Der Mexiko GP ist für Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg das erste Rennen, bei dem sie ohne die automatische Bremsbalance-Verstellung auskommen müssen, die in Japan zum Wertungsausschluss beider Renault-Fahrer geführt hat. Laut der Entscheidung der FIA ist das verbannte System technisch zulässig, wird allerdings als Fahrhilfe eingestuft und ist damit verboten.

Eine Einschätzung, die Ricciardo nicht teilt. Denn er macht deutlich, dass es sich dabei nicht um ein unfehlbares System gehandelt habe, auf das sich die Fahrer blind verlassen konnten: "Ich habe immer mit meinem Ingenieur besprochen, ob und wo ich es benutzen möchte. Die Einstellung der Bremsbalance ist abhängig von den Reifen und deren Temperatur. Vielleicht möchte man die Einstellung lieber selbst vornehmen, wenn sich die Reifen verändern", erklärte der Australier.

Das System konnte programmiert werden, sodass sich die Bremsbalance automatisch abhängig von der Position auf der Strecke auf die festgelegten Werte verstellt hat. Das hatte natürlich Vorteile, wie Ricciardo einräumte: "In der ersten Kurve können die Vorderräder immer schnell blockieren. Mit dem System konnte man die Bremsbalance schnell nach hinten verschieben."

Dass die Hilfe nun nicht mehr genutzt werden kann, hat laut Ricciardo keine große Auswirkung, auf seine Fahrweise. "Es ist jetzt nicht so, dass ich verwirrt oder verloren wäre. Es war bequem, das System zu nutzen. Aber jetzt ist es auch gut, wie es ist", sagte Ricciardo nach der Qualifikation in Mexiko, die er auf dem 13. Platz abschloss. Der 30-Jährige erklärte weiter: "Um ehrlich zu sein verstelle ich in wahrscheinlich mehr als 50 Prozent der Rennen die Bremsbalance gar nicht. Ich moduliere die Bremswirkung eher mit meinem Fuß. Wenn ich merke, dass die Vorderräder blockieren, löse ich die Bremse ein bisschen."

Ricciardo kritisiert Bezeichnung des Bremssystems

Die Bezeichnung des verbotenen Systems als Fahrhilfe ist für Ricciardo unverhältnismäßig: "Die Disqualifikation vom Rennen ist eine harte Strafe. Deswegen denken vielen, dass mehr hinter dem System steckte." Er kritisiert die Wortwahl auch beim Vergleich zu anderen Systemen, die den Fahrer unterstützen, aber legal sind. "Mir fällt sofort die Servolenkung ein. Das ist eine massive Fahrhilfe. Du kannst einstellen, ob das Lenkrad leicht- oder schwergängiger sein soll. Ich bin mir sicher, dass niemand in der Formel 1 eine Runde ohne sie schaffen wurde. Am Ende bedeutet das, dass niemand von uns ohne sie leben könnte, ohne die Bremshilfe geht es schon."

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Mexiko GP: (10:06 Min.)

Der Neuzugang bei Renault ist bei seinem alten Arbeitgeber Red Bull Racing nicht mit einem vergleichbaren System in Berührung gekommen. "Ich habe nie viel darüber nachgedacht. Ich habe es nie infrage gestellt und bin nie gefragt worden, ob wir es bei Red Bull gehabt haben", sagte er.