Der Italien GP 2020 schrieb Geschichte. 146 Rennen in Folge teilten sich nur Mercedes, Ferrari und Red Bull die Siege untereinander auf. In Monza endete die Serie endlich. Pierre Gasly im AlphaTauri überquerte die Ziellinie 0,415 Sekunden vor Carlos Sainz im McLaren.

Während die Freude bei Rennsieger Gasly grenzenlos war, ärgerte sich Sainz über das zweite Podium seiner Formel-1-Karriere. "Unglaublich, ich bin zur Hälfte enttäuscht mit Platz zwei. Denn ich hätte nicht gedacht, dass ich eine Chance auf den Sieg habe", so der Spanier.

Der Ärger kommt nicht von ungefähr. "Ich wäre wohl auch unter normalen Umständen Zweiter hinter Lewis geworden", glaubt Sainz. Bis das Chaos ausbrach, fuhr Sainz komfortabel auf der zweiten Position. Von Platz drei gestartet ging er sofort an Valtteri Bottas vorbei und war unangefochten erster Hamilton-Jäger. Bottas und auch Max Verstappen machten nicht den Eindruck, aus eigener Kraft nach vorne fahren zu können.

Sainz im Pech: Safety Car und Rot kosten Plätze

Mit dem Safety Car in Runde 20 begann das Chaos. Weil der Haas in die Boxengasse geschoben wurde, war die Boxengasse zunächst geschlossen. McLaren wartete deshalb mit dem Reifenwechsel. Mercedes holte Hamilton zum Stopp und kassierte dafür eine Stop-and-Go-Strafe.

Nun wäre Sainz eigentlich Erster gewesen - eigentlich. Doch als die Boxengasse geöffnet wurde, kamen alle zum Stopp, die noch nicht beim Reifenwechsel waren. Zu diesem Zeitpunkt war das Feld aber nicht mehr auseinandergezogen, sondern wie an der Perlenkette hinter dem Safety Car aufgereiht.

Deshalb profitierten nun alle Piloten, die schon vor der Saftey-Car-Phase an der Box waren. Pierre Gasly, Charles Leclerc, Nicholas Latifi und Kimi Räikkönen gewannen so zahlreiche Plätze. Als Leclerc nach dem Restart abflog und für eine Rennunterbrechung sorgte, war das Chaos perfekt.

Nun hatte auch noch Lance Stroll eine Position gegen Sainz gewonnen. Der Racing-Point-Pilot war noch gar nicht beim Stopp und bekam den Reifenwechsel während der Rennunterbrechung geschenkt.

Monza-Podium Achterbahn der Gefühle

"Es war eine Achterbahn der Gefühle", so Sainz. "Ich war richtig enttäuscht von der Rennunterbrechung, ich war wütend und dachte an das ganze Pech, das ich schon die ganze Saison hatte. Statt frischere Reifen beim Restart zu haben, musste ich auf vier Runden alten Mediums-Starten. Aber ich habe mich dann zusammengenommen und mich einfach auf den erneuten Start fokussiert."

Sainz machte anschließend kurzen Prozess. "Ich habe einen guten Job gemacht, die Positionen zurückzuholen", sagt der McLaren-Pilot selbst. Binnen weniger Runden arbeitete er sich von Startplatz sechs auf Rang zwei vor. Hamilton und Giovinazzi machten den Weg mit ihren Strafen freiwillig frei, Räikkönen und Stroll überholte Sainz auf der Strecke.

Dann ging es auf Gasly-Jagd: "Unser Auto war das ganze Wochenende über gut auf den Geraden und ich dachte, ich hatte noch eine gute Chance auf den Sieg. Als ich dann etwa 1,5 Sekunden hinter ihm war, habe ich Probleme bekommen. Unser Auto ist sehr empfindlich für Dirty Air, deshalb tat ich mich schwer, näher zu kommen."

Italien GP für Sainz eine Runde zu kurz

Trotzdem gab Sainz alles. Den Funkspruch seines Renningenieurs, den Italien GP sauber zu Ende zu fahren, ignorierte er. "Ich will diesen Sieg", antwortete er. Das konnte man mit dem bloßen Auge erkennen. "An einem Punkt sind wir beide Rallye gefahren, weil unsere Reifen schon so fertig waren", so der Vettel-Nachfolger.

"Ich habe dann immer versucht, den Windschatten zu maximieren und in den letzten anderthalb Runden habe ich gesehen, wie er einen kleinen Fehler gemacht hat. Das hat mich ins DRS gebracht. Auf der Ziellinie lag ich nur noch vier Zehntel hinter ihm - das hätte mir eine gute Überholmöglichkeit für die erste Kurve beschert, wenn das Rennen eine Runde länger gewesen wäre…"

Am Ende konnte er aber trotzdem mit Platz zwei leben: "Denn ich weiß, dass ich nichts habe liegen lassen. Wenn heute Tifosi hier gewesen wären, wären sie stolz gewesen. Hoffentlich ist es nicht mein letztes Podium in Monza, ich hoffe, es kommen noch viele mit Ferrari - das kann ich nicht erwarten."