1. - S wie Startaufstellung

Unverhofft kommt oft - doch diesmal war es eigentlich erhofft. Ferrari startet auch heute in Mexiko von der Pole Position ins Rennen - zum jetzt bereits sechsten Mal in Folge. Tatsächlich formieren Charles Leclerc und Sebastian Vettel sogar die gesamte erste Reihe der Startaufstellung für das Formel-1-Rennen in Mexiko (Start heute 20:10 Uhr, live bei RTL, Sky, F1 TV sowie im ORF und SRF).

Das Qualifying gewannen die Ferrari-Piloten wider Erwarten vieler Beobachter jedoch nicht. Max Verstappen erzielte die schnellste Zeit. Allerdings kassierte der Red-Bull-Pilot für Missachten gelber Flaggen drei Strafplätze, startet somit nur aus Reihe zwei, direkt neben Lewis Hamilton (P3).

Dahinter folgen Alex Albon und Valtteri Bottas. Mercedes geht jedenfalls zu 90 Prozent davon aus, den Silberpfeil des Finnen nach dessen Crash im Qualifying straffrei reparieren zu können. Die McLaren von Carlos Sainz und Lando Norris sowie die Toro Rosso von Daniil Kvyat und Pierre Gasly komplettieren die Top-10. Nico Hülkenberg startet von P12.

2. - S wie Start

Der Start in Mexiko zählt zu den Extremsten des Rennkalenders. Warum? Weil der Weg bis zum ersten Bremspunkt mit 811,1 Metern sonst nur noch in Russland länger ist. Jede Menge Zeit also für neue Windschatten-Spielchen - wie eben zuletzt in Sotschi. Aber: Durch die dünne Höhenluft in Mexiko-Stadt (2.285 Meter über NN) ist der Windschatten weniger effektiv.

Dennoch hatte sich Leclerc schon auf diesen Vorteil gegen Verstappen gefreut. "Dieses Mal starte ich nicht von Pole, sondern von P2. Hoffentlich kann ich den Windschatten von Max nutzen", spekulierte Leclerc noch vor der Verstappen-Strafe. Doch nun sind die Karten neu verteilt. Jetzt muss Leclerc verteidigen - und ausgerechnet Sebastian Vettel kann wieder angreifen. Die gleiche Ausgangslage also wie in Russland? Wieder mit gewissen Absprachen?

Der Startsprint in Mexiko ist eher ein Marathon, Foto: LAT Images
Der Startsprint in Mexiko ist eher ein Marathon, Foto: LAT Images

Fraglich, ob Leclerc da wieder mitspielt. Für den Monegassen ist der Start ganz besonders wichtig - noch mehr als sonst schon. "Wir müssen aus dem Start Kapital schlagen, denn danach werden hier alle Probleme haben. Es ist hier sehr schwer, hinterherzufahren. Wir werden versuchen, gleich in Kurve eins die Chance zu nutzen", sagt Leclerc. Vettel sieht das - mit einem Augenzwinkern - anders: Es geht nicht nur um die erste Gerade. Entscheidend ist die letzte Kurve der letzten Runde. Da musst du in der richtigen Position herauskommen."

3. - S wie Strategie

Die von Leclerc genannten Probleme beziehen sich vor allem auf die Reifen. Obwohl Pirelli im Vergleich zum Vorjahr eine Nummer härter gewählt hat, spielt nicht nur der Abbau, sondern auch der Verschleiß auch 2019 noch eine elementare Rolle. Auf den Longruns am Freitag löste sich mancher Reifen regelrecht auf.

Besonders Hamilton macht sich deshalb Sorgen. "Wir hatten eine schnelle Pace, aber die Reifen sind schon zur Hälfte der Länge, die Ferrari fahren konnte, gestorben", klagt der Weltmeister. "Wir haben aber Änderungen vorgenommen, mit denen es hoffentlich besser läuft." Toto Wolff spricht unterdessen schon von möglichen Risiken bei Mercedes: "Wenn wir nach dem Start festhängen, ist natürlich unsere einzige Chance, etwas anders zu machen. Und das werden wir, wenn wir glauben, dass es eine bessere Pace bringt."

Zumindest in Sachen Reifenwahl sieht es im ersten Stint schon einmal gut aus. Allerdings auch nicht besser als für Ferrari und Red Bull Alle Top-Teams qualifizierten sich auf Medium für Q3. Damit können sie die seitens Pirelli als bestmöglich genannte Strategie wählen. Die Italiener empfehlen zwei Stopps mit Start auf dem Medium. Nach 20 bis 23 Runden soll dann ein weiterer Medium-Stint dieser Länge folgen, ehe der Hard für den Zielstint montiert werden soll.

Insgesamt sei es jedoch sehr schwer, die Strategie zu prognostizieren. Ursache dafür sind die sich über das Wochenende sehr wechselhaft präsentierenden Witterungsverhältnisse (s.u.) und damit Streckenbedingungen. Einzig von einer Einstopp-Strategie rät Pirelli ganz klar ab. Das sei ein sehr hoher Anspruch, heißt es.

4. - S wie Safety Car

Nie zu vergessen ist bei der Taktikplanung ein Safety Car. Gerade wenn Abbau und Verschleiß derart groß sind, bringt ein frischer Reifen besonders viel. Bekommt man den zum zeitsparenden Sonderpreis namens Safety Car, umso besser. Die Wahrscheinlichkeit für einen Einsatz Bernd Mayländers ist in Mexiko keinesfalls zu unterschätzen.

In Mexiko schepperte es dieses Wochenende schon kräftig, Foto: LAT Images
In Mexiko schepperte es dieses Wochenende schon kräftig, Foto: LAT Images

Weil die Boliden in der Höhe mehr als 20 Prozent Abtrieb verlieren, liegen sie extrem nervös. Die Fehler- und Abfluggefahr steigt über Gebühr. Das zeigten bereits die bisherigen Sessions. Gleich drei Crashes verzeichneten wir vom ersten Training bis zum Qualifying. In den vier Vorjahren kam Bernd Mayländer zumindest zweimal zum Einsatz.

5. - S wie Schauer

Während der Sessions wurde die Formel 1 dieses Wochenende noch weitgehend von Regen verschont. Doch nachts schüttete es über Mexiko-Stadt heftig. So startete zumindest das dritte Training erst einmal auf feuchte Fahrbahn. Am Rennsonntag könnte das nun anders aussehen.

Pünktlich zum Rennstart erreicht die Regenwahrscheinlichkeit ein neues Maximum an diesem Wochenende: fast 60 Prozent, die sich im Lauf des Nachmittags auf bis zu 76 erhöhen. Damit wären alle Karten komplett neu gemischt. Vorteil Verstappen? Womöglich.

6. - S wie Sextett

Oder Vorteil Lewis Hamilton? Regen kann der Weltmeister bekanntlich auch ganz gut. Wir sagen nur Silverstone 2008. Gebrauchen könnte er Sahnetag jedenfalls richtig gut. Dann könnte sich Hamilton bereits im viertletzten Saisonrennen zum Weltmeister krönen.

Wie das gehen soll? Er muss mindestens 14 Punkte mehr holen als Valtteri Bottas. Ein Podium ist also Pflicht. So viel ist klar. Ansonsten gibt es in diesem Jahr wegen des Bonuspunkts für die schnellste Rennrunde unfassbar viele Szenarien. Der WM-Rechner zeigt alle auf:

Hamilton selbst interessiert sich dafür nicht: "Ich denke nicht an die WM. Ich denke nur daran, wie ich dieses Rennen gewinnen kann."

7. - S wie Sieger

Doch kann er es gewinnen? Gigantisch groß schätzt Hamilton seine Chancen jedenfalls noch immer nicht ein. Mexiko lag Mercedes schon in den Vorjahren nicht. "Red Bull war ziemlich schnell auf den Longruns", sorgt sich Hamilton. "Und wir hatten da zu kämpfen. Ich denke, dass Red Bull weg sein wird. Sie sind hier jedes Jahr die schnellsten. Ich weiß nicht warum, aber sie habe ein klasse Chassis und es eine von Max' Lieblingsstrecken. Deshalb lautet das Ziel morgen Podium. Aber natürlich versuche ich, auch zu gewinnen!"

Und Ferrari, jetzt immerhin mit perfekten Karten in Reihe eins? Erwartet ein enges Rennen. Ein sehr enges sogar, geht es nach Sebastian Vettel. "Auch mit Mercedes", beschwört er. "Ich weiß nicht, was heute mit denen los war, aber morgen werden die auch schnell sein", sagt Vettel.

Leclerc fürchtet mehr den anderen Gegner. "Red Bull, und Max im Speziellen, waren schon gestern hier im Longrun sehr stark. Es wird also schwierig", sagt der Monegasse. "Aber alles ist möglich!"