Die Formel 1 braucht Millionen, um zu funktionieren. Aber 2020 wurden noch keine Rennen gefahren, und daher floss auch kein Geld in die Kasse von Liberty Media, jenem Unternehmen, das die Formel 1 vermarktet und damit für die geschäftlichen Fragen zuständig ist.

Liberty ist sich der Gefahr durchaus bewusst, und hat bereits entsprechende Schritte eingeleitet, um die Krise abzufedern. Schließlich geht es nicht nur um ihren eigenen Erfolg. Von ihren Gewinnen wird jährlich ungefähr eine Milliarde in regelmäßigen Zahlungen auf die zehn Teams verteilt. Nur wenigen Teams stehen garantierte Beträge zu - kleineren Teams droht ohne den Zahlungen der Untergang, daher springt Liberty jetzt ein.

Liberty: 1.5 Milliarden für Formel 1

Intern wurden bei einer Umstrukturierung jetzt 1.5 Milliarden US-Dollar verschoben, das erklärte Liberty am Donnerstag in einer Presseaussendung. Das Unternehmen besitzt schließlich nicht nur die Formel 1, sondern auch andere Gruppen. Das wird nun genutzt: Durch die Umschichtung stehen der Formel-1-Seite des Unternehmens jetzt 1.4 Milliarden an flüssigen Mitteln zur Verfügung.

Mit diesen Mitteln will Liberty die Sicherheit des "Ökosystems Formel 1" garantieren. Gleichzeitig beginnt das Unternehmen bereits damit, jenen Teams unter die Arme zu greifen, denen ohne regelmäßige Gewinnzahlungen Gefahr droht.

Liberty mit Vorauszahlung an Formel-1-Teams

"Wir haben vorab der Team-Ausschüttung bereits bestimmten Teams Vorauszahlungen zukommen lassen", sagt Libertys CEO Greg Maffei am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Finanz-Analysten. Liberty selbst sei laut Maffei finanziell ausreichend abgesichert, doch kleine Teams hängen stark von den Gewinn-Ausschüttungen ab. "Es gibt Fälle, wo wir auch mehr als das tun könnten. Es gibt andere Dinge, die wir womöglich machen, um hilfsbedürftigen Teams unter die Arme zu greifen." Um welche Teams es sich handelt, definierte er nicht.

Libertys CEO Greg Maffei und F1-CEO Chase Carey, Foto: LAT Images
Libertys CEO Greg Maffei und F1-CEO Chase Carey, Foto: LAT Images

Ein "offenes Scheckbuch" sei das nicht, so Maffei, unterstreicht aber, dass das Unternehmen sehr wohl weiß, wie wichtig das Überleben der Teams für die Zukunft der Formel 1 ist: "Wir wollen sicherstellen, dass die Teams flüssig sind, denn sie sind ein Teil dessen, was wir brauchen, um 2020, 2021 und danach erfolgreich Rennen zu fahren."

Liberty mit Notfallplänen - auch für Saison-Ausfall

Wann es mit der Formel 1 wieder losgeht, kann noch immer nicht gesagt werden. Ein Saisonstart in Österreich am ersten Juli-Wochenende scheint gegenwärtig wahrscheinlich, ist aber über zwei Monate entfernt. Es kann noch viel passieren, und daher muss Liberty für alle möglichen Situationen vorausplanen, auch was die Finanzen betrifft.

"Wir haben Szenarien für null Rennen, bis hin zu 15 bis 18 Rennen", erklärt Maffei. "Rennen, die ohne Fans und nur mit den Teams ausgetragen werden. Wenn du Rennen ohne Publikum fährst, wirst du natürlich nicht so profitabel sein, vielleicht gar nicht profitabel." Geisterrennen könnten für Liberty nämlich neue Kosten mit sich bringen, da die Strecken ohne Zuschauer keinen Gewinn machen und sich daher von der Formel 1 Kompensation erwarten.

Und die Teams ebenso, denen stehen bei Geisterrennen schließlich genauso Kosten ins Haus. Libertys F1-Team um F1-CEO Chase Carey habe bereits viele Szenarien durchgespielt, wie die Saison 2020 aussehen könnte, sagt Maffei. Prognosen spart er sich - wie üblich seit Krisenbeginn.