Sie kam spät, aber sie kam: Rund 15 Minuten vor Sessionende des zweiten Testtags der Formel-1-Testfahrten 2020 in Barcelona sorgte ein Defekt am Alfa Romeo von Kimi Räikkönen für die erste rote Flagge dieses Winters. Zuvor hatte der F1-Weltmeister von 2007 noch die Tagesbestzeit erzielt. Sebastian Vettel gab unterdessen nach Krankheit sein Testdebüt im Ferrari, die Schlagzeilen bestimmte jedoch Mercedes mit einer neuen Innovation an der Lenkung des F1 W11.

Das Ergebnis: Späte Tagesbestzeit am zweiten Tag der Formel-1-Testfahrten in Barcelona. Rund 40 Minuten vor Sessionende schraubte Alfa Romeo die extrem weichen C5-Reifen an Kimi Räikkönens C39 - damit setzte sich der Finne in 1:17.081 Minuten an die Spitze des Tagesklassements. Sergio Perez fehlte eine Viertelsekunde. Der Racing-Point-Point hatte dafür allerdings die mittlere C3-Mischung verwendet.

Rang drei ging an Daniel Ricciardo im Renault (+ 0,658 Sek.). Der Australier hatte bei seinem Turn am Vormittag ebenfalls mit C3-Reifen seine persönliche Bestzeit gesetzt. Auf P4 folgte Alex Albon im Red Bull vor Pierre Gasly im AlphaTauri. Sebastian Vettel landete bei seinem ersten Einsatz im Ferrari SF1000 auf Rang sechs, war mit einer Mischung weicheren Reifen rund zwei Zehntel schneller als Charles Leclerc (P8) am Vormittag.

George Russell schaffte es im Williams mit P7 erneut in die Top-10. Lewis Hamilton und Lando Norris komplettierten diese vor Romain Grosjean, Esteban Ocon und Valtteri Bottas.

Die Rundentabelle: Wieder Mercedes on top. Schon am Vormittag hatte Lewis Hamilton 106 Runden abgespult, Valtteri Bottas legte am Nachmittag seiner Startnummer entsprechende 77 nach - bis ein Elektrik-Defekt seinen Tag vorzeitig beendete.

Auf den zweiten Platz der Fleißtabelle schaffte es Romain Grosjean. Der Franzose spulte im Haas 158 Runden ab. Es folgten Pierre Gasly im AlphaTauri (147) und Sergio Perez im Racing (145) vor Lando Norris im McLaren (137) Kimi Räikkönen im Alfa Romeo (134).

Als einziges Team blieb Renault (93) unterhalb der 100-Runden-Schallmauer.

Große Aufregung um Mercedes-Lenkung: Wieder war es Mercedes, das auch am zweiten Tag der Testfahrten in Barcelona das Top-Thema setzte. Dieses Mal ging es jedoch um das Werksteam, nicht den Motorenkunden Racing Point. Der hatte am Mittwoch noch mit einem stark an den Vorjahres-Mercedes angelehnten Look für Aufregung und Argwohn im Fahrerlager gesorgt.

Am Donnerstag hingegen drehte sich alles um eine neue technische Innovation am F1 W11. Auf den 2020 neuen Onboard-Aufnahmen bei Testfahrten war für aufmerksame Beobachter schnell zu erkennen, dass Lewis Hamilton sein Lenkrad zu Beginn von Geraden teilweise an sich heranzog, vor dem Anbremsen dann wieder zurück drückte.

Offenbar handelt es sich dabei um ein mechanisches System, das die Spur verstellen kann. In einer ohnehin angesetzten Pressekonferenz am Mittag bestätigte Mercedes-Technikchef James Allison die Existenz des ‚DAS’ genannten Systems. Legal und mit der FIA abgesprochen sei es jedenfalls.

Die Zwischenfälle: Das Wunder der Formel-1-Wintertestfahrten 2020 ist vorbei. Am zweiten Tag in Barcelona musste der Test erstmals per roter Flagge unterbrochen werden. Aber erst extrem spät: 17 Minuten vor Testende stand Kimi Räikkönen vor Kurve neun plötzlich still. Offenbar ein Defekt - das Dashboard zeigte „Anti-Stall“. Nur sechs Minuten ging es danach noch einmal weiter.

Einen sehr viel früheren Versuch hatte Pierre Gasly unternommen. Schon wenige Minuten nach Sessionbeginn um 9 Uhr verlor der Franzose eingangs der Gegengerade das Heck seines AlphaTauri. Und das bei extrem langsamer Fahrt, mit vielen Messgeräten ausgestattet. Bei nur vier Grad Außentemperatur war der Griplevel offenbar schlicht zu niedrig.

Bis zum nächsten nennenswerten Zwischenfall vergingen etliche Stunden. Gut eine Stunde nach Beginn der Session am Nachmittag drehte sich Valtteri Bottas in der schnellen Rechtskurve vor der letzten Schikane. Dort hatte es am Vortag auch Max Verstappen doppelt erwischt. Nur wenige Minuten nach Bottas der nächste finnische Dreher an selber Stelle: Kimi Räikkönen im Alfa Romeo hatte es auch erwischt.

40 Minuten vor Sessionende war es dann fast ein erstes Mal soweit. In Kurve vier verlor Romain Grosjean das Heck seines VF-10 und schlug rücklings in die Barriere ein. Dabei verlor sein Bolide die rechte Endplatte des Heckflügels, auch der Unterboden wurde in Mitleidenschaft gezogen. Aber: noch immer kein Rot! Grosjean humpelte den Haas zurück in die Garage.

In den letzten Minuten kamen sich Pierre Gasly und Lando Norris in der Schikane ins Gehege, das Missverständnis blieb ohne Folgen.

Die Sorgenkinder: Wirklich tiefe Sorgenfalten gab es keine, am ehesten noch bei Renault. Zunächst erwischten die Franzosen mit Daniel Ricciardo einen unrunden Vormittag. Nur 41 Runden. Zum Vergleich: Lewis Hamilton kam da bereits auf mehr als 100.

"Es gab ein kleines Problem beim Starten, also haben wir es um eine halbe Stunde verzögert. Sie mussten es nur schnell checken. Ich glaube, gestern gab es das auch. Aber ich denke, das war nur eine Vorsichtsmaßnahme“, berichtete Ricciardo. Bereits am Vortag hatte Ricciardo 90 Minuten Verzögerung erdulden müssen.

Damit nicht genug. In der Mittagspause entdeckte Renault eine Beschädigung am Unterboden, Esteban Ocon startete sein Programm mit einstündiger Verzögerung. Weniger ausgeprägt, aber ebenfalls mit etwas längeren Unterbrechungen durch Umbauten: Red Bull nach der Mittagspause, Ferrari am Vormittag und Williams am späteren Nachmittag.

Kurz vor Testende meldete Mercedes schließlich vorzeitigen Feierabend wegen eines Problems an der Elektrik des F1 W11.

Formel 1 Testfahrten Barcelona 2020: Ergebnis Tag 2

P.FahrerTeamZeitReifenRunden
1RäikkönenAlfa Romeo1:17.091C5134
2PerezRacing Point+ 0.256C3145
3RicciardoRenault+ 0.658C341
4AlbonRed Bull+ 0.821C2134
5GaslyAlphaTauri+ 1.030C2147
6VettelFerrari+ 1.063C473
7RussellWilliams+ 1.175C3116
8LeclercFerrari+ 1.244C349
9HamiltonMercedes+ 1.296C1106
10NorrisMcLaren+ 1.383C3137
11GrosjeanHaas+ 1.405C3158
12OconRenault+ 1.466C252
13BottasMercedes+ 2.216C277