Nach Monaten der Spekulationen klärte sich mit dem neuen Concorde Agreement der Formel 1 auch die Zukunft von Haas F1. Das US-amerikanische Team des Großindustriellen Gene Haas bleibt der Königsklasse erhalten. Angesichts der sportlichen Misserfolge von 2019 und der nach wie vor schwachen Form war dieses Com­mit­ment alles andere als selbstverständlich. Für Romain Grosjean und Kevin Magnussen bedeutet es Zukunftsplanung statt Zukunftssorgen.

"Das sind großartige Neuigkeiten. Viele Leute in unserem Team haben auf diese News gewartet und freuen sich, dass es weitergeht", so Magnussen, der seit 2017 für den Ferrari-Kunden mit Hauptsitz in North Carolina fährt. "Es ist eine tolle Truppe und ich persönlich freue mich auch über die Nachricht."

Der Däne startet seit 2017 für Haas, sein zweiter Vertrag läuft zum Ende der Saison 2020 aus. Inmitten der Ungewissheit um die Fortsetzung des Haas-Projekts stellte sich die Zukunftsfrage für die Fahrer bisher nicht wirklich. "Es gab keinen guten Grund, über die Fahrerfrage zu sprechen wenn der Kernpunkt, die Zukunft des Teams, noch nicht geklärt ist", sagt Magnussen.

Sowohl er als auch Grosjean hatten trotz der Situation die Ruhe bewahrt, wohl auch aus Mangel an Alternativen. "In der Formel 1 sind nicht so viele Plätze zu vergeben und deshalb ist es toll, dass Haas bleibt. Das gibt uns mehr Möglichkeiten und die Gespräche werden an einem Punkt sicher anlaufen", erklärt Grosjean, der seit dem Debüt des Rennstalls 2016 an Bord ist.

Haas-Teamchef kann sich Rookie-Duo vorstellen

In den vergangenen Monaten war die Zeit für Vertragsverhandlungen zu knapp bemessen und das Feilschen um Gehälter und Laufzeiten sowieso nicht im Fokus. "Um ehrlich zu sein, die vielen Triple Header waren der Grund, weshalb wir das noch nicht in Angriff genommen haben. Wir konzentrieren uns auf das Fahren um das Bestmögliche herauszuholen", so der Franzose weiter.

Die Ambition der Piloten ist nach der Unterschrift von Haas unter dem neuen Concorde Agreement allerdings klar. "Ich hatte vier tolle Jahre mit Haas und hoffe, dass es weitergeht", so Magnussen, der sich mit Highlights wie dem Qualifying 2019 in Österreich oder seiner Performance im Ungarn GP vor wenigen Wochen auch in schwierigen Zeiten in Szene zu setzen wusste.

KMAG wird sich für das Cockpit 2021 mit neuer Konkurrenz auseinandersetzen müssen. "Wir schauen uns im Moment alle Fahrer an und haben da noch nichts entschieden. Alles ist möglich, wir könnten unsere Piloten behalten oder auch zwei Rookies nehmen", sagt Teamchef Günther Steiner.

Ferrari-Talent Charles Leclerc als Musterbeispiel

Letzteres war bei Haas in der Vergangenheit nie eine Option gewesen. Als junges Team baute man stets auf den Faktor Erfahrung. "In unseren ersten Jahren waren wir sicher nicht bereit für einen Rookie, denn wir mussten als Team erst wachsen", erklärt der Südtiroler. Mittlerweile hat sich das geändert: "Jetzt kommen wir mit allem klar. Das ist kein Problem mehr. Wenn sie aus der F3 und der F2 kommen sind sie sowieso vorbereitet."

Auch die Leistungen der starken Newcomer wie Charles Leclerc, George Russell oder Lando Norris scheinen ihm die Angst genommen zu haben. "Wir haben alle gesehen, wie gut Leclerc in seinem ersten Jahr war", sagt Steiner. Bei Testfahrten und Freien Trainings saßen 2016 und 2017 mit Charles Leclerc und Antonio Giovinazzi bereits Ferrari-Lehrlinge bei Haas im Cockpit.

Am Modell als Ferrari-Partner will Haas in Zukunft festhalten. Damit wären die Junioren der Ferrari Driver Academy für das Team eine logische Wahl. In der Formel 2 drängen sich in diesem Jahr gleich mehrere Ferrari-Junioren für den Aufstieg auf. Neben Tabellenführer Callum Ilott kämpfen mit Robert Shwartzman und Mick Schumacher zwei weitere Ferrari-Talente um die Spitzenpositionen.

Besonders Shwartzman sticht als F2-Rookie mit Top-Resultaten und Titelchancen heraus. "Er macht sich wirklich gut. Er hat schon zwei Rennen gewonnen, er macht einen tollen Job und hat letztes Jahr auch die Meisterschaft [Formel 3] gewonnen", lobt Steiner den 20-jährigen Russen.

Haas-Piloten Magnussen & Grosjean müssen mit Leistung überzeugen

Für das aktuelle Line-Up des Teams bedeutet dieser neue Ansatz aber nicht das Aus. Magnussen und Grosjean haben durchaus die Chance auf eine Fortsetzung ihrer Laufbahn mit Haas. "Um im Team zu bleiben, musst du auf einem außergewöhnlichen Level performen. Das ist wie in jedem anderen Job. Wenn du gute Arbeit leistest, hast du fast immer Jobsicherheit", stellt Steiner klar.

Grosjean hofft, dass die gesicherte Zukunft des Teams auch sportlich einen Effekt hat. "Jeder im Team kann jetzt mit einem besseren Gefühl weitermachen. Wir wissen, dass Haas in der Formel 1 bleibt und wir werden diese Welle mitnehmen und versuchen, das Maximum zu erreichen", kündigt er an.

Das letzte Wort in der Fahrerfrage spricht wie so oft der Boss, Gene Haas. "Ich habe wegen den Diskussionen um das Concorde Agreement noch nicht mit Gene über die Fahrer gesprochen. Aber ich will diesbezüglich seinen Input und sobald er wieder bei einem Rennen vor Ort ist, werden wir uns zusammensetzen und das besprechen", so Steiner.