Mit einer dominanten Vorstellung sicherte sich Lewis Hamilton den Sieg beim Spanien GP in Barcelona. Der Mercedes-Pilot feierte seinen vierten Sieg im sechsten Rennen der Formel-1-Saison 2020 und baute damit seine WM-Führung weiter aus. In einem ereignislosen Rennen konnte Max Verstappen nie wirklich Druck ausüben, holte für Red Bull aber immerhin Rang zwei vor Valtteri Bottas. Sebastian Vettel konnte sich im Ferrari etwas rehabilitieren.

Das Ergebnis: Lewis Hamilton holte sich seinen 88. Karriere-Erfolg unangefochten. Am Ende hatte der Brite mehr als 20 Sekunden Vorsprung auf Max Verstappen. Valtteri Bottas komplettierte das Podium und holte sich dank eines Boxenstopps in der vorletzten Runde immerhin noch die schnellste Rennrunde.

Dahinter konnten Lance Stroll und Sergio Perez die starke Qualifying-Leistung für Racing Point in das bisher beste Saisonergebnis ummünzen. Perez verlor Rang vier durch eine Fünf-Sekunden-Strafe an Teamkollege Stroll. Carlos Sainz wurde Sechster, Sebstian Vettel kam durch eine gewagte Einstopp-Strategie auf Platz sieben nach vorne.

Die letzten Punkte holten sich Alexander Albon im zweiten Red Bull, Pierre Gasly im AlphaTauri und Lando Norris im McLaren. Renault ging komplett leer aus: Daniel Ricciardo wurde Elfter, Esteban Ocon beendete den Spanien GP auf Rang 13.

Der WM-Stand: Mit Platz eins baut Hamilton seine WM-Führung von 30 auf 37 Punkte Vorsprung auf Verstappen aus. Bottas verliert weiter an Boden und steht nach dem Spanien GP bei 89 Zählern.

In der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft bleibt Mercedes unangefochten vor Red Bull. Dahinter verliert Ferrari gleich zwei Ränge. Racing Point belegt nun mit 63 Punkten Platz drei, McLaren folgt mit 62 Punkten dahinter. Einen weiteren Punkt dahinter liegt Ferrari.

So lief der Spanien GP 2020

Vor dem Start: Nach dem Qualifying hatten die Honda-Ingenieure Unregelmäßigkeiten am Triebwerk von Max Verstappen entdeckt. Deshalb musste die Power Unit im Red-Bull-Heck unter Parc-ferme-Bedingungen getauscht werden. Der 22-Jährige darf das Rennen trotzdem vom angestammten dritten Startplatz aus in Angriff nehmen, weil es sich bei den eingebauten Komponenten um einen alten Motor handelt.

Der Start: Hamilton verwandelt die Pole Position ungefährdet in die Führung. Bottas von Platz zwei erwischt einen schwächeren Start und muss sich nach wenigen Metern von Verstappen überholen lassen. In Kurve eins geht auch noch Stroll an Bottas vorbei. Der Finne ist der große Verlierer der Start-Phase, wird von P2 auf P4 durchgereicht. Das gesamte Feld ist diszipliniert, kommt ohne Schäden aus Runde eins zurück.

Die Reihenfolge nach dem Start:
1 Hamilton - 2 Verstappen - 3 Stroll - 4 Bottas - 5 Perez - 6 Albon - 7 Sainz - 8 Gasly - 9 - Leclerc -10 Norris - 11 Vettel

Die Start-Phase: Schnell stellt sich die berüchtigte Barcelona-Prozession ein. Nur Bottas muss zu Rennbeginn richtig Gas geben. In Runde fünf überholt er Stroll mühelos dank DRS auf der Start- und Zielgeraden.

Währenddessen verwaltet Hamilton das Rennen an der Spitze. Der Mercedes-Pilot hat kein Interesse daran, das Tempo hoch zu halten. "Er fährt super langsam", funkt Verstappen. Der Niederländer folgt Hamilton im Respektabstand von rund zwei Sekunden. Als Bottas an Stroll vorbeigeht, zieht Hamilton das Tempo an.

Weiter hinten muss sich Sebastian Vettel gegen Daniil Kvyat wehren. Vettel ging auf Medium-Reifen ins Rennen, Kvyat auf Soft. Nach aggressiveren ersten Runden schläft aber auch das Duell schnell ein.

Die ersten Boxenstopps: Verstappen kann nicht mehr mit Hamilton mitgehen, als der das Tempo anzieht. Ganz im Gegenteil: Der Niederländer beklagt früh den Zustand seiner Soft-Reifen. Nach langen Diskussionen darf er in Runde 22 zum Boxenstopp kommen und sich die Medium-Reifen abholen.

Der Red-Bull-Pilot kommt direkt vor den beiden Racing Point wieder auf die Strecke und kann die Performance seiner frischen Reifen nutzen. Allerdings nicht besonders lange, denn Mercedes zieht eine Runde später mit einem Doppel-Stopp nach.

Obwohl es bei Hamilton leichte Probleme am hinteren linken Rad gibt, kommt der Brite noch vier Sekunden vor Verstappen zurück auf die Strecke. Bottas kommt fünf Sekunden hinter Verstappen zurück, gibt aber in den ersten Runden richtig Gas und schließt die Lücke schnell wieder auf anderthalb Sekunden.

Vorne an der Spitze zieht Hamilton im zweiten Stint davon, baut seine Führung auf über zehn Sekunden aus. Bottas bleibt an Verstappen, der über etwas Leistungsverlust klagt, dran, kann aber zu keinem Zeitpunkt ernsthaft Druck ausüben.

Etwas knifflig wird die weitere Rennstrategie, weil über der Strecke dunkle Wolken aufziehen. Ferrari prognostiziert Regen für Runde 50, Red Bull erwartet keinen Schauer über dem Circuit de Barcelona-Catalunya. Die Bullen sollten Recht behalten.

Ferrari-Debakel: Maranello hat aber größere Probleme als den falschen Wetterbericht. Leclerc und Vettel fahren unauffällige Rennen und können sich von ihren schwachen Startpositionen nicht verbessern.

In Runde 37 steht Leclerc plötzlich quer auf der Fahrbahn. Beim Rausbeschleunigen aus der letzten Schikane sorgte ein Elektronikproblem dafür, dass sich der Motor ausschaltete und die Hinterachse blockierte. Vermutlich wurde das Problem, das zu einem Kurzschluss führte, durch das harte Überfahren eines Kerbs ausgelöst.

Weil Leclerc den Motor nach einigen Versuchen selbst wieder starten kann, muss das Safety Car nicht ausrücken. Allerdings hatte sich Leclerc nach den ersten erfolglosen Versuchen schon abgeschnallt, weshalb er sofort an die Box kommen musste - wo er das Rennen schließlich auch vorzeitig beendete.

Die zweiten Boxenstopps: In Runde 42 kommt Verstappen zu seinem zweiten und letzten Reifenwechsel. Hamilton an der Spitze ist da bereits enteilt. Red Bull montiert erneut die Medium-Reifen.

Um Verstappen im Schlussspurt stärker unter Druck setzen zu können, wartet Mercedes mit dem zweiten Stopp. In Runde 49 kommt Bottas und holt sich für die letzten 17 Runden die Soft-Reifen ab. Durch den längeren zweiten Stint kommt er aber nicht mehr direkt hinter Verstappen raus, sondern mit sieben Sekunden Rückstand. Der Finne kann die Lücke nicht mehr schließen.

Hamilton entscheidet sich bei seinem zweiten Stopp in Runde 51 gegen die Soft-Reifen. "Warum sollten wir das machen, die Mediums funktionieren wunderbar", funkte der Weltmeister. Auch auf der mittleren Reifenmischung fährt Hamilton schneller als alle anderen und holt sich sogleich die schnellste Rennrunde.

Weil Bottas gegen Verstappen chancenlos ist, holt Mercedes den WM-Dritten in der vorletzten Runde zum erneuten Reifenwechsel an die Box. Mit frischen Medium-Reifen holt er sich im letzten Umlauf immerhin den Extra-Punkt für die schnellste Rennrunde.

Einstopp-Strategie geht auf: Hinter dem Spitzentrio gibt es ein strategisch interessantes Rennen, weil ein paar Piloten versuchen, mit einem Stopp durchzukommen. Sergio Perez schafft das Kunststück am besten und kommt vor Teamkollege Lance Stroll ins Ziel. Allerdings erhält der Mexikaner eine Zeitstrafe von fünf Sekunden für das Ignorieren von blauen Flaggen, die ihn wieder hinter Stroll auf Rang fünf zurückwirft.

Auch für Sebastian Vettel geht die Einstopp-Strategie auf. Der viermalige Formel-1-Weltmeister kann sich lange Zeit nicht verbessern, gewinnt aber dank der Strategie zahlreiche Plätze. Insgesamt fährt er im zweiten Stint 39 Runden auf den weichen Reifen und kommt damit von Platz elf auf Rang sieben nach vorne.