Renaults Barcelona-Wochenende war eine unglückliche Angelegenheit. Zum ersten Mal in der Formel-1-Saison 2020 schrieben die Franzosen eine Null - und können nur sich selbst die Schuld geben. Daniel Ricciardo und Esteban Ocon waren im Qualifying zu langsam und schafften es von schlechten Startplätzen aus nicht in die Punkte.

Nach dem Rennen war Frust zu spüren, und klare Selbstkritik durch Teamchef Cyril Abiteboul folgte. Als Werksteam will Renault bei jedem Rennen zumindest in die Top-10, in Barcelona aber kämpften sie bestenfalls mit AlphaTauri um den Status der sechsten Kraft. Fast blamabel - nachdem der neue Firmen-CEO Luca de Meo beim Spanien-GP erstmals in der Box zu Gast war.

Renault: Enges F1-Mittelfeld keine Entschuldigung

"Es lag nicht an fehlendem Einsatz oder schlechter Exekution des Teams, wir haben wohl alles aus dem Auto rausgeholt", meint Teamchef Abiteboul nach dem Rennen. "Es ist alles sehr eng - zwei Zehntel gestern im Qualifying haben einen großen Unterschied gemacht, und im Rennen war es wieder knapp. Das ist aber keine Entschuldigung."

Renaults neuer Geschäftsführer Luca de Meo war in Barcelona zu Besuch, Foto: LAT Images
Renaults neuer Geschäftsführer Luca de Meo war in Barcelona zu Besuch, Foto: LAT Images

"Das Auto ist einfach gesagt auf einer Strecke wie dieser nicht gut genug", muss Abiteboul gestehen. Nicht das erste Mal in den letzten Jahren. 2018 führte Renault noch das Mittelfeld an, doch seither stagniert man - eher geht es zurück. Von den einst bei der Rückkehr von 2016 gesteckten Zielen ist man weit entfernt, ein regelmäßiger Podiumskandidat wird man vor 2022 kaum werden.

Nach dem enttäuschenden 2019er-Saisonauftakt wurde schon in der Chassis-Abteilung umstrukturiert, 2020 bringt das noch keine nennenswerten Ergebnisse. Barcelona zeigte stattdessen einmal mehr Defizite am Auto auf.

Renault will Upgrades nach Barcelona-Schlappe beschleunigen

"Barcelona ist ein guter Test, was die aerodynamische Effizienz des Autos angeht", erklärt Abiteboul. "Das sagt uns etwas über die Bereiche, in denen wir uns verbessern müssen. Wir haben über den Winter Schritte gemacht, aber die reichten nicht, um hier am vorderen Ende des Mittelfeldes zu sein."

Das macht unglücklich: "Wir sollten an einem Punkt sein, wo wir mehr als das abliefern könnten. Es gibt einen klaren Fokusbereich, und wir werden alles geben, um die nächsten Upgrades für das Auto zu beschleunigen."

Renault nach starkem Silverstone von Barcelona enttäuscht

Daniel Ricciardo gesteht ebenfalls: "Es ist natürlich enttäuschend, wir hatten hier viel mehr erwartet. Besonders nach zwei guten Rennen. Ein so schwieriges Wochenende haben wir nicht erwartet, aber es war eng."

Esteban Ocon kämpfte in Barcelona nur mit Kimi Räikkönen, Foto: LAT Images
Esteban Ocon kämpfte in Barcelona nur mit Kimi Räikkönen, Foto: LAT Images

"Ich bin noch immer überzeugt, dass das Auto besser ist", bleibt Ricciardo bei dem, was er schon in Silverstone kundtat. "Ich bin noch immer überzeugt, dass es an jedem Wochenende ein Punkte-Auto sein kann. Auch das Qualifying - wenn wir ein weiteres halbes Zehntel finden, starten wir wahrscheinlich in den Punkten und kommen dort ins Ziel."

Wobei das relativ ist - Renault verpasste um ein halbes Zehntel einen Q3-Einzug. Aber zugleich lag Ricciardo in Q2 auch eine halbe Sekunde hinter der Mittelfeld-Benchmark von Lance Stroll. Auf Motorenkunde McLaren fehlten drei Zehntel. Im Rennen verpasste die Box dann, um die Nullnummer perfekt zu machen, das Boxenstopp-Fenster für eine Einstopp. Sebastian Vettel stoppte sechs Runden früher und verwandelte Platz elf in Platz sieben. Ricciardo sah die Punkteränge nur vor sich.

Ricciardo hofft: Barcelona ein Einzelfall?

Schlimmer noch - in der WM gerät Renault so ins Hintertreffen. Racing Point, McLaren und Ferrari machen Platz drei unter sich aus, Renault hechelt mit fast 30 Punkten hinterher. Und das auch nur, weil Racing Point durch die Bremskühlungsaffäre 15 Punkte verlor.

"Wir hoffen auf jeden Fall, dass dieses Wochenende so etwas wie eine Anomalie ist", meint Ricciardo. "Wir hatten das ganze Jahr lang gute Pace, nur hier lief es nicht. Hoffentlich ist es ein Einzelfall. Wir können davon lernen, und auf den nächsten Strecken - Spa, Monza - sind wir normalerweise ziemlich stark. Da sollten wir besser abschneiden und dieses Wochenende hinter uns lassen können."