Mit großen Hoffnungen startete Renault in das Qualifying zum Spanien GP 2020 in Barcelona. Am Freitag hatte Daniel Ricciardo wie schon in Silverstone mit einem Top-5-Ergebnis im Training überzeugt. Während der Australier dieses Resultat dort im Zeittraining mit P5 bestätigte, ging es in Barcelona weit nach hinten. Nicht einmal das Q3 erreichte Ricciardo, Platz 13. Esteban Ocon kaum nicht einmal über P15 hinaus, noch hinter Kimi Räikkönen im Alfa Romeo.

Besonders bitter für Ricciardo: Gerade einmal drei Hundertstelsekunden fehlten dem Australier im Q2 auf den rettenden zehnten Platz. „Es ist so frustrierend, so nah dran gewesen zu sein. Und wenn dir drei Hundertstel auf Q3 fehlen, dann bist du normalerweise zumindest Elfter, nicht auf P13. Wir sind da heute echt am Ende gelandet“, klagt Ricciardo.

Daniel Ricciardo hadert: Drei Hundertstel, drei Plätze

Sich selbst macht der ‚Honeybadger’ keinen Vorwurf. „Diese drei Hundertstel sind immer noch drin“, sagt Ricciardo zwar. Aber: „Ich war schon ziemlich happy mit beiden Runden im Q2. Als ich über die Linie bin dachte ich, dass es gut genug sein sollte. Aber das haben heute sicher einige gedacht! Einige haben es geschafft, andere nicht.“

Also einfach nur Pech? Nicht ganz. Nicht einmal sein R.S.20 soll sich am Samstag schlechter angefühlt haben als am Freitag, so Ricciardo. Aber auch nicht besser - und genau dort sieht Ricciardo die Erklärung für das deutlich schlechtere Resultat im Qualifiyng. „Wir waren gestern schnell, heute auch. Es gab keine Kurve oder keinen Sektor, in dem wir gestern unfassbar schnell waren und das heute verloren haben“, berichtet der Australier.

Ricciardo erklärt Renault-Ergebnis: Nicht nachgelegt

„Am Auto war nichts fundamental schlechter, aber die anderen haben einfach alle mehr Speed gefunden als wir. Wir haben diese extra Zehntel nicht gefunden“, moniert Ricciardo. Absonderlich sei das nicht. „Grosjean war gestern ja auch stark und heute plötzlich lost“, vergleicht Ricciardo. „Ich weiß nicht, was deren Problem ist. Sicher aber nichts Verrücktes!“

Tatsächlich: Wie Teamchef Günther Steiner zu Protokoll gab, habe einerseits mal wieder der schwächere Quali-Modus des Ferrari-Motors seinen Beitrag geleistet, andererseits seien die Runden einfach nicht zusammengekommen. Insbesondere bei Kevin Magnussen ein einleuchtender Punkt: Hier ermittelten warnten die Stewards sogar Daniil Kvyat wegen einer Behinderung des Dänen.

Ricciardo: Brauchen eine Sekunde Delta, um zu überholen

Dennoch umso schlimmer, dass es ausgerechnet in Barcelona geschieht. Der Circuit de Barcelona-Catalunya gilt alles andere denn als Überholmekka. Ricciardo: „Echt schade, dass das auf einer Strecke passiert, auf der man so schwer überholen kann und wir jetzt so weit hinten stehen. Entschuldigungen gibt es dafür nicht. Wir müssen jetzt damit klarkommen.“

Im Rennen steht Ricciardo nun vor einem Mammutprojekt. Wenn die Abstände so gering sind, dann wird es in Barcelona mit Überholen selbst für den ausgemachten Spätbremser eng. Eine Sekunde Delta sei erforderlich, habe ihm sein Strategie-Ingenieur gesteckt, so Ricciardo. „Deshalb müssen wir morgen eher auf die Strategie hoffen und vertrauen“, sagt der Australier.

Ricciardo mit weniger Heckflügel

Auf der Strecke sieht Ricciardo dennoch Chancen. „Es können ja auch mal Fehler passieren, Leute keinen einen schlechten Exit aus der letzten Schikane erwischen“, sagt der Renault-Pilot. „Aber sonst musst du diese Sekunde schneller sein. Ich habe aber auch etwas Heckflügel runtergenommen. Das hilft mir im Rennen hoffentlich, die Gerade herunter eine top Endgeschwindigkeit zu haben!“

Kurios: Das ganze ereignete sich ausgerechnet am Tag der ersten Stippvisite des neuen Renault-CEO Luca de Meo an die Strecke. „Ich habe heute Morgen mit ihm gesprochen. Ich habe ihm gesagt, dass er heute beide Autos in Q3 erwarten kann. War dann am Ende nicht der Fall“, witzelt Ricciardo.

Neuer Renault-CEO sieht Ocon-Crash & Qualifying-Schlappe

Damit nicht genug: Schon im dritten Training weiteten sich die Augen des neuen Renault-Chefs vor Schrecken als Esteban Ocon plötzlich in der Leitplanke steckte. Der Franzose war Magnussen ins Heck gekracht. Der Haas hatte sich auf einer langsamen Outlap befunden. Dieses Missverhältnis von Speed - auch im Qualifying durch Monza 2019-likes Queueing ersichtlich - sei inakzeptabel, poltert der Franzose. „Wenn jemand mit Rennspeed kommt, kann das gefährlich sein - und der Trend geht leider dahin.“

Immerhin: Sein Qualifying beeinträchtigte der Unfall nicht. Innerhalb von 63 Minuten, so lässt Renault wissen, habe man den R.S.20 von Rücktransport in Garage bis Anlassen für das Qualifying wieder repariert. „Echt beeindruckend von den Jungs, klasse gemacht“, lobt Ocon.

Esteban Ocon: Ricciardo hat besseres Auto

Sportlich folgte für den Franzosen mit P15 und fast vier Zehntel Rückstand auf Ricciardo allerdings die nächste Ernüchterung. Wie schon in Silverstone erklärte Ocon das Defizit mit Unterschieden seines Boliden gegenüber dem R.S.20 Ricciardos. „Das haben wir noch immer nicht gelöst“, sagt Ocon. „Vor allem auf den Geraden verliere ich da weiterhin. Daniel ist aber auf dem zweiten Motor, wir wissen nicht, ob es vielleicht daher rührt.“

Der Crash habe jedenfalls keine Auswirkungen gehabt. Ocon: „Ich habe sofort gesagt, dass wir alles ganz normal machen, als wäre nicht passiert. Es hat mich nicht im Ansatz langsamer gemacht. Gut, das Bremspedal war etwas weich, aber das war verglichen damit, wie es zuvor war, wirklich kein Problem.“