Endlich ist es soweit: Heute in einer Woche startet die Formel-1-Saison 2020 mit dem ersten Training zum Großen Preis von Österreich auf dem Red Bull Ring. Wegen der Corona-Pandemie war der eigentliche Saisonstart in Australien noch vor Ort abgesagt worden. Was folgten waren mehr als drei Monate ohne die F1.

Eine lange Zeit des Wartens. Eine lange Zeit ohne Racing. Aber eine Zeit, in der sich in der Formel 1 dennoch einige Dinge bewegt haben. Was verpasst oder einfach nicht mehr die News-Lage verfolgt? Kein Problem! Motorsport-Magazin.com hat die wichtigsten F1-News seit Down Under zusammengestellt.

Formel-1-Fahrermarkt spielt verrückt

Für die mit Abstand größte Aufmerksamkeit, wahre Breaking News, sorgte der Fahrermarkt. Nicht durch eine Silly Season, stattdessen schafften gleich einige Teams zügig Fakten. Los ging alles mit Ferrari und Sebastian Vettel, die ihre Trennung zum Ende der Saison 2020 verkündeten. Die nächsten Dominosteine fielen in nahezu unmittelbarer Folge.

Als Nachfolger Vettels bestätigte die Scuderia Carlos Sainz. Das Cockpit des Spaniers bei McLaren wird Daniel Ricciardo übernehmen, der Renault somit nach nur zwei Jahren verlassen und eine klaffende Lücke reißen wird.

Die Nachfolge des Australiers bei Renault ist noch ungeklärt - hier setzte die Silly Season an. Von einer schnellen Rückkehr Nico Hülkenbergs über Valtteri Bottas bis hin zum großen Formel-1- und Renault-Comeback Fernando Alonsos wurden diverse große Namen gehandelt. Auch der Name Vettel, nachdem McLaren durch den Ricciardo-Deal schnell keine Option mehr war.

Sonderlich attraktiv für einen vierfachen Weltmeister erscheint Renault allerdings nicht, ganz im Gegensatz zu Mercedes. Vettel als Hamilton-Nachfolger oder -Teamkollege? Beide Varianten klingen zu schön, um wahr zu sein. Sind sie vielleicht auch.

Formel 1: Kalender 2020 komplett neu

Auf die Australien-Absage folgte zunächst kurz ein banges Warten: Wie sollte es weitergehen? Schnell folgten jedoch die nächsten vorläufigen Absagen von Bahrain und Vietnam. In weiterer Folge wurde über Wochen hinweg Rennen für Rennen auf unbestimmte Zeit verschoben. Monaco, Frankreich, Singapur, Niederlande, Japan und Aserbaidschan wurden komplett gestrichen. Alles andere kann potentiell noch nachgeholt werden.

An einem Punkt veröffentlichte die Formel 1 dann einen komplett neuen Rumpf-Kalender - ausschließlich mit Rennen in Europa. Genau acht, um die Bedingungen für einen WM-Status zu erfüllen. Auf zweimal Österreich folgt dabei Ungarn, dann ein weiterer Doubleheader in Silverstone bevor Spanien, Belgien und Italien den bis dato vorläufigen Kalender abschließen.

Lose geplant bzw. gewünscht sind dennoch weitere 7-10 Grands Prix. Aktuell deutet alles auf zunächst weitere Rennen in Europa hin, etwa in Mugello, Imola, Hockenheim oder Portimao. Danach hat die Formel 1 auch mit China und Vietnam noch nicht abgeschlossen. Um einen Trip nach Nordamerika (Kanada, USA, Mexiko) ist es ruhig geworden. Das Saisonfinale soll unterdessen mit einem Doppel in Bahrain und Abu Dhabi steigen. All das ist noch nicht terminiert.

eSports an allen Fronten: F1-Fahrer mal anders

Lang dauerte es nach der Absage des Australien GP nicht, dann hatten bereits diverse Portale für eine Alternative zur echten Formel 1 gesorgt: Simracing! Über Wochen hinweg wurden diverse virtuelle Meisterschaften oder Einzelevents ausgetragen. Nicht nur in der Formel 1, sondern in nahezu allen großen Rennserien. Auch Motorsport-Magazin.com stampfte im Mai vier Events aus dem Boden, den ersten MSM BMW M235i Cup by virtualracing.org

Für die mit Abstand größte Aufmerksamkeit sorgte jedoch die virtuelle Saison der Formel 1 selbst. Dank vieler aktueller Formel-1-Piloten im Grid, die auch über ihre eigenen Twitch-Auftritte streamten, war so nicht nur für virtuellen Sport, sondern auch beste Unterhaltung gesorgt. Charles Leclerc im Bananenkostüm lässt grüßen. Der Monegasse erwies sich auch sportlich schnell als Nummer eins - bis ihm plötzlich George Russell den Rang ablief und sich zum virtuellen Champion krönte. Ja, Williams kann noch gewinnen.

Formel-1-Teams in Schieflage

Weit weniger berauschend lief es für Williams in der Realität. Die erwischte das Traditionsteam mit aller Härte. Vor allem beim Team aus Grove hinterließ die Corona-Krise ihre Spuren - so sehr, dass sich nicht nur das Team, sondern die gesamte Williams-Gruppe letztlich zu einem drastischen Schritt entscheiden musste und nach Käufern sucht. Nicht nur von Minderheitsanteilen, womöglich auch zu Mehrheitsanteilen. Noch dazu kündigte Hauptsponsor Rokit seinen Vertrag.

Ähnliches macht McLaren durch. Das zweite britische Traditionsrennstall kämpft ebenfalls um sein Fortbestehen. Zunächst zeigte sich das nur durch angeordnete Kurzarbeit - die gab es jedoch auch bei anderen Teams. Was folgte war jedoch die bittere Ankündigung, mehr als 1000 Mitarbeiter entlassen zu müssen. Medienberichten zufolge soll auch McLaren nach Käufern suchen, noch dazu soll die Sammlung historischer Boliden womöglich zum Verkauf stehen nachdem staatliche Unterstützung durch die Regierung versagt blieb. Inzwischen versucht sich McLaren offenbar über die bahrainischen Mehrheitseigner flüssig zu halten.

Formel 1 im Shutdown und Kampf gegen Corona

Der offizielle Shutdown der Formel 1 im August wurde auf die Zeit unmittelbar nach dem ursprünglichen Australien-Termin vorgezogen und verlängert. Und das gleich mehrfach. Zunächst auf 21 Tage, dann auf 35 und zuletzt sogar auf ganze 63. Dafür gab es vor allem zwei Gründe: Erstens wollte die Formel 1 so im Sommer - zum normalen Termin des Shutdowns - Zeit für Nachholrennen schaffen. Zweitens ging es ganz einfach um Sparmaßnahmen.

Völlige Ruhe herrschte in den Fabriken dennoch nicht - fast alle Teams hatten eine alternative Beschäftigung gefunden, Hilfe im Kampf gegen das Coronavirus. Die in England ansässigen Teams formierten sich im ‚Project Pitlane’ und beteiligten sich an der Entwicklung von Atemhilfen. Auch in Italien unterstützen Pirelli und Ferrari die Gesellschaft. Ferrari fertigte zunächst Ventile, dann auch Atemhilfen. Hinzu kamen Geld- und Sachspenden wie Beatmungsgeräte und die Bereitstellung von Fahrzeugen für die Notfalldienste.

Nicht zuletzt halfen auch die Fahrer mit Spenden (Vettel) oder mit in Eigenregie organisierten Simracing-Events (Leclerc & Co).

Formel 1 auf Sparkurs: Regeln und Budgetgrenze angepasst

Der lange Shutdown allein reichte nicht, um Williams und McLaren aus dem Sumpf zu ziehen, auch nicht die weiteren Einsparmaßnahmen der Formel 1. Dabei waren diese gravierend. So wurde allem voran die Regel-Revolution von 2021 auf 2022 verschoben, gleichzeitig die Entwicklung für 2021 eingefroren. Die Teams müssen die kommende Saison also, vereinfacht gesagt, mit demselben Basisauto bestreiten wie 2020 - und das zu Teilen schon zum Stand des Saisonstarts.

Noch dazu einigten sich die Teams nach endlosen Diskussionen darauf, die für 2021 geplante Budgetobergrenze von 175 Millionen US-Dollar sofort auf deren 145 zu drücken, mit weiteren Senkungen in den Folgejahren. Weiterhin werden große Teile des Motors schon zu Saisonstart 2020 eingefroren. Nur im Winter werden noch große Updates möglich sein. Noch dazu wird nun - wie schon bei CFD und Windkanal - die Zeit auf den Motorenprüfständen begrenzt.

Formel 1 und Lewis Hamilton kämpfen gegen Rassismus

Auf die Corona-Hilfen folgten Initiativen im Kampf gegen Ungleichbehandlung und Rassismus - ein Thema, das durch den Tod George Floyds weltweit überall auf ganz groß auf die Agenda kam. Klarer Wortführer in der Formel 1 war hier wenig überraschend Lewis Hamilton. Der Brite rüttelte mit unzähligen Posts in den Sozialen Medien auf und unterstütze die #blacklivesmatter-Bewegung mit aller Kraft.

Zuletzt marschierte der Brite bei einem friedlichen Protest in London mit und startete mit der „The Hamilton Kommission“ sogar eine eigene Initiative, welche zugleich Ungleichbehandlung erforschen und Chancengleichheit fördern soll. Die Formel 1 startete ebenfalls eine von allen Teams unterstützte Kampagne - #weraceasone. Mit diesem Hashtag und Regenbögen an den Strecken, auf den Autos und anderen Stellen soll schon optisch Aufmerksamkeit für das Thema geschaffen werden.

Dabei soll es jedoch längst nicht bleiben. Eine Task Force soll eingerichtet werden, um die Beschäftigung unterrepräsentierter Gruppen in der Formel 1 zu verbessern. Hinzu kommt eine Stiftung, über die Praktika und Ausbildungen ermöglicht werden sollen.

Formel 1 2021 nicht mehr bei RTL, Sky sichert Exklusivrechte

Danner im Interview: Kein Free-TV schlecht für Formel 1 (26:21 Min.)

Kurz vor Ende der langen Corona-Pause noch einmal Breaking News - in TV-Deutschland. RTL verkündete sein Formel-1-Aus für 2021 - nach 30 Jahren. Nur einen Tag später folgte die Bekanntgabe durch Formel 1 und Sky, dass die die Königsklasse ab 2021 live und Exklusiv bei dem Pay-TV-Sender aus Unterföhring zu sehen sein wird.

Immerhin: Komplett im Bezahlfernsehen verschwinden wird die Formel 1 deshalb nicht. Vier Rennen will Sky auch frei empfangbar ausstrahlen, noch dazu hat der Sender einen neuen 24/7-Kanal angekündigt, bei dem es einzig und allein um Motorsport drehen wird. Generell soll nach allen Rennen auch zügig eine 30-minütige Highlight-Sendung folgen.