Weder vor noch zurück ging es für das Haas F1 Team im Qualifying zum Formel-1-Rennen in Ungarn 2020. Während sich das Kräfteverhältnis gefühlt überall im Feld veränderte, Red Bull zurückfiel, Ferrari stärker war, Williams überraschte und Racing Point endlich final glänzte, fanden sich Romain Grosjean und Kevin Magnussen im Tagesergebnis nahezu genau dort wieder, wo sie zuvor schon in Österreich gewesen waren.

Beide Piloten schieden bereits im Q1 aus. Magnussen verpasste das zweite Segment des Qualifyings als Sechzehnter mit nur einer halben Zehntel Rückstand auf das rettende Ufer haarscharf, Grosjean fehlten zweieinhalb Zehntel mehr. Auch, weil Verkehr vor dem entscheidenden Versuch dem Franzosen einen Strich durch die Rechnung machte.

Grosjean witterte Pace für Q2

„Wir hatten heute die Pace für Q2. Aber ich bin in der letzten Kurve in einen Stau von Autos gekommen“, sagte Grosjean über seine alles andere als ideale Aufwärmrunde. „Dann waren die Reifen abgekühlt und das wars.“ So habe Haas eine Gelegenheit für ein endlich besseres Qualifying verpasst. „Das ist gerade nicht unsere Stärke“, haderte Grosjean. „Es hätte besser laufen können. Morgen muss ich jetzt auf Regen und ein verrücktes Rennen hoffen.“

Teamkollege Magnussen, selbst näher an Q2, äußerte sich anders. Von einer verpassten Chance wollte der Däne nichts wissen. „Nur in Q2 zu kommen ist nichts, was mich begeistern würde“, sagte Magnussen. „Wir müssen da schon das Gesamtbild sehen. Wir haben heute das Beste aus unserem Paket herausgeholt.“

Magnussen widerspricht: Mehr geht nicht, Q2 auch nicht toll

Heißt im Klartext: Mehr ist für Haas mit dem VF-20 gerade schlicht nicht drin. Das bestätigte Teamchef Günther Steiner. „Das ist eben der Speed, den wir gerade haben. Romain hatte nur eine saubere Runde. Okay, das ist eine verpasste Gelegenheit. Trotzdem ist das auch unser Limit“, sagte der Südtiroler, wenngleich dennoch enttäuscht von dem Resultat.

Zuvor hatte Haas zumindest gehofft, dem Mittelfeld in Ungarn näher zu rücken. „Aber es war nicht der Fall“, haderte Magnussen. Woran es bei Haas gegenwärtig harkt, beschreibt der Däne präzise. Der VF-20 sei grundlegend gut. „Wir haben die richtige Charakteristik. Das Auto verhält sich sehr gut. Mit dem Auto aus dem letzten Jahr konntest du nicht richtig Rennen fahren. Das kannst du jetzt“, berichtete der Däne.

Magnussen: Gute Basis, aber Haas muss wieder entwickeln

Eine gute Basis allein sei allerdings nicht alles. „Insgesamt fehlt es uns an Abtrieb und Performance. Wir sind auf dem richtigen Weg, müssen jetzt aber mehr Speed finden. Das Konzept stimmt, der Weg, den wir eingeschlagen haben, ist richtig. Aber wir müssen das Auto jetzt sehr viel mehr entwickeln“, fordert Magnussen.

Damit trifft der Däne exakt den wunden Punkt des Teams. Wegen noch ungeklärter Budgets für die Formel-1-Saison 2020 - noch immer steht wegen der Corona-Krise nicht fest, wie viele Rennen gefahren werden und wie viel Geld an die Teams fließen wird - hat sich Haas erst einmal eine Update-Sperre auferlegt. Aktuell finden also keine neuen Teile ihren Weg an den Boliden - während fast alle Konkurrenten im Akkord aufrüsten. Teamchef Steiner betonte vor Saisonstart noch, eine gute und verstandene Basis sei mehr wert. Die gegenwärtige Entwicklung zeigt jedoch: mehr als Stillstand ist so nicht möglich.

Williams überflügelt Haas

„Wir sind fast in der gleichen Position wie letztes Jahr“, analysierte Magnussen. Und von dort geht es gerade, ohne Neuerungen, eher zurück als vor. Williams ist - zumindest in Ungarn - klar vorbeigezogen. „Die reden nicht viel, sind aber gut. Sie machen einfach einen guten Job. Sie haben sich gegenüber vergangenem Jahr verbessert“, sagte Grosjean. „Ich hoffe, wir können sie [morgen] schlagen. Sie sind jetzt auf jeden Fall nicht mehr klar Letzter.“