Horner dementiert: Keine Klausel mit Motor-Bezug

Durch das angekündigte Honda-Aus kochte das Thema nun wieder hoch. Am Montag äußerte sich Teamchef Christian Horner beim hauseigenen ServusTV mit einer völlig gegensätzlichen Aussage. „Eine solche Klausel gibt es in seinem Vertrag nicht. Die Verträge zwischen Fahrer und Team sind privat, aber es gibt definitiv keine auf den Motor bezogene Klausel in Max’ Vertrag“, dementierte der Brite.

Noch dazu fühle Verstappen sich trotz Hondas Ankündigung gut - sei für die nahe Zukunft sogar voller Tatendrang. „Er ist konkurrenzfähig. Er fühlt sich im Team sehr wohl und glaubt fest an Hondas Programm“, sagte Horner. „Er nimmt auch wahr, dass Honda den Motor [ein größeres Update] von 2022 auf 2021 vorgezogen hat. Das ist ermutigend. Wir werden nächstes Jahr einen weiteren Schritt nach vorne nehmen. Darauf freut er sich und er hat noch immer einen langen Weg bis 2022 vor sich.“

Max Verstappen sah Honda-Ausstieg kommen

Verstappen äußerte sich nun, drei Tage später, in der Pressekonferenz zum Eifel GP selbst zum Thema Zukunft. Dabei positionierte sich der Niederländer irgendwo in der Mitte der Aussagen der genannten Red-Bull-Oberen. Zunächst zeigte sich Verstappen nicht überrascht. „Du konntest es kommen sehen. Du zeigst es natürlich nicht und ich wusste es auch etwas vor der Bekanntgabe. Es ist schade, aber von ihrer Seite nachvollziehbar“, sagte Verstappen.

Vor seiner Vertragsverlängerung habe er die Anzeichen eines drohenden Honda-Ausstieg allerdings nicht gesehen. „Das kam, nachdem ich den Vertrag unterschrieben habe“, berichtete Verstappen. Nüchtern betrachtet sei mit einer solchen Entscheidung allerdings immer zu rechnen gewesen. Verstappen: „Sie haben sich aber nie viel länger festgelegt, so etwas war also zu erwarten. Da kannst du nie sicher sein. Dasselbe gilt auch für Teams, bei denen du unterschreibst. Wer weiß, was in fünf Jahren passiert?“

Verstappen will nicht über 2022 sprechen: Zu weit weg

Ein zweifelsfreies Bekenntnis über die Saison 2021 hinaus, die Post-Honda-Jahre also, gab Verstappen jedoch nicht ab. Der Niederländer sprach einzig und allein über die noch laufende und kommende Saison. „Ich denke nur an diese und nächste Saison, das ist das Wichtigste. Was danach passiert ist noch so weit weg, dass es keinen Sinn macht, darüber nachzudenken“, erklärte Verstappen.

Verstappen weiter: „Wir fahren noch immer anderthalb Jahre mit Honda. Dann kommen auch noch die neuen Regeln danach, es gibt so viel Unbekannte, dass es gerade keinen Sinn macht, daran zu denken. Ich bin nur darauf konzentriert, das zu tun, was ich kann und das ist, das Auto so schnell zu fahren, wie ich kann. Mit einem Motor im Heck. Ich hoffe, dass ich nicht wie Fred Feuerstein ende und selbst treten muss. Das wäre ziemlich anstrengend!“

Kunden- statt Werkstatus? Für Verstappen okay

Das schließt die Existenz einer Ausstiegsklausel wegen Honda nicht aus. Hoffnung machen kann allen, die Verstappen gerne weiter bei Red Bull sehen würden, jedoch, dass Verstappen zumindest den Werkstatus als nicht unbedingt essenziell erachtet. „Wir wissen es gerade nicht, wie es aussehen wird. Ich sehe es aber nicht unbedingt negativ“, sagte Verstappen über die potenzielle Rückkehr Red Bulls zum Status eines gewöhnlichen Motorenkunden.

Horner wagte hier bereits den ersten Annäherungsversuch. „Seit der Trennung hat sich Renault verändert. Der neue Vorstand bring jede Menge frischen Wind und ein paar Änderungen. Die Dinge bewegen sich nach vorne“, lobte der RBR-Teamchef den einst in Ungnade gefallenen Partner.

Von einer anderen Theorie im Fahrerlager, Red Bull oder ein anderer Hersteller könne Hondas geistiges Eigentum aufkaufen und die Power Unit der Japaner so de facto übernehmen und weiterentwickeln, hält Horner unterdessen wenig. Die Kosten seien unter den gegenwärtigen Regularien für einen neuen Herstellen einfach zu groß.