Lewis Hamilton hat sich einmal mehr die Pole Position für ein Formel-1-Rennen gesichert. Beim Belgien GP 2020 in Spa-Francorchamps startet der Mercedes-Pilot am Sonntag zum 93. Mal in seiner F1-Karriere vom ersten Platz der Startaufstellung ins Rennen. Die Art und Weise wie Hamilton sich im Qualifying nach ganz vorne katapultierte, gehörte jedoch selbst für die Maßstäbe des Briten zu seinen herausragenderen Performances.

Hammertime hieß es, kaum hatte das alles entscheidende Q3 begonnen. Diesmal vermochte Bottas nicht, das teaminterne Duell so eng zu halten wie im bisherigen Saisonverlauf. Schon nach den ersten Runs lag Hamilton mehr als sechs Zehntel vorne, verbesserte seine eigene Zeit im zweiten Versuch gleich noch einmal um zwei Zehntel.

Lewis Hamilton: Spa-Runde war ein Ass

Bottas gewann gegenüber seiner ersten Runde zwar etwas mehr, am Ende blieb es dennoch bei einem Respektabstand von einer halben Sekunde auf den Weltmeister. „Heute war es eine sehr, sehr saubere Session. Eines der saubersten Qualifyings, das ich je hatte. Mit jeder Runde wurde es besser. Es war eine unglaubliche Session“, jubelte Hamilton.

„Ich habe auf keinem meiner Runs einen Fehler gemacht, aber die erste Runde im Q3 war einfach ein Ass. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das schlagen könnte. Dann habe ich gesehen, dass ich nach Kurve eins vorne war und habe es einfach versucht …“

Hamilton: Volles Risiko nach sechs Zehnteln Vorsprung

Der bereits starke erste Run gab Hamilton die dafür nötige Sicherheit. „Q3 ist immer hart, denn du willst die erste Runde hinbekommen und die war heute großartig. Ich dachte schon, dass es so ziemlich die perfekte Runde war, aber ich habe es geschafft, in ein paar Bereichen noch mehr zu finden. Diese sechs Zehntel in der ersten Runde zu haben, war echt angenehm. So konnte ich auf der zweiten etwas probieren und mehr Risiko nehmen“, schilderte Hamilton.

Damit wäre der Schlüssel zur zweiten Runden zum neuen Streckenrekord von 1:41.252 Minuten in Spa erklärt, aber noch nicht die plötzlich, gerade teamintern, auseinander gegangene Schere. Was machte Hamilton in Spa derart stark? Der Brite erklärt es mit einem selbstgewählten Verzicht auf Windschatten. „Das Timing, am Ende vor allen anderen zu fahren und eine freie Strecke vor mir zu haben, war gut“, sagte Hamilton.

Hamilton entscheidet sich gegen Windschatten

Dafür habe er selbst gesorgt. „Valtteri und ich wechseln uns jedes Wochenende ab, wer wählen darf, wer als Erster und wer als Zweiter fährt“, erinnerte Hamilton an diesen seit Jahren traditionellen Ansatz bei Mercedes. „Dieses Wochenende hatte ich die Wahl und habe entschieden, als Erster zu fahren, um eine freie Strecke vor mir zu haben und in der letzten Kurve nicht für jemanden vor mir zurückstecken zu müssen.“

Hamilton weiter: „Ich wollte einfach die saubere Luft vor mir und das hat funktioniert. Wenn du Windschatten hast gewinnst du ein bisschen, aber es gibt auch die potenzielle Gefahr, dass du hinter jemandem hängst oder der einen Fehler macht und du eine [gelbe] Flagge bekommst. Ich wollte einfach die beste Runde fahren, die ich selbst drin hatte.“

Mercedes mit viel Flügel: Hamilton mahnt vor dem Rennen

Das nötige Vertrauen dafür wiederum gab ihm sein Mercedes. Den hätten seine Ingenieure über die Trainings hinweg bis zum Qualifying ideal getrimmt. „Mit dem Setup haben wir konstant gepusht, um und zu verbessern und die Latte immer höher zu legen. Das ist kein leichter Job, aber es war ein toller Job. Für mich ging es dann nur noch darum, mich zu fokussieren und es umzusetzen.“

Für das Rennen wittert Hamilton durch den in Sachen Setup eingeschlagenen Weg nun allerdings zumindest eine kleine Gefahr. „Wir wollten hier erst mit ganz wenig Flügel fahren, aber da war der Verlust im Mittelsektor zu groß“, berichtete Hamilton. Deshalb stellte Mercedes die Flügel wieder steiler. Im kurvenreichen zweiten Sektor bringt das Zeit, kostet allerdings auf den Geraden.

Viel Abtrieb dank Wetterbericht goldener Griff?

Dank des aufklappbaren Heckflügels sei das im Qualifying kein Problem gewesen. „Aber im Rennen ist es eine andere Sache, wenn du kein DRS hast und es Leute gibt, die auf der Geraden schneller sind“ mahnte Hamilton. „Hoffentlich steht uns das morgen nicht im Weg.“

Der Wetterbericht könnte Mercedes dabei in die Karten spielen. Inzwischen sagen die Prognose stabil 50 Prozent Regenwahrscheinlichkeit für das Rennen in Spa voraus. Wird es nass, wäre der Wechsel zu mehr Flügel ein goldener Griff.