Hat Kimi Räikkönen seine Zukunft in der Formel 1 jetzt geklärt? Bereits seit Wochen zählt das Thema zu den Konstanten der donnerstäglichen FIA-Pressekonferenzen vor den Grand-Prix-Wochenenden. Aktuellen Gerüchten zufolge soll sich der Finne inzwischen entschieden haben, auch 2021 weiter in der Königsklasse zu starten. Laut internationalen Medienberichten soll Räikkönen deshalb eine Option in seinem Vertrag mit Alfa Romeo Racing auf eine dritte gemeinsame Saison gezogen haben, eine Bestätigung soll schon am Freitag folgen.

Mick Schumacher vor erstem Formel-1-Training! (09:21 Min.)

Stimmt nicht, kontert Räikkönen am Donnerstag vor dem Eifel GP auf dem Nürburgring auf Nachfrage entschieden. „Wenn du den Nachrichten Glauben schenken willst, dann ist es die Wahrheit“, stichelt Räikkönen gegen die Meldungen. „Ich hatte nie eine Option in meinem Vertrag. Deshalb kann ich dir sagen, dass es nicht stimmt.“

Kimi Räikkönen: Habe nichts unterschrieben

Die aktuellen Medienberichte reihen sich für den Formel-1-Routinier - am Sonntag wird Räikkönen mit dann 323 F1-Starts Rubens Barrichello als Rekord-Starter übertrumpfen - nur ein in eine Vielzahl von halbgaren Schlagzeilen. Räikkönen: „Ich habe über die Jahre so viele Dinge in den Nachrichten gelesen, dass ich damit aufgehört habe. 90 Prozent sind weit entfernt von der Wahrheit, 10 Prozent haben zumindest etwas damit zu tun.“

Auch regulär einen neuen Vertrag unterzeichnet habe er nicht. „Ich habe nichts unterschrieben. Nicht letzte Woche, nicht vor einem Monat oder gestern oder heute“, versichert Räikkönen. „Wir werden es sehen. Es ist noch nichts entschieden.“ Gespräche mit dem Team würden allerdings geführt, ergänzt der Finne.

Räikkönen witzelt über Kritiker: Erst zu jung, jetzt zu alt?!

Amüsiert gibt sich der Iceman unterdessen von Kritikern, die ihn inzwischen als altes Eisen abstempeln. „Es fing mal damit an, dass ich keine Erfahrung hatte“, erinnert Räikkönen an seine Anfänge mit gerade einmal 23 Formel-Rennen vor seinem ersten Start in Australien 2001. Damals kämpfte Peter Sauber für eine Superlizenz, die ersten Rennen bestritt der junge Räikkönen auf Bewährung. „Und jetzt werde ich zu alt und sie wollen mich loswerden“, ergänzt der Finne lachend. „Nur im Mittelteil war es okay.“

Mit Fernando Alonso kehrt 2021 ein weiterer alter Haudegen zurück in die Formel 1. Einer, der Räikkönen seinen bald erworbenen GP-Start-Rekord gleich im ersten Jahr wieder abjagen würde. Spielt das bei Räikkönens Überlegungen, weiterzufahren eine Rolle? „Es hat nichts damit zu tun, ob Fernando zurückkommt oder nicht“, winkt Räikkönen ab. „Am Ende ist es natürlich einfach meine Entscheidung.“

Räikkönen: Formel 1 macht noch Spaß

Auf diesem Punkt beharrt der Finne seit Wochen, eher Monaten. Offenbar nicht zu Unrecht. Alfa Romeos Teamchef Frederic Vasseur verweist bei jeder Gelegenheit auf den Wert seines erfahrenen Piloten für die Hinwiler. Als schlagendes Argument nannte Räikkönen seit jeher schlicht die Freude am Rennsport. Brennt das Feuer noch, auch mit dem 2020 gegenüber 2019 zurückgefallenen Alfa Romeo?

„Natürlich hätte ich mehr Spaß, wenn wir besser wären. Wir waren definitiv nicht da, wo wir sein wollen“, sagt Räikkönen. „Das war relativ früh sehr klar. Aber das Racing macht mir immer noch Spaß. Ich hatte tolle Kämpfe und wäre nicht mehr hier, wenn es mir keinen Spaß machen würde.“

Antonio Giovinazzi: Zittern um Alfa-Zukunft

Das klingt nicht nach Rente - so empfindet es auch Teamkollege Antonio Giovinazzi. „Er ist noch immer sehr motiviert, noch immer sehr schnell“, sagt der Italiener. „Es ist großartig, sein Teamkollege zu sein. Er war mir eine große Hilfe und ich kann noch immer viel von ihm lernen. Seit ich unterschrieben habe und wusste, dass ich Kimis Teamkollege werde, war ich sehr stolz. Ob ich jetzt sein Letzter bin, wissen wir nicht ...“

Das gilt aus zweierlei Gründen. Einmal wegen der offenen Frage, ob Räikkönen weitermacht oder nicht. Und wegen der nachdrängenden Ferrari-Junioren. So fahren am Freitag mit Callum Ilott und Mick Schumacher gleich zwei das erste Freie Training auf dem Nürburgring. Muss Giovinazzi 2021 sein Cockpit dann gänzlich für den Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher oder einen anderen Angehörigen der Ferrari Driver Academy räumen?

Räikkönen: Mick Schumacher eine Kopie seines Vaters

Der Italiener weiß um diese Gefahr. Zumal selbst hier Gerüchte einer Bestätigung am Freitag umgehen. Giovinazzi zählt in der Pressekonferenz jedenfalls gleich einmal jede einzelne starke Eigenleistung auf, die ihm einfällt. „Ich muss jetzt den Rest der Saison so weitermachen“, sagt Giovinazzi. Räikkönen unterdessen wäre Schumacher als Teamkollege bei eigener Vertragsverlängerung genauso wenig abgeneigt wie Giovinazzi, der Finne bleibt neutral.

„Ich kenne ihn nicht allzu gut. Wir haben schon vor einigen Jahren mal miteinander gesprochen. Er ist ein toller Kerl. Er ist in vielerlei Hinsicht eine Kopie seines Vaters. Es ist klasse, ihn zu sehen. Es ist klasse, ihn sein erstes FP1 fahren zu sehen, vor allem mit uns“, sagt Räikkönen über den FP1-Einsatz jenes Piloten gegen dessen Vater er vor 17 Jahren bereits um den WM-Titel fuhr.