Es sind auf den ersten Blick zwei Meldungen, die nicht zueinander passen: Renault will weltweit rund 10 Prozent aller Stellen - fast 15.000 Jobs sind damit betroffen - abbauen und gleichzeitig will der französische Automobilhersteller weiterhin einen Formel-1-Rennstall unterhalten.

Interimschefin Clotilde Delbos eröffnete diese Pläne am Freitag bei einer Analystenkonferenz. "Wir bestätigen, dass wir beabsichtigen, in der Formel 1 zu bleiben", sagte die Französin. Als Grund gab sie die kürzlich verabschiedeten Regeländerungen an.

"Die Budgetobergrenze kommt", sagte sie. "Wir haben viel weniger Geld ausgegeben als einige unserer Konkurrenten, die sehr viel Geld ausgeben. Wir sind in der Formel 1 und wir bleiben in der Formel 1 ", so Delbos.

Die Aussagen überraschen nicht nur angesichts der Ankündigung, fast 15.000 Stellen abzubauen. Der Konzern hofft noch immer über einen staatlich garantierten Kredit in Höhe von fünf Milliarden Euro, der noch nicht gewährt wurde.

Angesichts dessen erscheint ein Formel-1-Engagement wie ein Luxusproblem. Weil das Concorde Agreement Ende 2020 ausläuft, können Konzerne am Ende der Saison ohne weitere Probleme den Stecker ziehen. Durch die Coronakrise wurden die Ausstiegsszenarien mehrerer Hersteller immer bedrohlicher.

Während vor allem Mercedes, aber inzwischen auch Honda, zumindest Erfolge in der Formel 1 vorweisen können, hinkt das Werksteam von Renault seit Jahren seinen Zielen hinterher. Erfolglosigkeit gepaart mit wirtschaftlichen Problemen machen die Franzosen zum Ausstiegskandidaten Nummer eins.

Durch die Budgetobergrenze allerdings erhoffen sich nicht nur die kleinen Teams, endlich wieder eine realistische Chance zu haben, den Abstand zur Spitze zu verringern. Die Formel 1 soll dadurch auch aus finanzieller Sicht wieder zu einer interessanten Spielwiese werden.

Formel-1-Bekenntnis mit Notausgang

Budgets in der Höhe von 145 Millionen US-Dollar könnten komplett von Preisgeldern und Sponsoren gedeckt werden. Allerdings sind dafür auch sportliche Erfolge und große Sponsoren nötig. Es bleibt abzuwarten, ob Renaults Plan aufgeht.

Im Gegensatz zur Vergangenheit müssen sich die Hersteller nicht mehr langfristig verpflichten. Das neue Concorde Agreement sieht nach Informationen von Motorsport-Magazin.com Ausstiegsoptionen ohne Strafzahlungen nach jeder Saison vor. Renault könnte sich die neue Formel 1 also auch kurz ansehen und dann den Stecker ziehen.

Die Aussagen von Clotilde Delbos sind außerdem mit Vorsicht zu genießen: Delbos folgte auf Skandalchef Carlos Ghosn nur interimsweise. Am 1. Juli tritt Luca de Meo seinen Posten als Konzernchef an.