Ein fünfter Platz beim Formel-1-Comeback nach der Coronavirus-Zwangspause, damit müsste Sergio Perez in Barcelona eigentlich zufrieden sein. Doch der Racing-Point-Pilot hat nach dem Rennen Beschwerden vorzutragen. Eine Fünf-Sekunden-Strafe warf ihn hinter seinen Teamkollegen Lance Stroll zurück, den er auf der Strecke noch geschlagen hatte.

Perez hatte die Aufmerksamkeit der Rennleitung erregt, als er im 48. Umlauf Lewis Hamilton eine halbe Runde lang nicht überrunden ließ, trotz blauer Flaggen. Die bekam er in Kurve sieben erstmals angezeigt, doch erst auf der Zielgeraden ließ er Hamilton vorbei.

Perez beklagt Strafe in Barcelona

Vor der Haarnadel von Kurve elf wurden auch blaue Flaggen geschwenkt - das soll heißen, dass Perez das Auto hinter ihm sofort ("bei der ersten verfügbaren Gelegenheit", so die Event-Notizen der Rennleitung) vorbeilassen muss. Trotzdem blieb der Mexikaner den ganzen dritten Sektor hindurch vor Hamilton. Das war den Stewards zu lange, sie sprachen die fünf Strafsekunden aus, die Perez' vierten Platz in einen fünften verwandelten. "Die Strafe fand ich richtig unfair", beschwert sich Perez danach.

"Ich verstehe nicht, wo ich hätte ausweichen sollen", klagt er und erklärt seinen Standpunkt: "Es wurde mir in Kurve neun gesagt. Als ich in den Spiegel schaute, sah ich, dass es in Kurve zehn schwierig werden würde, den Platz herzugeben. Der letzte Sektor ist dann richtig eng, da wäre es gefährlich, den Platz herzugeben. Also habe ich bis Kurve eins gewartet, und die Strafe bekommen."

Perez in Barcelona erfolgreicher Einstopp-Fahrer

Ohne die Strafe hätte Perez mit Rang vier sein bestes Saisonergebnis eingefahren. Obwohl er nach einem schlechten Start eigentlich hinter seinen Teamkollegen Stroll auf Platz fünf zurückgefallen war. Doch Perez zog den zweiten Stint auf dem Medium-Reifen über 36 Runden, und damit bis ins Ziel. Damit war er einer von fünf Fahrern, die trotz des hohen Reifenverschleißes nur einmal wechselten.

"Ich glaube, die Einstopp war an der Grenze, aber wir haben es geschafft, was viel Reifenmanagement und gute Arbeit von meinem Team benötigt hat", meint Perez. Letztendlich hatte Racing Point so Glück: Perez verlor zwar einen Platz an Stroll, doch für das Team änderte sich unter dem Strich nichts: Ob mit oder ohne Strafe wären sie auf P4 und P5 angekommen, und somit 22 Punkten aus Barcelona abgereist.

Stroll nach Raketenstart: TV-Zeit gegen Mercedes

Hätten Stroll und Perez die gleiche Strategie gefahren, so wäre Stroll wohl vor dem Mexikaner gelandet. Den hatte Stroll nämlich mit einem Raketenstart gleich in Runde eins eigentlich abgefertigt, kurz hielt er sich sogar vor Valtteri Bottas auf dem dritten Rang.

"Der Start war die Grundlage für mein Rennen", meint Stroll. "Ich bin gut von der Linie wegekommen, sah eine Lücke innen und bin rein, und das hat mein gutes Rennen vorbereitet. Ich habe es für die TV-Zeit gemacht! Zum Glück bin ich damit davongekommen, da innen ist es ein bisschen eine Lotterie, aber ich hatte genügend Grip."

Valtteri Bottas musste Lance Stroll nach dem Start erst wieder überholen, Foto: LAT Images
Valtteri Bottas musste Lance Stroll nach dem Start erst wieder überholen, Foto: LAT Images

Bottas musste er nach vier Runden ziehen lassen, danach lief es auch mit der Zweistopp für ihn gut: "Wir haben im Rennen auf die Zweistopp gewechselt, aber ich konnte Positionen gutmachen, und Vettel spät überholen." Somit schloss er spät noch einmal zum Einstopper Perez auf, und erhielt nach dessen Strafe den vierten Platz geschenkt zurück.

Mit den Plätzen vier für Stroll und fünf für Perez nimmt Racing Point ausreichend Punkte aus Spanien mit, um sich nach sechs Rennen mit 63 Zählern auf dem dritten Rang der Konstrukteurs-WM wiederzufinden. Dort geht es allerdings eng zu: McLaren folgt mit 62, und Ferrari mit 61.