Am Donnerstag vor dem USA GP wurden von der Formel 1 und der FIA in Austin die neuen Regeln für die Zeit ab 2021 vorgestellt. Die Reaktionen darauf fielen teilweise sehr zaghaft aus, auch bei Sebastian Vettel. Der teilt die Abneigung vieler gegenüber der aktuellen Fahrzeuggeneration nicht, äußert dafür aber berechtigte Zweifel an der Zukunft.

"Auf dem Papier sehen die Ideen immer großartig aus, aber das muss sich jetzt erst einmal materialisieren", fordert Vettel wenige Stunden nach der Regel-Präsentation von Austin Geduld ein. Mit Argwohn beäugt er die ewig leidigen Themen der F1-Fahrer - die Autos werden schließlich langsamer, und noch schwerer.

Vettel verteidigt aktuelle Regeln: Schnell macht Formel 1 aufregend

Die Rundenzeiten der Formel 1 werden durch die neuen technischen Regeln ab 2021 auf jeden Fall langsamer, so viel ist sicher. Am Donnerstag standen wieder drei bis dreieinhalb Sekunden im Raum, so viel langsamer soll es werden. Weniger Aero ist dafür verantwortlich - diese Reduktion soll aber gleichzeitig Zweikämpfe einfacher machen. Also quasi der Schritt zurück, nachdem 2017 die Autos verbreitert und verschnellert worden waren.

F1-Sportchef Ross Brawn hob diese letzte Änderung bei der 2021er-Präsentation gleich als Negativbeispiel hervor. "Dieser große Sprung beim Abtrieb war, um die Autos schneller zu machen - 'das müsse die Formel 1 besser machen'. Letztendlich hat es alles nur schlechter gemacht." Für diese "undurchdachte" Änderung hat Brawn nur Kritik übrig.

Sebastian Vettel hält später aber dagegen: "Nein, gar nicht. Die Autos sind seit 2017 viel spektakulärer. Jetzt wissen wir, was die Autos können. Davor waren sie ziemlich langsam! Natürlich hatten wir sehr wenig Luftwiderstand, das war toll auf den Geraden, aber das war nicht gerade aufregend für uns."

Erster Überblick: Neue Formel 1 Regeln 2021 sind da: (09:30 Min.)

"Ich denke, wir waren alle zufrieden, weil die Autos dann schnell waren", rechtfertigt Vettel die Regelanpassung. "Die Leute lieben die Autos so mehr. Du siehst, dass sie echt schnell sind. Das muss auch das Spektakel der Formel 1 sein, eine Formel 1 muss das schnellste Auto sein, dass du je gesehen hast."

Vettel sorgt sich für 2021 weiter um Gewicht

Jetzt wird die Formel 1 also langsamer - und außerdem schwerer. Die Fahrer haben sich seit Monaten dagegen ausgesprochen, angeführt von Vettel und Lewis Hamilton. Fans des Gewichts findet man unter ihnen keine - die gibt es woanders. "Andere Leute, andere Interessen", meint Vettel. Er erhält seine Kritik auch nach der Präsentation aufrecht: "Der Trend beim Gewicht ist für mich die falsche Entscheidung."

Das neueste Konzept der Formel 1 für 2021, Foto: Formula One Media
Das neueste Konzept der Formel 1 für 2021, Foto: Formula One Media

"Das liegt ein Stück weit an den Sicherheitsmaßnahmen, das akzeptiert auch jeder", räumt Vettel ein. "Aber leider auch an der Power Unit. Das ist wirklich der größte Unterschied, wenn du die Formel 1 von heute mit der von vor zehn, 20 Jahren oder noch weiter zurück vergleichst."

Das die Fahrer hier nichts bewirken würden, schien von Anfang an klar: Die Regelhüter von FIA und die Vermarkter von Liberty entschieden sich früh, die schweren Hybrid-Motoren für die nächste Regelperiode zu übernehmen. Neu hinzu kommen Dinge wie Standardteile oder die neuen Reifendimensionen. Am Gewicht war nie viel zu rütteln, auch monatelange Beschwerden der Fahrer halfen da nichts. Nur andere Motoren hätten geholfen. Das stand aber außer Frage.

Vettel mahnt: 2021 erst einmal abwarten

Aber auf der Strecke gesehen hat die 2021er-Autos ja noch niemand. Also sagt auch Vettel: "Wir haben unsere wichtigsten Punkte angesprochen. Wie viel wir davon erreichen, sehen wir dann, wenn wir diese Autos erst einmal fahren. Wie viel langsamer sie sind, wie viele Freiheiten die Teams noch haben."

Positiv klingt das nicht, eher vorsichtig. Mehr als Warten können die Fahrer jetzt nicht mehr: "Am Ende des Tages ist es egal, wie die Autos aussehen. Wenn das Racing besser ist und es uns mehr Spaß macht, dann ist es ein Erfolg. Schauen wir also, die Zukunft wird es zeigen."

Überblick: Neuerungen zur Formel 1 Saison 2021

  • Einführung der Budgetobergrenze von 175 Millionen US-Dollar + Ausnahmen
  • Größere Reifen: 18 Zoll statt 13 Zoll
  • Neue Aerodynamik: Ground-Effect soll für weniger Dirty Air sorgen
  • Autos werden schwerer: Mindestgewicht steigt von 743 auf 768 Kilogramm
  • Performance wie etwa 2016: Weniger Aerodynamik + mehr Gewicht kosten 3,5 Sekunden
  • Motoren bleiben fast identisch
  • Sicherheitsniveau weiter angehoben
  • Standardisierte Komponenten und Open-Source-Teile sollen Kosten senken
  • Getriebeentwicklung wird eingefroren
  • Fahrwerk stark vereinfacht
  • Maximal 25 Rennen pro Saison
  • Wochenendformat wird angepasst: 3 statt 4 Tage
  • Technische Abnahme bindend: Keine neuen Teile über das Wochenende