Der Mexiko GP der Formel 1 nahm für Nico Hülkenberg in der letzten Kurve noch ein unschönes Ende. Beim Versuch, den neunten Platz gegen einen heranstürmenden Daniil Kvyat zu verteidigen, kam es zur Kollision mit dem Toro Rosso. Rückwärts schlug Hülkenberg in die Begrenzung ein und konnte sein Auto danach gerade noch mit hängendem Heckflügel über die Linie schleppen.

Punkt gibt es trotzdem - denn Kvyat kassierte für die Attacke zehn Strafsekunden und zwei Strafpunkte, das brachte Hülkenberg zurück auf Platz zehn. Diese Strafe will Kvyat nach dem Rennen partout nicht verstehen. Er sieht es anders als Hülkenberg, und anders als Stewards und Rennleitung, die allesamt klar die Schuld beim Toro Rosso sehen.

Kvyat gegen Mexiko-Stewards: Wurde uns anders versprochen

Für die Stewards war der Unfall von Hülkenberg und Kvyat in Mexiko ein klarer Fall. Kvyat fuhr Hülkenberg in der letzten Kurve innen mit dem Frontflügel auf das rechte Hinterrad, und löste einen Dreher aus. "Was ich von den Stewards gehört habe ist, dass es nicht eindeutiger hätte sein können", bestätigt FIA-Rennleiter Michael Masi.

Das ist ganz und gar nicht die Auffassung von Kvyat. "Die Strafe nervt mich ziemlich", sagt der Toro-Rosso-Pilot und versucht die fehlgeleitete Attacke mit dem von der FIA ausgegebenen Prämisse "let them race" zu rechtfertigen: "Weil uns wurde gesagt, dass wir rennfahren dürfen."

"Nico hat sich verteidigt, ich habe angegriffen, und diese Dinge passieren, besonders in der letzten Runde, in der letzten Kurve", sagt Kvyat über die Attacke. "Ich glaube, die Leute wollen Racing sehen, und wenn wir dafür bestraft werden, damit killen sie den Sport."

Hülkenberg versteht Kvyat - und versteht Strafe

Kvyats Rechtfertigung ist für sein Opfer Hülkenberg auch bis zu einem gewissen Punkt verständlich: "Als Rennfahrer ist er irgendwie auch verpflichtet, es zu versuchen. Das kann man ihm nicht wirklich vorwerfen. Aber natürlich musst du es sauberer machen, ohne Kontakt, ohne andere in die Mauer zu schießen." Daher das Fazit: "Natürlich ist er schuldig. Ich habe ihm viel Platz gelassen und er hat mich ganz leicht am Hinterrad angeschoben. Das ist alles, was es braucht, um ein Auto umzudrehen."

Hülkenberg tief im Mittelfeld von Mexiko, Foto: LAT Images
Hülkenberg tief im Mittelfeld von Mexiko, Foto: LAT Images

"Er hätte mich wohl am Ausgang der letzten Kurve ohnehin geholt", mutmaßt Hülkenberg, der in den letzten Runden auf über 50 Runden alten Hard-Reifen nur mehr herumrutschte. "Schon davor ließen sie nach und Verbremser wurden häufiger. Es wurde schwierig, und auf den letzten beiden Runden ging es nur noch ums Überleben."

Hülkenberg mit falscher Strategie - Ricciardo zeigt, was geht

Hülkenberg kostet Kvyats Aktion einen Punkt - zwei Plätze verlor er durch den Crash, einen gewann er dank der Strafe für Kvyat wieder zurück. Aber mit dem Rennen war er sowieso nicht zufrieden. "Es war ein gutes Rennen - wir haben einfach viel zu früh gestoppt", klagt er. "Nach dem Stopp steckte wir einfach im Verkehr fest. Und haben gekämpft. Und jedes bisschen Kämpfen hat unsere Pace ruiniert."

"Ich wäre gerne länger draußen geblieben", sagt Hülkenberg zu Motorsport-Magazin.com. Er war auf Medium losgefahren, nach 18 Runden holte ihn Renault schon zum einzigen Stopp. "Der Reifenzustand war okay, damit hätte man noch zehn Runden fahren können. Das müssen wir diskutieren."

Stattdessen kämpfte er damit, die Hard-Reifen für 52 Runden am Leben zu halten. Auch die Tatsache, dass Renault aufgrund eines technischen Defektes das dritte Training hatte aussetzen müssen, half nicht. "Wir haben ein paar Dinge über Nacht verändert, die wir dann nicht testen konnten", erklärt er. "Im Rennen fühlte ich mich nicht ganz gut im Auto, war nicht vollends glücklich."

Teamkollege Daniel Ricciardo zeigte aber, was noch ging, und holte sich im Rennen Platz acht. Anders als Hülkenberg - überhaupt als einziger Fahrer im Feld - wählte er den Hard als Startreifen, und fuhr damit einen starken 50-Runden-Stint vor einem Schlussspurt auf Medium: "Es war überraschend, dass ich damit am Ende der Einzige war." Fast schaffte er noch Platz sieben - aber am Racing Point von Sergio Perez fand er trotz besserer Reifen keinen Weg vorbei.