Australien, Melbourne, Sonne satt. Beim Formel-1-Saisonstart Down Under herrschen normalerweise ideale Bedingungen für bestes Back-to-School-feeling. Ganz anderes präsentiert sich die Situation im Fahrerlager 2020. Das Coronavirus hält auch die Königsklasse fest im Griff.

Dass die F1 angesichts weltweit unzähliger Absagen oder zumindest Geisterspiele überhaupt in den Albert Park gereist ist, grenzt für manch einen an ein Wunder - oder einen Fehler, bis hin zu Ignoranz der ernsten Lage. Diesen Schuh ziehen sich Formel 1 und FIA nicht an, betonen bei jeder Gelegenheit mit welchen Maßnahmen sie COVID-19 begegnen.

Räikkönen: Wäre es nach Teams gegangen, wohl nicht in Australien

Doch wäre die einzig wirksame Maßnahme nicht schlicht die Absage gewesen? Geht es nach F1-Routinier Kimi Räikkönen, klingt es danach. „Ich weiß nicht, ob es richtig ist, dass wir hier sind“, grübelt der Finne am Donnerstag in Melbourne. „Vielleicht nicht. Aber es ist nicht unsere Entscheidung. Wenn es nur um die Entscheidungen der Teams ginge, dann wären wir vielleicht nicht hier.

Formel 1 2020: Erste Eindrücke aus Melbourne: (08:58 Min.)

Zwischen den Zeilen lässt sich hier die Kritik an den Serienbossen fast so deutlich herauslesen wie es Lewis Hamilton kurz darauf in der offiziellen FIA-Pressekonferenz formulierte. „Cash is king“, sagte der Weltmeister da, schien das dann gleich relativeren zu wollen, nur um dann zu bekräftigen, doch lieber bei seiner Meinung zu bleiben.

Kimi Räikkönen: Es geht auch um die Fans

Für Räikkönen unterdessen gilt es nun, schlicht das Bestmögliche aus der gegenwärtigen Lage zu machen. „Wir wollen das Risiko für alle minimieren. Nicht nur für uns, sondern auch für die Fans und deren Wohl“, sagt der Alfa-Romeo-Fahrer auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com, wie seltsam es sich für ihn anfühle, sich den Fans als einer der größten Publikumslieblinge überhaupt nicht nähern zu können.

Räikkönen weiter: „Und wie ich so gehört habe, sind im Fahrerlager ja ein paar Leute krank. Und niemand weiß schon, was dahintersteckt.“ Tatsächlich wurden am Mittwoch und Donnerstag insgesamt fünf Mitarbeiter von Formel-1-Teams mit Verdacht auf eine Infektion isoliert - einer von McLaren, vier von Haas. Das Testergebnis, ob wirklich das Coronavirus oder doch nur eine normale Erkältung dahintersteckt, steht noch aus.

Alfa Romeo 2020 in Trouble? Kimi witzelt über Testanalysen

Ebenfalls noch offen ist, ob der Australien GP wirklich durchgezogen wird. Zweifel bestehen hier noch immer. Das erste Kräftemessen der Formel-1-Saison 2020 könnte sich also noch verzögern. Für Kimi Räikkönen wäre das eine schlechte Nachricht - noch mehr Fragen nur auf Basis der für den Finnen stets völlig irrelevanten Ergebnisse der Testfahrten. „Zeiten?“, fragt Räikkönen auf eine schon sehr vorsichtige Frage dazu zurück, lacht und scherzt: „Die Zeiten sagen jedes Jahr die Wahrheit!“

Wenn man vollständig danach gehe, dann stimme es wohl, dass Alfa Romeo sich dieses Jahr wohl schwertue. „Aber ich denke nicht, dass irgendjemand beim Test mit vollem Speed fährt“, sagt Räikkönen. Noch dazu sei es in Barcelona im Februar viel zu kalt, um wirklich belastbare Schlüsse zu ziehen. „Deshalb würde ich mir nur wegen der Tests nicht zu große Sorgen machen - oder irgendwas machen.“

Räikkönen weiter: „Unser Auto fühlt sich auf jeden Fall besser an als letztes Jahr. Aber wo wir im Verhältnis zu den anderen stehen, gegen die wir letztes Jahr gefahren sind, da habe ich eben keine Ahnung. Das finden wir dieses Wochenende heraus. Hoffentlich sind wir im Kampf!“