Renault blieb beim zweiten Formel-1-Rennen 2020 erneut hinter den eigenen Möglichkeiten zurück. Nicht nur Daniel Ricciardos turbulente Schlussphase und Esteban Ocons Ausfall führten bei den Franzosen zur mageren Ausbeute von lediglich vier WM-Punkten. In der frühen Phase des Grand Prix verloren beide Fahrer im internen Fight wichtige Zeit. Ricciardo hatte sich etwas mehr Hilfe vom Kommandostand erhofft.

"Ich habe eigentlich nur generell angemerkt, dass ich aufgehalten werde", so der Australier, der am Sonntag 17 Runden hinter Ocon festhing. In der Startaufstellung noch drei Plätze hinter dem Franzosen, hatte er schon nach der ersten Runde den Anschluss hergestellt. Danach hatten nicht nur die Zuschauer den Eindruck, dass Ricciardo der schnellere Renault-Pilot war.

Nach etwa fünf Runden ließ Ricciardo bei seinem Kommandostand den Wunsch nach einer Stallregie durchklingen - und stieß dabei auf taube Ohren. "Wir waren ja auch auf unterschiedlichen Strategien", so das Argument des siebenfachen Grand-Prix-Siegers, der auf dem Medium-Reifen gestartet war und in seinem längeren ersten Stint damit umso mehr auf freie Fahrt angewiesen war.

Ricciardo bleibt vernünftig, Ocon genießt Kampf

Obwohl er schon früh in Schlagdistanz zu Ocon war, zeigte Ricciardo sich ungewohnt zahm. "Ich denke, so früh im Rennen macht es keinen Sinn, gegeneinander zu kämpfen. Deshalb habe ich lieber gefragt", sagt er. Im erst zweiten gemeinsamen Rennen mit dem neuen Teamkollegen siegte die Vernunft: "Wir haben das erste mal gekämpft. Ich wollte nichts Verrücktes machen und so früh im Rennen Bomben auf den Teamkollegen abwerfen."

Der wiederum genoss den Schlagabtausch nach anderthalb Jahren Formel-1-Abstinenz umso mehr. "Es war cool, gegen ihn zu fahren", so Ocon, der sich in der 18. Runde noch erfolgreich gegen die erste kompromisslose Attacke von Ricciardo verteidigen konnte. Einen Umlauf später setzte sich der Honey Badger allerdings durch.

"Es war ein sehr fairer Kampf, wir haben einander Platz gelassen und waren auch nicht zu aggressiv", so Ocon, der in Kurve vier trotzdem die Ellebogen weit ausfuhr. Für Ricciardo war die Angelegenheit nach dem erfolgreichem Manöver aber erledigt: "Ich bin ja dann sowieso vorbeigekommen."

Formel 1, Österreich II: Wer sind die Gewinner & Verlierer?: (25:03 Min.)

Ocon wollte Ricciardo kontern: Renault gibt freie Fahrt

Ocon hielt nach dem Duell noch einige Runden den Anschluss und hätte vor seinem Ausfall durch ein Überhitzungsproblem gerne noch etwas mehr mit den Säbeln gerasselt. "Ich hatte noch ein Manöver auf ihn vor, kurz bevor ich abstellen musste", so der Mercedes-Junior. In Ungarn wird er die Chance auf Revanche haben, denn bei Renault steht freie Fahrt für die Piloten offenbar über dem Teamresultat.

"Die Regeln innerhalb des Teams besagen bisher, dass wir frei gegeneinander fahren dürfen, wenn wir sauber bleiben. Und das war der Fall", erklärt Ocon. Ricciardo wiederum glaubt, dass der Kommandostand der Gelben schon in Österreich bald eingegriffen hätte: "Ich denke, die Stallregie wäre in der Runde darauf gekommen. Sie haben sicher gesehen, dass wir im Kampf Zeit verlieren."