Motorsport ist ein grauenhafter Sport. Und doch lieben wir ihn alle so sehr. Das Verschmelzen von Mensch und Maschine, der Kampf Mann gegen Mann, der Kampf gegen die Uhr, das scheinbare Außerkraftsetzen der Physik, des Möglichen.

Und so sehr wir die Grenzen heute technisch ausreizen können, so perfekt die Analyse-Methoden der Ingenieure sind, so hochentwickelt und hochfest die Faserverbundstoffe sind: Motorsport ist gefährlich.

Wenn wir bequem Zuhause vor dem TV sitzen, die perfekt stabilisierten Onboard-Aufnahmen in 4K-Auflösungen sehen, da gerät das Risiko schnell in Vergessenheit. Die jüngere Motorsportvergangenheit in professionellen Serien zeigt auch: Autos und Strecken sind so sicher, es kann nichts mehr passieren.

Auf grausame Art und Weise lehrt uns dieser wundervolle Sport dann doch von Zeit zu Zeit wieder, wie falsch wir doch liegen. 300 Stundenkilometer auf dem steinharten rauen Asphalt, der für uns die Welt bedeutet, können und werden nie einhundert Prozent sicher sein. Erst bei einem Unfall wird uns beim Anblick der Fahrzeuge und dem Ausmaß der Zerstörung wieder klar, welch rohe Gewalt bei solchen Geschwindigkeiten wirkt.

Zum Glück bleibt die Überlebenszelle in den allermeisten Fällen intakt. Leider gibt es für alles Grenzen. Im Falle von Anthoine Hubert wurden die Grenzen überschritten. Uns allen wird wieder klar, was auf jedem einzelnen Ticket gedruckt ist: Motorsport is dangerous.

Wie lächerlich scheint heute die Diskussion über die Einführung des Cockpitschutzes Halo? Wenn die Ästhetik schon als Gegenargument gebracht wird, ist es in der modernen Zeit nicht mehr populär, für die Sicherheit zu kämpfen. Tage wie heute zeigen, dass Kämpfer für die Sicherheit unseren Sport nicht kaputt machen. Sie halten ihn am Leben, wie so viele Fahrer.

Anthoine Hubert leider nicht. Auch wenn es heute scheint, dass solche Unfälle und solche Folgen nicht zu verhindern sind: Der Motorsport, allen voran die Formel 1, hat aus Unfällen gelernt. Fahrer steigen heutzutage nach vielen Unfällen, die vor Jahrzehnten noch tragisch geendet wären, aus ihren Autos, als wäre nichts gewesen. Dinge, die vor Jahren noch undenkbar schienen, wurden möglich gemacht.

Heute war es nicht möglich, heute geschah das Undenkbare. Jetzt müssen wir alle unseren Teil dazu beitragen, dass wir schon möglichst bald bei ähnlichen Unfällen - die es zweifellos geben wird - sagen können: Vor X Jahren war es noch undenkbar, aus diesem Auto unversehrt auszusteigen. Und wenn wir unseren Teil nur dazu beitragen, indem wir uns nicht über die Ästhetik beschweren.