Formel-1-Weltmeister Mercedes verliert eine wichtige Schlüsselfigur für das Erfolgsteam rund um die Piloten Lewis Hamilton und Valtteri Bottas. Motorenchef Andy Cowell gibt seinen Posten als Managing Director bei Mercedes AMG High Performance Powertrains auf. Das für die Entwicklung der erfolgreichen Power Units zuständige Unternehmen wird bereits ab dem 1. Juli 2020 durch ein neues Management geleitet.

"Nach 16 angenehmen Jahren bei HPP habe ich mich entschlossen, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um meinen Posten zu räumen und mir eine neue Herausforderung im Engineering-Business zu suchen", so Cowell, der seit 2004 maßgeblich in die Entwicklung der Formel-1-Motoren von Mercedes involviert war.

"Andys Führung des Teams bei HPP war einer der Schlüsselfaktoren bei unseren WM-Erfolgen in den vergangenen Jahren. Er hat einen herausragenden Beitrag zu unserer Motorsport-Geschichte geleistet und ich habe unsere Zusammenarbeit seit 2013 sehr geschätzt und genossen", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff zum Abgang seines Motoren-Gurus. Dieser hatte ihn bereits im Januar über dessen Zukunftspläne in Kenntnis gesetzt.

Die neue Leitung von HPP besteht aus Hywel Thomas, Adam Allsopp, Richard Stevens und Ronald Ballhaus. Thomas wird den Posten des Managing Director bekleiden und für die F1-Power-Unit verantwortlich sein. Der Fokus von Allsopp liegt als Project One Powertrain Director auf dem Antrieb für Mercedes' Hypercar. Stevens und Ballhaus komplettieren als Operations Director respektive Finance and IT Director das neue Management.

"Unser neues Führungsteam bei HPP kennt das Geschäft in- und auswendig und ich bin überzeugt, dass sie das Unternehmen mit Energie und Innovationskraft in den kommenden Jahren vorantreiben werden", so Markus Schäfer, seines Zeichens unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender von Mercedes-AMG HPP.

Die neue Führungsstruktur bei Mercedes-AMG High Performance Powertrains (von links nach rechts): Ronald Ballhaus (Finance and IT Director), Adam Allsopp (Project One Powertrain Director), Hywel Thomas (Managing Director), Richard Stevens (Operations Director), Pierre Godof (Formula E Powertrain Chief Engineer), Foto: Mercedes-Benz
Die neue Führungsstruktur bei Mercedes-AMG High Performance Powertrains (von links nach rechts): Ronald Ballhaus (Finance and IT Director), Adam Allsopp (Project One Powertrain Director), Hywel Thomas (Managing Director), Richard Stevens (Operations Director), Pierre Godof (Formula E Powertrain Chief Engineer), Foto: Mercedes-Benz

Cowell bleibt für Übergangsphase bei Mercedes

Cowell wird Thomas in einer Übergangsphase bis mindestens Anfang 2021 mit Rat und Tat zur Seite stehen und darüber hinaus ein wichtiges Zukunftsprojekt der Mercedes-Benz AG unterstützen. "Ich habe die Möglichkeit sehr geschätzt, gemeinsam mit Markus und Toto an der zukünftigen Führungsstruktur des Unternehmens zu arbeiten und ich habe vollstes Vertrauen in die Fähigkeiten von Hywel und dem Team, um das Unternehmen voranzutreiben", so der 51-Jährige.

Wolff blickt dem Führungswechsel in seiner Motorenschmiede optimistisch entgegen: "Unsere Philosophie war schon immer, dass ein siegreiches Team eine dynamische Organisation ist und Veränderungen einen natürlichen Prozess der Weiterentwicklung darstellen. Ich bin besonders froh darüber, dass wir gemeinsam daran arbeiten konnten, eine neue Führungsstruktur aufzubauen, die auf der enormen Stärke des Teams in Brixworth beruht."

Thomas ist wie Cowell seit 16 Jahren bei Mercedes an Bord und dadurch mit den Abläufen im Unternehmen bestens vertraut. "Andy und ich haben die gesamte Zeit, die ich hier bin, zusammengearbeitet und ich bin dankbar dafür, dass ich in diesem Zeitraum viel von ihm und durch die großartigen Erfolge des Teams lernen konnte", sagt er.

Mercedes verliert mit Andy Cowell seinen Motoren-Guru

Trotz vieler Jahre Erfahrung tritt Thomas bei HPP in große Fußstapfen. Der 1969 im britischen Blackpool geborene Cowell setzte sich früh die Formel 1 zum Ziel. Während seines Maschinenbau-Studiums absolvierte er ein Jahr im Stipendien-Programm der britischen Rennwagenschmiede Reynard.

Mercedes: Wie die Rückkehr zum Formel-1-Alltag funktioniert: (06:36 Min.)

Nach der Universität wechselte er 1991 auf direktem Wege ins Absolventenprogramm von Cosworth Racing, wo er sich bis 1999 zum Chef-Ingenieur hocharbeitete. Nach einem Jahr als Head of Pre-Development für das Formel-1-Projekt von BMW kehrte er zu Cosworth zurück.

2004 ging Cowell zu Mercedes und war bereits im ersten Jahr als Chef-Ingenieur für die V10-Motoren von Mercedes-Ilmor verantwortlich. In den darauffolgenden Jahren leitete er das V8-Projekt mitsamt der Entwicklung des KERS Hybrid-Systems. Ab 2013 bekleidete er den Posten des Managing Director bei HPP.