Carlos Sainz ist 2019 verdient 'Mittelfeld-Weltmeister' der Formel 1. Nicht nur das, der McLaren-Pilot sicherte sich in Abu Dhabi auch den sechsten Platz in der Fahrer-WM und beendet das Jahr damit noch vor Pierre Gasly und Alex Albon, die beide den Vorteil einer halben Saison mit einem Red Bull genossen.

Formel 1 2019: Tops & Flops aus Abu Dhabi (15:40 Min.)

Die Entscheidung zu Gunsten von Sainz fiel aber erst in der letzten Runde, in einem WM-würdigen Showdown. Nachdem sich McLaren bei der Strategie verschätzt hatte, war Sainz aus den Punkten gefallen und lag zu Beginn von Runde 55 auf Platz elf. Er brauchte aber mindestens diesen einen Punkt, um den sechsten WM-Platz zu sichern.

Sainz-Attacke gegen Hülkenberg: Unvergesslich

Denn als in Abu Dhabi die letzte Runde begann, herrschte Punkte-Gleichstand zwischen Sainz und Pierre Gasly. Der hatte einerseits einen Vorteil: Bei einem Unentschieden würde der sechste Platz an Gasly gehen. Andererseits hatte er aber auch einen Nachteil: Nach einem Start-Crash fuhr er dem Feld chancenlos hinterher.

Nicht so Sainz, er begann seine letzte Runde nur wenige Zehntel hinter dem Zehntplatzierten Nico Hülkenberg. Und mit einem Reifen-Vorteil, er hatte kurz davor noch einen Boxenstopp absolviert. Hülkenberg hingegen rutschte vor ihm auf alten Hard-Reifen. Der letzte Punkt war in Griffweite. Trotzdem, in Abu Dhabi ist eine Attacke schwer. "Es war die aufregendste letzte Runde, an die ich mich erinnern kann, wie eine Weltmeisterschaft für mich", beschreibt es Sainz später.

"Ich kam nahe genug an Nico, um eine Attacke in Kurve neun zu versuchen, habe dann zurückgezogen", so Sainz. Die Sicherheits-Variante. Sainz wusste, dass am Ende der zweiten Geraden noch eine Chance auf ihn warten würde. Die letzte. "Aber ich habe den Schwung aus Kurve zehn nicht so mitnehmen können, wie ich wollte."

WM-Platz sechs war ernsthaft in Gefahr. Sainz war zu spät dran, zu weit weg, die Lücke zum Ausbremsen nur klein. Egal, jetzt oder nie: Er besann sich auf einen früheren Zweikampf gegen Sergio Perez. In einer ähnlichen Situation war es sich da ausgegangen: "Wenn es mit Perez funktionierte, dann muss ich es mit Nico jetzt zusammenbringen." Sainz feuerte den McLaren innen neben den Renault, schaffte mit stehenden Reifen gerade genügend Verzögerung - und ging vorbei. "Das war die letzte Chance, von ganz weit hinten."

Sainz-Showdown in Abu Dhabi nach Strategie-Fehltritt

Eigentlich hätte McLaren es sich wohl viel einfacher machen können. Sainz war immerhin aus den Top-10 gestartet. Aber ein früher Wechsel auf harte Reifen erwies sich als Fehler. McLaren und Renault hatten sich zu dieser Strategie verleiten lassen, aber dabei gegen Sergio Perez und Daniil Kvyat verloren, die erst spät stoppten und dann auf neuen Reifen durch das Feld pflügten.

Als sich abzeichnete, dass Perez und Kvyat vorbeigehen würden, entschlossen sich Sainz und McLaren zu einem zweiten Stopp und einem Schluss-Spurt auf Medium-Reifen. "Es war unsere einzige Chance auf Platz zehn", erklärt Sainz. "Ich wusste, Checo würde mich überholen. Draußen bleiben und Platz elf einfahren war es nicht wert." Der Stopp warf ihn zuerst zurück auf Platz 14, war aber die richtige Entscheidung: 13 Runden reichten, um sich zurück in die Punkte zu kämpfen.

Somit gehört Sainz der sechste Platz, mit einem Punkt Vorsprung auf Pierre Gasly. Alex Albon spielte im Finale schließlich nie eine Rolle - wie Sainz kam auch er zu früh an die Box und schleppte sich am Ende mit alten Hard-Reifen ins Ziel. Für ihn wird es in der Debüt-Saison WM-Platz acht.